Vorne weg: Verfahren und Entscheidung sind völlig korrekt. Der Ausgang war bis zur gestrigen Stadtratssitzung gänzlich offen, ist selbst jetzt noch nicht gesichert. Denn abgelehnt wurde nur das Nein der Bauverwaltung. Ein Antrag zum Vollzug der Bebauungsplanänderung mit dem Ziel, den Markt auch zu bauen, steht noch aus.
Beim Beschluss zum Schutz der Innenstadt wurden damals drei laufende Projekte ausgeklammert, nämlich das Möbelhaus im Maintal, das Kaufland an der Hauptbahnhofstraße und der Penny-Markt am Hainig.
Im Rahmen der Bebauungsplanänderung (von Baustoffhandel auf Lebensmittelmarkt) kam die Bauverwaltung zu der Meinung, dass das Projekt abzulehnen sei. Gründe: Die Gemeinde Niederwerrn bangt um ihre Einzelhandelsgeschäfte und befürchtet Verkehrsprobleme an der Kreuzung B 303/Gretel-Baumbach-Straße; der Einzelhandelsverband hat ausgerechnet, dass der Penny-Markt anderen Läden Umsatzeinbußen von 5,6 Millionen Euro beschere und der Discounter in Geschäften mit Vollsortiment doppelt so viele Arbeitsplätze vernichte als er selbst schaffe.
Verkehrsprobleme beim Anschluss des Hainigs an die Bundesstraße sieht die Stadtverwaltung nicht. Doch wegen des Schutzes der Innenstadt, der Bedrohung von Arbeitsplätzen in Niederwerrn und in den benachbarten Stadtteilen, wegen bereits bestehender Probleme des Handels durch das neue SB-Warenhaus "Kaufland" und wegen einer weiteren Anfrage (Firma Admira) zur Ansiedelung eines Lebensmittelmarktes am Hainig empfahl die Verwaltung den Ausstieg.
Die Grundstücksgemeinschaft hatte im Vorfeld der Sitzung die Stadträte angeschrieben, den Verkaufserlös als dringend notwendig geschildert, und zugesagt, dass man mit einem Teil des Erlöses Objekte in der City modernisieren werde.
Etliche Stadträte urteilten, dass man mit der Ausnahme vom Grundsatzbeschluss doch schon längst Zustimmung signalisiert habe, man jetzt keinen Zickzack-Kurs steuern solle. Dr. Erich Ruppert von den Grünen wies darauf hin, dass das Grundstück sowieso einer anderen Nutzung zuzuführen sei. In dem Discounter sieht er keine Gefahr für die Innenstadt. Auch sei der Stadtrat nicht der Wächter im harten Konkurrenzkampf zwischen den Lebensmittelketten. So sah das auch Karl-Heinz Knöchel von der Schweinfurter Liste.
Vor einer Amerikanisierung und einer verödeten City warnte Dr. Herbert Wiener von der SPD, der den Mut zum Erhalt der (Innenstadt-) Tradition einforderte. Auch CSU-Fraktionsvorsitzender Arno Barth plädierte im Sinne des Innenstadtschutzes, der - so die OB - ansonsten durchlöchert werde. Einen Rückkauf des Grundstückes durch die Stadt regte Dr. Ulrike Schneider von der Liste an, die sich ansonsten gegen den Markt aussprach. Sorya Lippert (CSU) meinte, dass Lebensmittel längst nicht mehr typisch für das Innenstadtsortiment seien; man mit dem Auto bis vor die Ladentüre fahren wolle. Diese Entwicklung sei normal, sagte auch Bernd Köppel von der SPD, der wie Lippert und Heike Gröner (CSU) für den Markt plädierte. Vor der Abstimmung brach Andreas Traub (Liste) eine Lanze für die freie Marktwirtschaft und den freien Konkurrenzkampf.
Denkbar knapp, mit 20 zu 20 Stimmen, wurde der Ausstieg abgelehnt. Der Penny-Markt mit einer Verkaufsfläche von 750 Quadratmetern an der Gretel-Baumbach-Straße wird also wohl kommen.