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EBRACH: Ebrach – viel mehr als Kloster und Knast

EBRACH

Ebrach – viel mehr als Kloster und Knast

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    Über vier Jahrzehnte in einem Buch: Bürgermeister Max-Dieter Schneider, Autorin Barbara Gülta und der Leiter des Museums der Geschichte Ebrachs, Viktor Fieger, (jeweils von links) beim Blick in die soeben erschienene neue Chronik der Marktgemeinde. Sie umfasst den Zeitraum von Januar 1968 bis März 2011 und setzt das einst von Theodor Haas mit dem ersten Band begonnene Werk fort.
    Über vier Jahrzehnte in einem Buch: Bürgermeister Max-Dieter Schneider, Autorin Barbara Gülta und der Leiter des Museums der Geschichte Ebrachs, Viktor Fieger, (jeweils von links) beim Blick in die soeben erschienene neue Chronik der Marktgemeinde. Sie umfasst den Zeitraum von Januar 1968 bis März 2011 und setzt das einst von Theodor Haas mit dem ersten Band begonnene Werk fort. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Urwald, Sumpf, vielleicht eine Burg – viel dürften die Zisterzienser wohl nicht vorgefunden haben, als sie 1127 an den einsamen Ort im Tal der mittleren Ebrach kamen. Und so wie Ebrach heute vielmehr ist als Kloster und Knast und seine Geschichte nicht mit der Säkularisation 1803 stehen geblieben ist, so hat sich hier gerade in der jüngeren Vergangenheit viel getan und verändert. Höchste Zeit also, die bis ins Jahr 1967 reichende Chronik von Theodor Haas bis in die Jetztzeit fortzuschreiben.

    Der anspruchsvollen Aufgabe, diese Zeitspanne von 1968 bis März 2011 für die Nachwelt zu fixieren hat sich mit viel Herzblut die Ebracher Historikerin und Journalistin Barbara Gülta gestellt.

    Vielleicht ist es gerade diese Kombination, die das druckfrische Werk so lesbar und lesenswert macht. Aufgrund der Tatsache, dass sie, Jahrgang 1964, hier seit frühester Kindheit lebt, ist Barbara Gülta profunde Kennerin gerade jenes Teils der Ortsgeschichte, der nun zum Gegenstand ihrer Arbeit wurde.

    Als Historikerin, die Volkskunde, Kunstgeschichte und alte Geschichte studiert hat, verfügt sie zudem über das nötige Fachwissen.

    Und als Journalistin weiß sie, worauf es beim Schreiben ankommt. Während ihrer Tätigkeit bei der Zeitungsgruppe Main-Post hat sie dabei viele Artikel über Ereignisse in Ebrach selbst verfasst, auf die sie nun zurückgreifen konnte.

    „Es war die schönste Arbeit in meinem ganzen Leben.“

    Barbara Gülta, Autorin der zweiten Ebracher Chronik

    Die Autorin hat aber auch die Gelegenheit ergriffen, um im ersten Band „ausgeblendete“ Lücken aus der Kriegs- und Nachkriegszeit wie den Einmarsch der Amerikaner oder das Schicksal der im Steigerwaldort gestrandeten Evakuierten, Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aufzuarbeiten.

    Trotz aller Schwerpunkte, die aufgrund der Fülle an Themen und Material gesetzt werden mussten, ist eine kompakte Rückschau auf die vergangenen über vier Jahrzehnte herausgekommen.

    Der Hauptteil des 360-Seiten-Werks beschäftigt sich mit der durch die Gebietsreform kräftig gewachsenen politischen Gemeinde inklusive ihrer Einrichtungen oder ihrer Ehrenbürger und Träger der Bürgermedaille, mit den beiden Kirchengemeinden, verschiedenen Ebracher Institutionen von der Jugendherberge über JVA, Polizeistation und Postamt bis hin zum Seniorenheim und dem Forstbetrieb sowie mit den beiden Schulen am Ort, der Volks- und der Realschule. Weiter geht es mit den kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in der Marktgemeinde, den Sportstätten, Sportheimen und Freizeiteinrichtungen und den zahlreichen Vereinen, ehe zum Abschluss die erwähnten besonderen Ereignisse in der jüngeren Geschichte folgen. Darunter fallen auch die „Auftritte“ der Außerparlamentarischen Opposition (APO) in Ebrach Ende der 60er Jahre.

    Der große Vorteil für Barbara Gülta war, wie schon erwähnt, dass sie nicht nur selbst hier gelebt und viel mitbekommen hat, sondern schon seit vielen Jahren fleißig Material sammelte, bei allen sich bietenden Gelegenheiten vorsorglich Zeitzeugen befragte und viele Ereignisse selbst journalistisch begleitete. Sie betont: „Ich hatte mir insgeheim schon immer gewünscht, dass ich so was mal machen darf.“ Trotzdem gingen noch einmal gut eineinhalb Jahre intensiver, aber in ihren Augen „fürchterlich spannender“ Arbeit ins oberfränkische Land, bis das Werk vollendet war.

    Dass sie ihre Aufgabe buchstäblich gelebt hat, zeigt sich, wenn Gülta regelrecht ins Schwärmen gerät und bekennt: „Es war die schönste Arbeit in meinem ganzen Leben.“ Wo es erforderlich war, habe sie dabei jedwede Unterstützung erhalten, sei es von der inzwischen ganz überraschend gestorbenen Archivarin Helene Hehberger, sei es vom Forschungskreis, was etwa die Bebilderung anbelangt, oder vom Gemeinderat und den Damen und Herren der Gemeindeverwaltung.

    Damit das Buch auch fleißig gelesen wird, habe sie stets darauf geachtet, „dass ich Fleisch auf die Knochen kriege und so schreibe, dass es jeder versteht“. Dafür sprechen kurze, eingängige Sätze und der weitgehende Verzicht auf Fachbegriffe. So kann Bürgermeister Max-Dieter Schneider auch nach der ersten Lektüre bestätigen, dass sich „die Chronik schön und flüssig liest“.

    Zur Übersichtlichkeit des Nachschlagewerkes trägt zudem die „Zweiteilung“ bei. So beschränkt sich die Verfasserin im ersten Teil auf die wichtigsten Informationen und die „harte Nachricht“. Wer Näheres erfahren und wissen will, wird unter den jeweiligen Anmerkungen im zweiten Teil fündig.

    Nachdem die Ur-Chronik aus der Feder von Studiendirektor Theodor Haas inzwischen vergriffen ist, kommt der Folgeband jetzt der Marktgemeinde gerade recht. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Oberfrankenstiftung kann das handliche Buch für 19,50 Euro angeboten werden.

    Und wenn die Druckauflage von 1200 Exemplaren im Museum der Geschichte Ebrachs und im Rathaus über den Verkaufstisch gegangen ist, winkt sogar ein kleiner finanzieller Gewinn. Das Interesse ist jedenfalls jetzt schon riesig, betont Bürgermeister Schneider.

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