„Durch die vielen Baustellen und den Wegfall bisher öffentlich nutzbarer Parkflächen entstand im Innenstadtbereich ein Parkplatznotstand, der viele Autofahrer zwingt, auf Parkhäuser auszuweichen“. Zitiert ist aus der Mail einer Leserin aus dem Landkreis an die Redaktion, die darin weitere Missstände zum Thema anprangert.
Jochen Müller, der sich spontan zu Rede und Antwort bereit erklärte, reagierte auf den ersten „Vorwurf“ gelassen: „Dazu sind die Parkhäuser und Tiefgaragen ja gebaut worden“. Auch mit Mitteln aus der Ablöse von Stellplätzen, fügte der städtische Baureferent an.
Das Parkhaus Hadergasse ist abgerissen. Richtig. Es fehlen also derzeit die dort zuletzt verfügbaren 331 Parkplätze innen und rund 90 davor. Dass es deshalb aber zu Engpässen in den anderen überdachten Parkmöglichkeiten kommt, sei nicht bekannt. Verkehrsplaner Fritz Hebert weist hier auf das Parkleitsystem hin, das den eher seltenen Fall einer Vollbelegung mit dem roten „besetzt“ verkündet. Das System verrät dem Autofahrer auch, wo noch ein Plätzchen frei ist.
In den Parkhäusern und/oder Tiefgaragen Brückenstraße/Museum Schäfer (241), Graben/Rückert-Bau (140), Georg-Wichtermann-Platz (170), Krumme Gasse (33) und Marienbach/Rückert-Center (720) stehen noch immer rund 1300 Plätze zur Verfügung. Mit den 1200 in der Stadtgalerie und den oberirdischen Parkplätzen in der City wie gegenüber der Post oder am Messeplatz sind es immer noch 5400. Schweinfurt sei mit Parkraum nicht gesegnet, aber vergleichsweise gut versorgt, sagt Müller.
Thema Dauerparker. Die Leserin behauptet, dass für sie immer mehr Parkplätze abgezwackt werden. Stimmt für die Parkhäuser nicht, gleichwohl aber für einige zuletzt öffentliche Parkplätze wie den an der Niederwerrner Straße. Der ist jetzt beschrankt, weil man den Dauerparkern der Hadergasse eine Alternative für die Bauphase geben musste.
Gleichwohl seien die Dauerparker nötig, um die Parkhäuser und Tiefgaragen auf einem bestimmten Auslastungsniveau zu halten, sagt Müller. Dass es dabei zu Interessenkollisionen kommt, räumt er ein. Wenn etwa – was am Graben mitunter zu beobachten ist – ein Autofahrer wegen „Rot“ wartet, aber ein Dauerparker mit seiner Chipkarte vorbeifährt, ärgert das den Wartenden. Das aber zu Unrecht. Müller kritisiert allerdings den einen oder anderen Dauerparker, der aus Bequemlichkeit sein Auto nicht auf seinem angemieteten Platz abstellt. Dadurch gerate auch das Zählsystem durcheinander.
Weiteres Problem der Leserin: Die Parkboxen seien für die heutigen SUV und Vans zu klein. Müllers Antwort: teilweise richtig. Das Gros der Parkhäuser hat das Baujahr 1970 und 1980. Das waren die Autos kleiner. Der Wunsch lautete: Möglichst viele Parkplätze unterbringen. Die Alternative wäre: Parkplätze wegnehmen.
„Eine Reduzierung wäre aber unwirtschaftlich“, sagt Müller und nennt sie auch nicht nötig. Erstens gebe es Extra-Frauenparkplätze (Kinderwägen!), zweitens überall Stellplätze für Behinderte (Rollstuhl!). Drittens stelle man großteils fest, dass es für den Besitzer eines großen Fahrzeugs zwar eng zugeht, aber nur wenige Großwagenbesitzer belegten rücksichtslos zwei Parkplätze.Die Redaktion hat sich zweimal zu verschiedenen Zeiten in mehreren Parkdecks umgeschaut: Müller hat Recht.
Die Frau aus dem Landkreis meint, dass der VÜD auch mal in den Parkhäusern für Ordnung sorgen solle. Hinter dem Rathaus sei der Überwachungsdienst demgegenüber „sehr schnell zu Stelle“. Müller teilt ihre Meinung nicht. Er kann grundsätzlich nicht verstehen, dass es täglich so viele Autofahrer gibt, die überall in der City ein Knöllchen riskieren, während sich keine 50 Meter entfernt eine Tiefgarage oder ein Parkhaus befindet.
Dort könne man zudem noch günstig parken. Müller sieht den Schweinfurter Autofahrer als „verwöhnt“. Die Stunde kostet im Schnitt einen Euro, in Nürnberg schon 1,60, in Regensburg gar 2,50 Euro. Dennoch werde beispielsweise hinter dem Rathaus immer wieder illegal geparkt, obwohl diese Autofahrer die Tiefgarage unterm Museum Schäfer „direkt vor Augen haben“.
Baureferent Müller wie Verkehrsplaner Hebert sagen, dass jeder für sich seine Gewohnheiten auch mal überprüfen solle. Warum immer zum Graben fahren? Auch von Marienbach sind es zum Marktplatz nur ein paar unbedeutende Meter Fußweg mehr. Und: Ende 2012, wenn die mehrstöckige Tiefgarage unter dem Großprojekt Hadergasse fertiggestellt ist (Zufahrt dann via Messeplatz!), kommen annähernd 500 Parkplätze wieder hinzu. Fast 6000 sind das dann in der City. Heißt: In einem Jahr entspannt sich die Lage.