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WEIPOLTSHAUSEN: Eine Frau schreibt Geschichte

WEIPOLTSHAUSEN

Eine Frau schreibt Geschichte

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    Viele Anfragen aus aller Welt zur Geschichte der einst in Diespeck, Landkreis Neustadt /Aisch, ansässigen jüdischen Familien beantwortet Ilse Vogel an ihrem Schreibtisch.
    Viele Anfragen aus aller Welt zur Geschichte der einst in Diespeck, Landkreis Neustadt /Aisch, ansässigen jüdischen Familien beantwortet Ilse Vogel an ihrem Schreibtisch. Foto: FOTO Rita Steger-frühacht

    (rsf) In drei Büchern hat sich Ilse Vogel mit der Geschichte der Juden in Franken auseinandergesetzt. Für ihr großes Engagement hinsichtlich der Erforschung jüdischen Lebens in Mittelfranken erhielt sie vor kurzem die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus der Hand von Landrat Walter Schneider, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, da ihre geschichtlichen Nachforschungen den dortigen Raum betreffen.

    Ilse Vogel wurde 1939 in Nürnberg geboren. „Noch vor dem Krieg“, das ist der seit 2002 pensionierten Lehrerin wichtig, denn sie sah die Stadt in Schutt und Asche liegen und das Herz wird ihr schwer bei der Erinnerung an die furchtbare Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. An ländliche Gegebenheiten gewohnt zu sein, das war für sie von Vorteil, als sie 1963 nach dem Lehrerexamen in Nürnberg auf das flache Land nach Weipoltshausen versetzt wurde.

    Bezug zur Bibel

    Seitdem lebt sie dort. Sie schätzt das „anregende geistige Klima in Unterfranken“, da hier die Bevölkerung religiös gemischt ist. Vor allem in den letzten Jahrzehnten sei über Religionsgrenzen hinweg „vieles aufgebrochen“. In ihrer Freizeit ist Ilse Vogel in der evangelischen Kirchengemeinde eingebunden und engagierte sich in der Erwachsenenbildung. Stets war die Grundlage ihrer Gemeindearbeit der Bezug zur Bibel. 1990/91 nahm sie ein Urlaubsjahr und genoss es, „einmal drei Wochen am Stück am Toten Meer zu verbringen“. Da sie die Geschichte der Juden in Deutschland schon immer interessierte, widmete sie sich damals dem Lesen des Buches „Die Vertreibung der Juden aus Bad Kissingen“, das sie von einem Hotelgast geschenkt bekam. „Ein Gefühl der Sympathie für das Thema entwickelte sich bei mir“, erinnert sie sich.

    Ihre Zulassungsarbeit hatte sie über die Ortsgeschichte von Diespeck geschrieben, in dessen Gemarkung ein Judenfriedhof liegt. „Das war aber nur Dokumentation“, sehr emotional habe sie die fränkisch- jüdische Geschichte berührt, als ein französisches Ehepaar im Sommer 1992 nach verstorbenen Verwandten gesucht habe, die auf diesem Friedhof begraben waren.

    In dieser Zeit lernte sie an der Volkshochschule Schweinfurt Hebräisch. „Es war eine Heidenarbeit, die Namen von den Grabsteinen abzuschreiben“. „Zehn Jahre habe ich nur gesammelt“, meint Ilse Vogel rückblickend. Viel geholfen haben ihr dabei Kontakte mit Personen, die ähnliche Forschungen betrieben.

    Und sehr zugute kam ihr bei der Arbeit auch ihre Hartnäckigkeit. „Vor 1800 gibt's keine Grundstückskäufe, weil die Juden da noch nichts kaufen konnten“, erklärte ihr einmal ein Archivrat in Bamberg. Aber dann fand sich doch auf Nachforschungen hin, dass bereits 1785 an den Markgrafen von Bayreuth der Antrag gestellt worden war, für die jüdischen Gemeinden von Diespeck und Pahres eine Begräbnisstätte errichten zu dürfen. Dazu wurde ein halbes Jahr später die Genehmigung erteilt.

    Gutes Miteinander

    Bei ihren Forschungen stieß Ilse Vogel häufig auf Verträge zwischen Christengemeinde und Judenschaft, die auf ein gutes Neben – und Miteinander dieser Bevölkerungsgruppen erkennen lassen. Da ihre Werke besonders interessant für familiengeschichtliche Nachforschungen sind, haben sich für Ilse Vogel einige freundschaftliche Verbindungen zu Nachfahren ehemaliger jüdischer Bürger von Diespeck in der ganzen Welt ergeben. So hat Joe Dispecker aus Los Angeles ihr sein gesamtes Familienarchiv zur Verfügung gestellt. Einer seiner Vorfahren war der Rabbiner David Diespeck, dessen Biografie ihre dritte Veröffentlichung ist.

    Am 23. Januar hält Ilse Vogel auf Einladung der ILEK-Gruppe Kunst und Kultur, Schweinfurter Oberland, im Sportheim Üchtelhausen einen Vortrag zum Thema Jüdische Franken – Fränkische Juden.

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