"Wie erzähl ich es den Kindern?" Bürgermeister Ewald Vögler hatte am Ratstisch nicht nur Orangen dabei, als Vitamindosis für die Gemeinderäte. Sondern auch noch schlechte Nachrichten, bezüglich des künftigen Einheitskindergartens für Ober- und Untereuerheim sowie Dürrfeld.
Zuletzt hatte sich ein Standort in Obereuerheim "Am Damm" herauskristallisiert. Für dieses Projekt gab es nun allerdings einen schweren Dämpfer. Das favorisierte Grundstück sei schwer zu erschließen, stellte Vögler fest: Es liegt im südlichen Außenbereich und ist faktisch Überschwemmungsgebiet, mit hohen wasserechtlichen Hürden und bautechnischen Auflagen. Gemäß Wasserhaushaltsgesetz, § 78, gäbe es einen kompletten "9-Punkte-Katalog" abzuarbeiten. Gerechnet wird auf jeden Fall mit Hunderttausenden Euro Mehrkosten.
Angepeilte Eröffnung ist nicht mehr zu halten
Ursprünglich war von der Gemeinde angenommen worden, dass für eine Genehmigung lediglich ein alternativer Kita-Standort ausgeschlossen sein müsse. Tatsächlich müsste aber die Möglichkeit zur weiteren "Siedlungsentwicklung" auf Gemeindegebiet fehlen, um eine Ausnahme zu begründen. Neben der Kosten- und Rechtsfrage werde auch der Zeitfaktor zum Problem, so Vögler. Die angepeilte Eröffnung 2022 oder 2023 sei nicht mehr zu halten, trotz vorhandenen Bedarfs.
Südlich Untereuerheims hatte es noch einen möglichen Alternativstandort gegeben. Der neue Geschäftsleiter Michael Niklaus erläuterte das dortige Problem. Eine Erschließung über die St2277 wäre gemäß Staatlichen Bauamt nur über eine Linksabbiege-Spur möglich. Die wäre "grundsätzlich machbar", so Niklaus, mit rund 250 000 Euro Kosten, nur leider nicht als Einfahrt. Es bräuchte noch eine Erschließungs- oder Stichstraße, was neben dem Flächenbedarf einen weiteren massiven Kostenfaktor mit sich brächte.
Zuschuss gibt es nur für das Kindergartengebäude
Birgit Reinhart stellte fest, dass man dann (aufgrund der aktuellen Rechtslage bei Ortsschildern) eine ähnliche Situation hätte wie an der Weyerer Straße: wo das erste per Einfahrt erschlossene Grundstück an der Staatsstraße die Ortsgrenze und damit erst "Tempo 50" definiert. Gerade Sicherheitsbedenken bezüglich des Verkehrs hatten den Ausschlag gegeben, dass sich der Gemeinderat für die Variante Obereuerheim ausgesprochen hatte.
"Beide Flächen sind nicht geeignet", lautete nun Vöglers Resümee. Die Gemeinde habe womöglich noch "Eisen im Feuer", verfüge aber derzeit über kein Grundstück: "Die Grundstückseigner sind an unserem Geld irgendwie nicht interessiert." Bei 4,5 Millionen Euro Investitionskosten und einem Kindergarten mit 60 oder 80 Jahren Laufzeit will die Verwaltung nichts übers Knie brechen. "Es gibt keinen Zuschuss", betonte der Geschäftsleiter, "außer fürs Gebäude selbst."
Frage nach Waldkindergarten kam auf
Birgit Reinhart stellte die Möglichkeit in den Raum, den Status Quo beizubehalten. Der sei nicht mehr zukunftsfähig, sagte Ewald Vögler. Drei Gruppen seien Minimum, es brauche einen Turnraum und Mehrzweckräume. Auch die Gruppenzahl in der Gesamtgemeinde reiche nicht, stellte der Bürgermeister auf Nachfrage von André Müller fest. Erwartet wird ein Babyboom aufgrund der neuen Baugebiete, womöglich auch aufgrund des Corona-Lockdowns: "Wir wollen ja junge Familien."
Josef Pfister fragte nach einem Waldkindergarten. Bei dieser Variante gehe es um Regelgruppen, meinte der Rathauschef: "Wir brauchen eigentlich eine Kinderkrippe." Neben der Bereitschaft der Eltern müsste es für einen Waldkindergarten auch noch entsprechendes Personal geben. Formal aufgehoben wurde der Beschluss vom Dezember, mit dem die nun weggefallenen Standorte in die engere Wahl genommen worden waren.