Von 1917 bis 1957 lebte der aus Sand am Main stammende Volksschullehrer und spätere Berufsschuldirektor Robert Anton Schmitt in Gerolzhofen. Wie kein anderer prägte er in diesen vier Jahrzehnten als Kunst- und Kulturschaffender das Leben in der Stadt. Eine sehenswerte Ausstellung von Museumsleiter Bertram Schulz im Alten Rathaus zeichnet das künstlerische Schaffen und den Lebensweg dieser vielseitigen Persönlichkeit nach.
Traditionell rechtzeitig zum Herbstfest wurde die Retroperspektive jetzt in der Rüstkammer eröffnet.
Auf akribischer Spurensuche
In akribischer Art und Weise hatte sich Bertram Schulz im Vorfeld der Herbstausstellung diesmal an die Fersen von Robert Anton Schmitt geheftet. Er hatte dazu in den Archiven gekramt und Zeitzeugen befragt, wie er überhaupt allen Spuren nachgegangen war, die der Lehrer, Musiker und Maler hinterlassen hat.
Die wichtigsten und interessantesten Funde sind in der Ausstellung zu sehen. Sei es in Form von Gemälden, Zeichnungen, Fotos, Schriftstücken oder persönlichen Gegenständen wie seinem Dirigentenstab. Als Glücksfall erwies sich in diesem Zusammenhang, dass Schmitts Sohn Robert Maria im hohen Alter wieder nach Gerolzhofen zurückgekehrt ist.
Ohne seine Hilfe und vielen Leihgaben aus seinem großen Fundus wäre die Präsentation in dieser Form auch bei aller Unterstützung, die Bertram Schulz erfahren hat, nicht möglich gewesen. Dieser dankte ebenso allen anderen Leihgebern.
Neben Robert Maria Schmitt konnten Bürgermeister Thorsten Wozniak und Bertram Schulz auch dessen Sohn Wolfgang Felix (Mainz), mithin ein Enkel von Robert Anton Schmitt, als Angehörigen aus dem engsten Familienkreis begrüßen.
Aus Schmitts Geburtsort Sand am Main war der lokale Heimatforscher Edwin Zösch zusammen mit dem Zeiler Heimatkundler Heinrich Weisel und Kreisheimatpfleger Christian Blenk (Oberaurach) gekommen.
Man könne eine wunderbare Linie bei Bertram Schulz und Klaus Vogt erkennen – und dieser erfolgreichen Linie blieben die beiden Museumsleiter treu, stellte der Bürgermeister in seiner Eröffnungsrede fest. So würden regelmäßig Künstler, Maler und Persönlichkeiten ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, die von hier stammen oder hier gemalt und gewirkt haben. Robert Anton Schmitt sei eine der Persönlichkeiten gewesen, die nachhaltige Spuren in der Stadt hinterlassen haben, so Wozniak.
Der Bürgermeister zeigte sich überzeugt, dass sich auch diese Ausstellung besonderer Beliebtheit erfreuen werde, so wie die anderen Ausstellungen, die sich bisher mit Gerolzhöfer Geschichte und Geschichten beschäftigten und über Gerolzhöfer berichteten.
Eigentlich müsste der Titel der Ausstellung nicht „Robert Anton Schmitt – ein Kunst- und Kulturschaffender in Gerolzhofen“ heißen, sondern „ein vergessener Kunst- und Kulturschaffender“, stellte Bertram Schulz eingangs seiner Ausführungen fest. Schließlich liege der Höhepunkt von Schmitts Wirken 70 Jahre zurück.
Viele Zeitzeugen leben noch
Zum Glück gebe es aber neben seinem Sohn noch verschiedene Zeitzeugen, die ihn kannten. Ebenso fänden sich immer noch zahlreiche Gemälde und Zeichnungen des Hobbymalers in Gerolzhöfer Stuben.
In der Ausstellung habe man versucht, Schmitts Lebensweg und insbesondere sein Schaffen in Gerolzhofen nachzuzeichnen, so Bertram Schulz. Dies tat dann der Museumsleiter noch einmal in seiner Rede, indem er Schmitts vielfältige Aktivitäten in Volksschule, Berufsschule, Liederkranz, Orchesterverein und Kirchenchor sowie als Organist in der Stadtpfarrkirche im Zeitraffer Revue passieren ließ.
Der Liederkranz zum Beispiel würdigte mehrfach Schmitts Treue zum Gesangverein und seine hohe schöpferische Geisteskraft als Dirigent über all die vielen Jahre ab 1919.
Anlässlich der Versetzung von Robert Anton Schmitt in den Ruhestand und seiner Verabschiedung aus Gerolzhofen, war Ende Oktober 1957 in der Zeitung zu lesen: „Die Impulse, die die Persönlichkeit Robert Schmitts auf das kulturelle Leben Gerolzhofens ausstrahlte und die es dann lange Zeit entscheidend beeinflussten, kamen aus einem schöpferischen Herzen. Vielleicht wirkten diese Impulse gerade deshalb so nachhaltig, weil darin die Freude an allem Schönen und Guten, die Freude an Gesang, Musik, Theater und Malerei mitschwang.“
Es ist, wie gesagt, eine sehenswerte Ausstellung, mit der es der Gerolzhöfer Museumsleitung einmal mehr gelungen ist, Verstaubtes und Vergessenes wieder ans Licht zu holen.
Die Herbstausstellung des Gerolzhöfer Stadtmuseums über das Leben und Lebenswerk von Robert Anton Schmitt ist noch bis mindestens Sonntag, 6. November, in der Rüstkammer des Alten Rathauses zu sehen.
Robert Anton Schmitt Robert Anton Schmitt lebte von 1917 bis 1957 in Gerolzhofen. Er war zunächst Leiter der Berufsschule Gerolzhofen, später dann Berufsschuldirektor. Der gebürtige Sander begründete in der Stadt einen Orchesterverein, war langjähriger Dirigent und Ehrenchormeister des Gesangvereins „Liederkranz“, Dirigent des katholischen Kirchenchors und außerdem Organist in der Stadtpfarrkirche. Musik und Malerei waren für Schmitt lebenslange Passion. Viele seiner Gemälde und Zeichnungen sind heute noch in Gerolzhöfer Stuben zu finden. novo