Groß wird die bekennende Schweinfurterin Christiane Michal-Zaiser in besonderer Umgebung: Die Eltern Fritz und Edeltraud Michal führen ein Bestattungsunternehmen, was für die Tochter den Umgang mit dem Thema Tod von Anfang an zur Normalität macht. Ab und zu begleitet Christiane ihren Papa bei einer Überführungsfahrt, sitzt dann auf dem Beifahrersitz, der Sarg im Fond des Leichenwagens. Aber das stört sie nicht. Sie und ihr vier Jahre jüngerer Bruder Ralf (42) haben „relativ früh“ mitgeholfen im Betrieb, haben Botengänge übernommen und Holzkreuze beim Schreiner Schirmer in der Hadergasse abgeholt. Die OB-Kandidatin von proschweinfurt lacht heute darüber. Bekannte haben damals zum Mädchen – mit dem Holzkreuz auf dem Rücken und auf dem Heimweg in die Lange Zehntstraße – gesagt: „Da kommt der Jesus“.
Christiane hat das Heranwachsen mitten in der Stadt genossen. Sie erinnert sich der Rollschuh-Rennen um den Block, der Schlittenfahrten im Fichtelsgarten. In St. Salvator hat sie den Kindergarten besucht und ist aufgefallen, wenn sie der Papa mangels Zeit mal wieder mit dem Leichenwagen dort abliefert. In der Frieden-Grundschule landet sie in einer reinen Mädchenklasse, findet Jungs, wie die 44 Klassenkameradinnen auch, „doof“, weshalb sie ins Morata-Mädchen-Gymnasium überwechselt. Sie gibt zu, dass „ich mich durchgequält habe“ zum Abitur. Hieß dort nicht eine Lehrerin Gudrun Grieser? Die Kandidatin rechnet mit der Frage: „Ja, in Englisch, aber Grieser war eine gute Lehrerin und gerecht“, sagt sie beim Gespräch im Wildpark, ihrem „Lieblingsplatz“.
„Leicht beeinflusst“ vom Vater („Lern was G'scheits“) absolviert sie in Schweinfurt eine Banklehre, entscheidet sich danach zum Jurastudium, „weil alle BWL gewählt haben“. Dass sie Passau als Studienort auswählt, nennt sie „lebensprägend“. Weit weg von zuhause, unabhängig sein, alleine zurechtkommen, das habe „ich gewollt und durchgezogen“.
In der Referendarzeit kommt sie zurück in die Heimatstadt, landet mehr zufällig im Rathaus, wo sie für Thomas End, damals Ordnungsreferent, heute Kollege im Stadtrat (SPD) und in der Kanzlei Hofmann-Beck, ein Gutachten zum Wahlbeamtentum erstellt. Nach dem Zweiten Staatsexamen (1994) arbeitet Michal-Zaiser kurz für die Kanzlei Schauer, seit 1995 als Angestellte bei Beck und Hofmann als Rechtsanwältin, Schwerpunkt Arbeitsrecht. Bis heute gehört sie der Kanzlei in der City an, in der ein Ex-OB (Petzold), Ex-Stadtrat (Hofmann) und zwei amtierende Stadträte (Remelé, End) arbeiten, weshalb auch mal politisch diskutiert wird.
Der Sport hat heute nicht mehr den Stellenwert, räumt die frühere Leichtathletin (beim FC 05) und Ruderin (in Passau) ein. Die Trainingsgeräte im Zuhause am Entensee sind „von mir zu wenig benutzt“, was für die Sauna im Haus nicht gilt, lächelt sie. Einmal die Woche „Yoga bei der vhs“ ist ein unumstößlicher Termin: „Das tut mir gut, ist Entspannung und deshalb wichtig“. Sie habe sich gerade neu angemeldet und „Yoga mache ich auch weiter, wenn ich OB bin“.
1991 lernt sie bei einem Spieleabend ihren künftigen Mann Jürgen Zaiser kennen, Mitinhaber einer Heizungsbaufirma. Die Leitung im Familienbetrieb hat er dem Neffen übergeben, weil er als Dialysepatient kürzertreten musste. Christiane und Jürgen haben 1996 geheiratet, sehen sich in „harmonischer“ Ehe als Team, lieben es, „mal ein kompliziertes Fischgericht zu kochen“ und auch dabei „viel zu quatschen“. Oft denke sie, was er ausspricht und umgekehrt.
Die Politik: Schon früh an Kommunalpolitik interessiert, sei sie dem Werben von OB Grieser damals erlegen. Ergebnis: Sie wird 1996 Stadträtin, als Parteilose auf der CSU-Liste. 2001 stehen die Referentenwahlen an und sie sieht nicht ein, dass der Baureferent Jochen Müller, nur weil er SPD-Mitglied ist, nicht wieder gewählt werden soll. Müller wird bestätigt, aber ihr letztes Jahr in der CSU-Fraktion ein „heftiges Meiden“ ihrer Person. Das veranlasst sie zum Rückzug.
2008 klopft Karl-Heinz Knöchel von proschweinfurt an. Und Christiane Michal-Zaiser sagt zu, weil die ersten sechs Jahre als Stadträtin „ja auch eine schöne Zeit waren“ und sie ihre Stadt „an wichtiger Stelle wieder mitgestalten wollte“. Die Position, für die sie sich jetzt bewerbe, ist noch wichtiger. Wie sieht sie ihre Chancen? „Ich habe ein gutes Gefühl.“
Christiane Michal-Zaiser
Familie: Geboren: 20. September 1963 in der Geburtsklinik Werneck, aufgewachsen und groß geworden in Schweinfurt. Verheiratet seit 1996 mit Jürgen Zaiser. Der 2008 verstorbene Vater Fritz und Mutter Edeltraud Michal (70) betreiben das Bestattungsunternehmen Michal, das heute der Bruder (42) Ralf führt. Ausbildung: Nach dem Abitur am Olympia-Morata-Gymnasium ab 1982 Banklehre bei der Hypo-Vereinsbank in Schweinfurt. Ab 1984 Jurastudium in Passau und Bonn. Karriere: Seit 1994 Rechtsanwältin in Schweinfurt, seit 1995 in der Kanzlei Hofmann-Beck als Angestellte. Der Schwerpunkt liegt auf dem Arbeitsrecht, die Juristin vertritt sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. Stadträtin von 1996 bis 2002 als Parteilose in der CSU-Fraktion, in dieser Zeit stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin im Bauausschuss. Seit 2008 wieder Stadträtin als Mitglied der dreiköpfigen Fraktion der Wählergruppierung proschweinfurt.
Vorsitzende der Verkehrswacht, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung „Schweinfurt hilft Schweinfurt“ und Mitglied weiterer Schweinfurter Vereine, am längsten mit fast 40 Jahren beim FC 05.