Den Warnstreik im bayerischen Großhandel hat die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ausgeweitet. Seit Freitagmorgen sind auch die Beschäftigten des Edeka-Lager-Standorts Gochsheim zum Ausstand aufgerufen. Seit 4 Uhr ist die Belegschaft mit der Frühschicht im Ausstand. Über die Morgenschichten verteilt haben sich laut Ver.di-Streikführer Peter König "deutlich über 70 Prozent" der Mitarbeiter an dem Warnstreik beteiligt. Über den Vormittag verteilt seien dies 75 Streikende gewesen.
6,5 Prozent mehr Geld gefordert
Laut König hat die Geschäftsführung geklagt, dass schon jetzt, noch vor der zweiten Verhandlungsrunde, zum Streik aufgerufen werde. Das habe aber gute Gründe: "Wir wollen einen Tarifabschluss, schnell und knackig", sagt König. Laut der zentralen Pressemitteilung der Gewerkschaft hat der Streikauftakt gezeigt, "dass die Beschäftigten über das Verhalten der Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen mehr als verärgert sind". Diese hätten in der ersten Verhandlungsrunde am 8. April die Ver.di-Forderung schlicht abgelehnt und selbst gar kein eigenes Angebot gemacht, was "die Geduld der Beschäftigten überstrapaziert" habe.
Die Forderungen lauten 6,5 Prozent mehr Geld, 100 Euro mehr im Monat für Auszubildende sowie eine Erhöhung der Zulage für besondere Tätigkeiten von 60 auf 80 Euro im Monat. Und: Die Tarifverträge im Groß- und Außenhandel sollten wieder für allgemeinverbindlich erklärt werden. Gerade dies sei eine wichtige Forderung, damit sich nicht weiterhin 70 Prozent der Arbeitgeber ausklinken und die Tariftreuen so übervorteilen könnten, so König. Nur noch 30 Prozent in der Branche hielten sich an den ausgehandelten Tarifvertrag.
Streik auf Samstag ausgeweitet
Die Stimmung der Streikenden beschreibt König als gut und kämpferisch. Freitagmittag teilte er dieser Redaktion mit, dass die Streikversammlung beschlossen habe, den Ausstand im Gochsheimer Edeka-Lager auf Samstag auszudehnen. Damit solle die Streikwirkung verstärkt und verhindert werden, dass fürs Wochenende unter großem Stress der Beschäftigten nachgearbeitet wird.
Mit einer wirtschaftlichen Leistung von mehr als 130 Milliarden Euro jährlich ist laut Ver.di der bayerische Großhandel, "gemessen am Umsatz, die deutlich größte Branche in Bayern". Ohne den täglichen Einsatz der rund 260 000 Beschäftigten seien diese Zahlen nicht zu erzielen. Die nächste Verhandlungsrunde findet am kommenden Freitag, 10. Mai, in München statt.