Und so herrscht denn in der Gerolzhöfer Stadtbibliothek, die es bereits Ende 1998 auf einen Bestand von 22 000 Büchern gebracht hatte, auch momentan reges Treiben. Und alle angebotenen Medien sind gut nachgefragt.
Morgen vor einer Woche waren es allerdings etwas weniger Besucher als an den anderen Samstagen. "Wenn das Wetter derart schön ist, sind die Leute schon 'mal schneller im Geomaris als bei uns in der Bibliothek," kennt Gudrun Schuller als Angestellte bei der Stadtbibliothek ihre "Kundschaft".
Doch auch in den Sommerferien bleiben die Leser ihrer Bücherei treu. So auch die Gerolzhöferin Kerstin Krammer-Kneißl. Warum liest sie und lässt sich nicht einfach via TV berieseln? "Klar, der Fernseher ist schneller eingeschaltet als ein Buch aufgeklappt und gelesen, aber mein Favorit ist trotz allem das Buch. Es ist beeindruckender und das geschriebene Wort ist sehr, sehr wertvoll, wertvoller als das gesprochene und prägt sich besser ein," ist sie sich sicher.
Eigene Sprache wird besser
Im Gegensatz zu sonst habe sie sich heuer zwar hauptsächlich Zeitschriften in der Bibliothek ausgeliehen, aber ich musste wegen meines Studiums sehr oft in die Universitätsbibliothek, und dort lag ich mit Büchern zu," lacht die 29-Jährige. Für sie ist ein Buch auch ein Mittel zur inneren Einkehr. Zudem sei es beruhigender etwas zu lesen, als sich etwas im Fernsehen anzusehen. Und bei noch etwas sei die gebundene Lektüre hilfreich: Sie helfe, die eigene Sprache zu verbessern.
Das Buch von Dietrich Schwanitz "Bildung - Alles, was man wissen muss" bewertet sie als sehr lesenswert, denn es sei interessant zu erfahren, von was man nach Ansicht des Autors eine Ahnung haben sollte -"auch wenn ich nicht immer mit ihm übereinstimme," schmunzelt die Gerolzhöferin. Das Buch, das jeder einmal gelesen haben sollte, ist für sie jedoch Emily Brontës einziger Roman Sturmhöhe , der 1847 erschienene englischer Klassiker der Schauerromantik.
Ebenfalls in die Sparte der schönen Literatur gehört einer der Bücherei-Renner im Jahre 2001: Margaret Lawrences Roman "Bevor das Eis bricht" handelt von der Hebamme Hannah Trevor und wurde bereits 14 Mal in diesem Jahr verliehen. Es gehört auch im Sommer zu den beliebten Büchern.
Die Bibliotheks-Hitliste mit allen Medien führen jedoch überraschend die CD-ROMs an, von denen die Bücherei zirka 400 besitzt. In einer Auswahl von sechs der silbernen Scheiben ist allerdings nur die Beilage zum Excel 7 für Windows 95 -Buch etwas für Erwachsene . Die restlichen tragen Bezeichnungen wie: "Eine Woche voller Samstage", "Neues von Petterson und Findus" sowie "Das tapfere Schneiderlein".
Schon mit drei dabei
Über Nachwuchs an "Kunden" kann sich die Bibliothek folglich nicht beschweren. Auch in diesem Sommer gehörten die Größeren und Kleineren, beziehungsweise ihre Eltern, zu den fleißigen Ausleihern - und das nicht nur von CD-ROMs. Er zählt zwar erst drei Lenze, doch trotzdem fühlt er sich in der Bücherei pudelwohl. Dass das nicht nur die Mama sagt, sieht man an seinen leuchtenden Augen, wenn er eines seiner Lieblingsbücher entdeckt oder durch die Spielecke flitzt.
Der junge Gerolzhöfer freut sich immer, wenn er sich Bilder- und Vorlesebücher sowie Spiele, von denen es ungefähr 300 gibt, aussuchen darf, mit denen er sich dann zu Hause mit seiner Mutter beschäftigen kann. "Wenn wir ihm die Bücher ein paar Mal vorgelesen haben" kann er sie quasi schon auswendig, freut sich seine Mutter und fährt fort: "Prinzipiell mag er Bücher lieber als fernsehen,". Ein besonderes Glitzern in die Augen bekommt Marco übrigens bei den Bilderbüchern "Die Hexe Pomperipossa" und "Mal mir einen Apfelbaum", ein Buch, in dem die Grund- und Mischfarben erklärt werden.
51 Harry-Potter-Medien
Der Buchhit des Jahres "Schokolade zum Frühstück - Das Tagebuch der Bridget Jones", dessen gleichnamige Verfilmung vor kurzem in den Kinos anlief, entwickelte sich in der Bücherei nicht zum Sommer-Renner, weil er gar nicht zum Bestand der Bibliothek gehört.
Dafür kommen Harry Potter-Fans gründlich auf ihre Kosten: Satte 51 Medien findet der Computer der Stadtbibliothek unter seinem Namen. Das neue Namensdefinitionsbuch ist allerdings noch nicht darunter. Auch bei den englischsprachigen Büchern führen Harry und seine Freunde aus der Zauberschule: Neun Mal wurden der erste, zweite und vierte Band in diesem Jahr jeweils geliehen, und auch im Sommer sind diese drei Bände munter am Reisen.
Wer derzeit ein Harry Potter - Buch oder eine -Kassette leihen möchte, wird einiges an Wartezeit auf sich nehmen müssen, denn fast alle Harry-Medien sind verliehen und dann auch schon wieder vorbestellt. Damit steht der Sommerhit der Stadtbibliothek fest.
Nicht ganz so gut schneidet da Jostein Gaarders 1993 erschienenes Buch "Sofies Welt" ab. Noch vor einiger Zeit ein Dauerrenner in der Bibliothek, wurde das Buch in diesem Jahr erst zwei Mal ausgeliehen. Dafür sind die restlichen Bücher des Norwegers Gaarder mit fünf und acht Ausleihen recht gut ausgelastet und auch die Sofie -Kassetten stehen weit oben auf der Beliebtheitsskala - alle sind diesen Sommer über verliehen.
Rund 2000 CDs verfügbar
Bei den CDs - rund 2000 sind in der Bibliothek verfügbar - führt Anastacia mit "Not that kind" die Liste an und gerade jetzt im Sommer ist die CD kaum zu bekommen: Denn wenn sie nicht gerade verliehen ist, ist sie schon wieder reserviert. Die tönenden Silberscheiben stehen auch bei Kindern und Jugendlichen Kids hoch im Kurs: In schöner Regelmäßigkeit wechseln sich auf der Hitliste Musik- mit Märchen-CDs ab. Gefragt sind neben "Der König der Löwen" auch Klassiker wie "Der kleine Prinz" und Kurt Helds "Die rote Zora", die jetzt im Sommer ebenfalls gerne geliehen wurden.
Einen Hang zum Überschreiten von Leihfristen in den Sommermonaten sieht Thea Brandl von der Stadtbibliothek nicht: "Zum einen haben wir ja bereits eine lange Leihfrist von vier Wochen. Außerdem können unsere Leser die Leihfristen telefonisch und persönlich verlängern, und das wird dann auch gerne in Anspruch genommen." Aber auch hier zeichne sich keine übergebührliche Nutzung ab.
Internet als" Stabi"-Renner
Als weiterer Bibliotheksrenner stellte sich auch das Internet heraus. Die drei Plätze zum Surfen, Chatten und Mailen waren den ganzen Sommer über sehr gut besetzt. Ebenfalls sehr beliebt waren zu Beginn der Sommerferien Reise- und Stadtführer. Bereits zu Pfingsten ließ sich dieser Trend schon erkennen. Nicht zuletzt muss jedoch man nicht unbedingt in ein Flugzeug steigen um zu verreisen und fremde Welten und Kulturen kennen zu lernen. Bücher sind auch hier echte Freunde.
Das kann Christine Heim nur bestätigen: Die Wiesentheiderin lieh sich Gerd Ruges "Sibirisches Tagebuch" aus. Ihre Bibliotheks-Renner liegen jedoch normalerweise eher bei den CD-ROMs, Sparte Sprachkurse, die sie in ihrer Freizeit büffelt. Sehr beeindruckt war sie von Donna W. Cross' Roman "Die Päpstin", ein Buch, das sie nur weiterempfehlen kann. Lachend gesteht die 20-jährige ein, dass bei ihr derzeit allerdings weder das Fernsehen noch die Bücher auf Platz eins stehen: "Im Sommer treffe ich mich am allerliebsten mit Freunden."