"Noch schöner als gedacht" – so lautete das Fazit von Röthleins Bürgermeister Peter Gehring nach den ersten 100 Tagen im Amt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. An der Corona-Situation leider auch nicht, stellt Peter Gehring nun nach 365 Tagen pragmatisch fest.
Die Pandemie hat das erste Amtsjahr maßgeblich beherrscht: Viele Dinge, auf die er sich als Bürgermeister gefreut hat, sind ausgefallen. Vereinsfeste, Ehrungen, Hochzeiten, der Neujahrsempfang – Veranstaltungen, bei denen man auch als Bürgermeister mal "Mensch sein kann" und ungezwungen in geselliger Runde erfährt, wo vielleicht der Schuh drückt.
Die Arbeit im Gemeinderat bezeichnet Gehring als "gut und konstruktiv". Das Gremium hat sich bestens eingearbeitet, viele neue Gesichter machen die Arbeit bunter. Es wird mehr diskutiert, das findet Gehring schön. So sollte Demokratie stattfinden, wenn sich die ehrenamtlichen Gemeinderätinnen und -räte mit Engagement für ihre Heimatgemeinde einsetzen.
Transparenz und frühzeitige Informationen sind dem jungen Bürgermeister wichtig, allerdings macht es Corona schon schwieriger, findet Gehring, alle zu erreichen. Gerade im Gemeinderat ist es aktuell anstrengender, sich jenseits der Sitzungen abzusprechen und Strategien für die Entwicklung der Gemeinde abzustimmen. Dafür gab es kürzlich eine Online-Sitzung mit den Vereine, die ist wohl gut angenommen wurde.
Viele Bauvorhaben stehen in den Startlöchern
Die Stimmung im Rathaus ist bestens, die Unterstützung in der Verwaltung groß. Gemeinsam mit dem Gemeinderat wurden viele Vorhaben angestoßen – eine große Erleichterung, findet Gehring. So ist die Architekturvergabe für die Generalsanierung der Grundschule weitestgehend abgeschlossen, die Weichen sind gestellt, um die Grundschule fit für die Zukunft zu machen. Viele weitere Bauvorhaben stehen in den Startlöchern, Gehring nennt hier das Bürgerhaus in Hirschfeld, den Mehrgenerationenplatz in Röthlein und die Dorfstraßenverschönerung in Heidenfeld.
Es läuft also gut in der Großgemeinde, Gehrings einziger Wermutstropfen im ersten Amtsjahr ist die Bauprojektverschiebung vom Heidenfelder Kindergarten. Da sollte alles längst losgehen. Die Kinder sind bereits seit Monaten ausgelagert, aber der einzige Angebotsrückläufer lag mehr als 60 Prozent über der Kostenschätzung, das konnte und wollte sich die Gemeinde nicht leisten. Nun ist neu ausgeschrieben und der Bürgermeister hofft auf ein akzeptables Angebot.
Die Aufgabe des Klosters
Und auch die Nachricht von der Aufgabe des Klosters hat Gehring ziemlich kalt erwischt. Die Einrichtung ist fester Bestandteil Heidenfelds und dazu ein wichtiger Arbeitgeber. Mittlerweile ist aber klar: Kloster und Gemeinde werden gemeinsam ein Konzept für die Nachnutzung erstellen lassen.
Für die kommunale Arbeit gibt es viel Lob; fast etwas erstaunt stellt der 42-Jährige fest, dass "verhältnismäßig wenig gemeckert wird", auch wenn manche Bürger wohl glauben, Bürgermeister und Verwaltung wären die Dorfpolizei, stellt Gehring augenzwinkernd fest. Er wünscht sich da mehr "Ehrlichkeit und Rücksichtnahme", um kleinere Konflikte, meist geht es um das Parken oder Straße kehren, selbst mit dem Nachbarn aus dem Weg zu räumen.
Viele Bürgerinnen und Bürger zeigen aber "tolles Engagement" zur Stärkung des Gemeindewohls und haben gute Ideen, um die Gemeinde schöner zu machen. Gehring nennt hier die Corona-Hilfe, die Nachbarschaftshilfe und das Regionalbudget, in dessen Rahmen 2020 gleich zwei Projekte mit bürgerlichem Engagement realisiert werden konnten. "Das ist super und wird hier gerne unterstützt", sagt Gehring stolz.
