Schräg oberhalb des Steigerwald-Zentrums in Handthal erhält derzeit eine alte Streuobstwiese ihre ursprüngliche Wertigkeit zurück. Das rund zwei Hektar große Grundstück am Waldrand befindet sich im Eigentum der Marktgemeinde Oberschwarzach. Bei der Baugenehmigung des Steigerwald-Zentrums hatte es damals die Auflage gegeben, entsprechende Ausgleichsflächen in der Natur anzulegen. Die Streuobstwiese ist eine davon.
Der Nordhang war vor einigen Jahrzehnten als typisch fränkische Streuobstwiese genutzt worden. Davon zeugen noch die alten, teils windschiefen Bäume, die auf der Fläche stehen. „Es gibt hier beispielsweise Wildbirnen, Äpfel und Kirschen“, sagt Simon Windl, Förster am Steigerwald-Zentrum. Doch irgendwann hat man sich nicht mehr um die Wiese und die Bäume gekümmert. Die Folge: eine massive Verbuschung. Der Wald hat sich die Wiese einverleibt. „Der ökologische Wert war nicht mehr sonderlich hoch“, so Windl.
Büsche wurden entfernt
Um die Wiese wieder aufzuwerten, wurden in den vergangenen Wochen die Büsche und kleinere, wild aufgegangene Bäume entfernt, das ganze Areal gemulcht. Doch das ist noch nicht alles: Die alten Obstbäume erhalten einen Regenerationsschnitt, abgestorbene Baumstümpfe bleiben als Biotopbäume stehen, auf der gemulchten Fläche wird eine Blühmischung angesät, einige Obstbäume werden neu gepflanzt, Lesesteinhaufen sollen Sonnenplätze für wechselwarme Tiere wie die Eidechse und Nistkästen Brutmöglichkeiten für Vögel bieten.
Die Wiese wird dann Bestandteil des Bildungsangebots des Steigerwald-Zentrums werden. „Wir werden einen Pfad anlegen und mit Schautafeln die Besonderheit einer Streuobstwiese erklären“, stellt Andreas Leyerer, der Leiter des Steigerwald-Zentrums, die weiteren Pläne vor. Solche Streuobstwiesen seien in der hiesigen Region neben dem Weinbau und den Teichen der Fischzucht landschaftsprägend. Aber auch aus ökologischer Sicht seien die Wiesen mit ihren Obstbäumen als Übergangselement vom Wald hin zum offenen Land unverzichtbar.
Hilfe für den Wendehals
Konkret hofft man, dem sehr selten gewordenen Wendehals neuen Lebensraum zu bieten. Der Vogel wird auf der roten Artenliste als stark gefährdet eingestuft. Dass es in der Gegend um Handthal tatsächlich noch den Wendehals gibt, ist offiziell nachgewiesen. „Der Vogel wurde nicht weit von hier kartiert“, weiß Simon Windl. Der Zugvogel braucht wie alle Spechtarten Nisthöhlen, kann aber wegen seines zu schwachen Schnabels selbst keine eigenen Baumhöhlen anlegen, sondern verwendet deshalb die frei gewordenen Höhlen anderer Spechtarten, insbesondere die des Buntspechts. „Bis er aus seinem Winterquartier heimkehrt, sind aber die meisten Höhlen schon besetzt“, schildert Windl die alljährlichen Schwierigkeiten für den Wendehals. So sei eine Streuobstwiese mit alten Bäumen direkt neben einem Wald der ideale Lebensraum für den Vogel, weil hier die Dichte an Höhlen und somit auch die Chance, noch ein freies Quartier zu finden, hoch sei.
Die Marktgemeinde investiert
Die Schaffung der Ausgleichsfläche gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Die Rodung, der Rückschnitt der Bäume, das Ansäen der Blühmischung und das Pflanzen neuer Obstbäume haben ihren Preis. „Die Gesamtkosten liegen nach der Kalkulation bei rund 19 000 Euro“, rechnete der Oberschwarzacher Bürgermeister Manfred Schötz am Montagvormittag bei einem Ortstermin vor. Die Marktgemeinde wird aber nicht die komplette Summe aufbringen müssen. So werde auch der Trägerverein des Steigerwald-Zentrums für die Aufwertung der Streuobstwiese einen Betrag zuschießen, wie dessen Geschäftsführer Oskar Ebert bekannt gab: „Es ist wichtig für unsere Bildungsstätte, auch entsprechende Außenanlagen zu haben.“
Spende über 5000 Euro
Am Montag gab es zudem zugunsten der Streuobstwiese eine zweckgebundene Spende über 5000 Euro von der Umweltstiftung der Europa Möbel-Verbund GmbH aus Fahrenzhausen. In diesem Verbund sind rund 550 mittelständische Möbelhäuser mit mehr als 1700 Verkaufsstellen im gesamten Bundesgebiet, Österreich, Schweiz, Italien und anderen Ländern der EU zusammengeschlossen. Die Organisation „Artenschutz in Franken“, die sich besonders für den gefährdeten Wendehals einsetzt, war im Vorfeld als Vermittler aufgetreten.
Einer der Stiftungsräte der Umweltstiftung, Sebastian Spitzhüttl aus Neubrunn bei Würzburg, war extra nach Handthal gereist, um sich über das Streuobst-Projekt zu informieren und an Bürgermeister Schötz den symbolischen Spendenscheck über 5000 Euro zu übergeben. Spitzhüttl ist Inhaber des Neubrunner Möbelhauses Spitzhüttl Home Company, das auch mit Massivholzmöbeln handelt. Sein Unternehmen lege großen Wert auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Deshalb unterstütze man gerne das Vorzeigeprojekt in Handthal. so der Spender.