(ul) Rätsel über Rätsel: Die Brüder Gerhard und Hermann Dereser wüssten schon gerne mehr über die Geschichte des denkmalgeschützten Gartenhäuschens auf ihrem Grundstück in der Mainstraße. Aber die „Ahnenforschung“ erweist sich als schwierig.
„Die Oma hat immer erzählt, das Häuschen wäre aus den Steinen gebaut worden, die beim Bau des Rathauses übrig gewesen seien“, erinnert sich Hermann Dereser. Das aber, so weit sind die Brüder mit ihren Recherchen schon, stimmt wohl nicht. Im 17. Jahrhundert errichtete das Juliusspital Würzburg in Bergrheinfeld eine Vogtei sowie das Rathaus und die Zehntscheune. In den Akten des Juliusspitals jedoch fänden sich keinerlei Hinweise auf dieses zweigeschossige Gartenhäuschen, erklärt Hermann Dereser. Das Gartenhäuschen stamme vielmehr aus dem 19. Jahrhundert. In einem alten Lageplan aus dem Jahr 1845 sei es eingezeichnet. Und der große Garten sei damals bereits geteilt gewesen.
Wegen der unmittelbaren Nähe zum alten Pfarrhaus und zur Maria-Schmerz-Kirche vermuten die Brüder heute, dass es sich vielleicht um einen Pfarrgarten gehandelt haben könnte. 1692 sei das Pfarrhaus gebaut worden. Vielleicht habe einer der Geistlichen diesen Garten gekauft und später das Gartenhaus auf die Mauer gesetzt. „Die Sekretärin im Rathaus hat mir versprochen, im Diözesanarchiv einmal nachzufragen“, erzählt Hermann Dereser. Denn das Rätsel um das einzigartige Gartenhaus lässt ihm keine Ruhe.
Schon 1992 berichtete diese Zeitung einmal über das Gebäude. „Das in Unterfranken einzigartige Gartenhaus in Bergrheinfeld droht zu zerfallen“, stand da zu lesen. Damals hat sich Gerhard Dereser einen Kostenvoranschlag zur Sanierung des „Türmchens“ machen lassen. „Der belief sich auf 30 000 Mark“, erinnert er sich. „Das kann ich günstiger“, dachte er sich und machte sich ans Werk. Und sein Bruder sagt lachend: „Wir haben das in die Wiege gelegt bekommen, unser Vater hat auch schon alte Trümmer gesammelt.“
Erst wurde das Dach erneuert. „Das war das erste Dach, das ich selbst gedeckt habe“, so Gerhard Dereser. Dann wurde das Fachwerk freigelegt, die Holzbalken wurden teilweise ersetzt, und das Häuschen wurde neu gemauert und verputzt. Dabei hat Dereser das Funktionsfachwerk in ein Sichtfachwerk verwandelt und dem Gebäude so eine ansehnliche Note verliehen.
Ursprünglich hat das Haus mit zwei Seiten auf der Mauer und auf den anderen beiden Holzpfosten gestanden. Diese wurden entfernt, und das Untergeschoss wurde gemauert. Ferner wurden die Fenster – Spezialanfertigungen – ausgetauscht, und die Treppe im Inneren wurde neu angelegt.
Aus dem Obergeschoss des „Türmchens“ hat der Bauherr eine gute Stube gezaubert – „mit allem, was man halt so auf dem Sperrmüll findet“. Seit zirka fünf Jahren erstrahlt das Gartenhaus aus der Zeit der Romantik wieder in neuem Glanz. Am Tag des offenen Denkmals, am 11. September, kann es von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden, dieses zweigeschossige Gartenhaus mit Walmdach auf dem Bergrheinfelder Anwesen Mainstraße 14.