Jüngst hat sich zum 50. Mal die Gründung einer Kegelgemeinschaft der Kegelbahn des Schlosses Werneck gejährt. Das ist weiter nichts Außergewöhnliches, hätten dieser Runde nicht über die Jahrzehnte interessante Leute der im Schloss arbeitenden Menschen angehört.
An erster Stelle: der Initiator der verschworenen Gemeinschaft, Geistlicher Rat Pfarrer Ludwig Konze, damals Geistlicher für die Krankenhäuser des Bezirkes Unterfranken. Konze scharte ehemalige Ministranten der Schlosskirche um sich. Roland und Hans Kemmer, sowie Hilmar Lunz. Edwin Rheude, Oberamtmann a.D. und Personalchef im Schloss, sowie Siglinde Kemmer waren bei der Gründung ebenfalls schon dabei. Die zuletzt Genannten bilden noch heute den „Stamm“.
Eine ganze Reihe Pfarrer
Dem Gründer folgten als „geistliche Mitglieder“ Pfarrer August Rumpel, den sie alle wegen seines würdigen Ganges liebevoll „den Bischof“ nannten. Sein Nachfolger im Amt Pfarrer R. Oswald Müller schloss sich ebenfalls der Runde an.
Neben Krankenpflegern war auch Prof. Dr. Albrecht Schottky, ehemaliger Direktor und Chefarzt des Psychiatrischen Krankenhauses integriert. Die Anwesenheit von Dr. Heinrich Rügamer ließ sich meist durch die zigarrenqualmgeschwängerte Luft erahnen. Auch Dr. Luise Schottky gehörte zum Kreis der Aktiven.
Ort des Sportes war eine alte, dem Schlosskrankenhaus eigene Kegelbahn in Fachwerkbauweise. Die Aufstellung der Kegel erfolgte durch Kegelbuben oder Patienten aus dem Krankenhaus – gegen gutes Trinkgeld. Sonntagsspaziergänger konnten das Kegeln auch aus einiger Entfernung gut mitverfolgen. Geübte „Lauscher“ schätzten sogar die gefallenen Kegel ab. Damals wie heute spielte man nicht ganz ohne finanziellen Anreiz.
Tradition setzt sich fort
Die sorgsam verwaltete Kegelkasse wird gespeist von festen Mitgliedsbeiträgen sowie Straf- oder Ehrensätzen. In den 60er Jahren wurde die Kegelbahn abgerissen. Für die kegelfreie Zeit zog man in die Tiefen des D-Baus um und hielt sich unter anderem mit Tischkegeln warm. Bald jedoch stand ein neues Kegelbahngebäude zur Verfügung.
Eine automatische Kegelbahnanlage hielt allerdings erst vor rund 20 Jahren Einzug. Der wöchentliche Kegelturnus setzte sich in akribischer Konstanz nach der Einweihung fort.
Die Runde ließ auch andere Gelegenheiten zum gesellschaftlichen Zusammensein nicht aus: 1.Mai-Wanderungen, Grillabende, Nikolausfeiern und mehrtägige Fahrten in die naheliegenden Mittelgebirge Rhön (Kreuzberg), Steigerwald und Haßberge. In den 60er Jahren übte man ein Krippenspiel ein, um mit diesem die Weihnacht auf die Stationen der Krankenhäuser zu tragen. Dafür zimmerte man gar eine mobile Bühne und trug diese von Station zu Station.
Heute besteht die Gruppe aus zwölf Personen. Sie begingen das Jubiläum in „ihrer“ Schlosskirche mit einem von Pfarrer Paul Hilbert festlich gestalteten Gottesdienst, in dem all der verstorbenen ehemaligen Mitglieder gedacht wurde.