So ist es ungewöhnlich still in dem markanten blauen Gebäude in der Adolf-Ley-Straße. Schließlich waren sowohl das etwa 100 Besucher fassende Rockcafé als auch die Rockfabrik, die zirka 350 Gästen Platz bietet, Institutionen gewesen im Schweinfurter Nachtleben. Im Dezember 1991 waren erstmals die Pforten geöffnet worden.
„Ich empfinde natürlich Enttäuschung. Wenn man ein Objekt so lange betreibt, ist man auch mit dem Herzen dabei. Es ist uns sicherlich nicht leicht gefallen, nun zu schließen“, sagt Ralf Genßler (Schweinfurt, 47), Mitgesellschaftler neben Uwe (48, Nürnberg) und Gunder Zimmermann (51, USA).
„Aber wenn es sich wirtschaftlich nicht mehr rechnet, dann musst Du sagen: Bis hierhin und nicht weiter. Vom Drauflegen kannst Du nicht leben.“ Gerechnet habe sich die Rockfabrik in den vergangenen Monaten nicht mehr. „Du brauchst einen bestimmten monatlichen Umsatz, um die ganzen Fixkosten zu decken. Der wurde in den letzten Monaten in keinster Weise erreicht“, sagt Genßler. Der Grund: „Die Besucherzahlen, die wir brauchen, um einen Betrieb in dieser Größenordnung aufrechterhalten zu können, die haben letztendlich gefehlt.“
Wobei der Besucherstrom der Rockfabrik stark von den in Schweinfurt stationierten US-Soldaten abhing. „Wir haben an bestimmten Tagen sehr viele Amerikaner drin gehabt, die dann durch Krieg, Manöver oder aus anderen Gründen weg waren“, berichtet der gebürtige Mellrichstädter. „Und wenn sie wieder gekommen sind, ist ein Teil der Deutschen ferngeblieben.“ So habe es in Sachen Besuch immer wieder Verschiebungen, Schwankungen gegeben.
Das Publikum habe im übrigen eine relativ große Bandbreite abgedeckt, auch vom Alter her. Zwar sei fast keiner der Gäste unter 18 Jahre alt gewesen. Doch über dieser Grenze hätten viele Altersgruppen abgerockt. „Auch 40- oder 50-Jährige sind da nicht negativ aufgefallen, man hat sich da drin sehen lassen können“, so Genßler. Eine andere Ursache für die Schließung ist ein verlorengegangener Wettbewerbsvorteil: „Früher“, erinnert sich der Gesellschafter, „mussten andere Gastronomie-Betriebe schon um 1 oder 3 Uhr dichtmachen. Wir dagegen hatten damals am Wochenende durchgehend geöffnet, hatten also keine Sperrzeit.“ Das habe sich mit der Liberalisierung der Sperrzeiten dann geändert. „Wir hatten dementsprechende Umsatzeinbußen.“
Auch ein Umbau, eine Aktualisierung im Sommer 2007, konnte das Ende der langen Schweinfurter Rock-Erfolgsgeschichte nicht verhindern. „Der Erfolg war nicht mehr so groß wie früher“, resümiert Genßler.
Und was wird nun sein? „Wir selber werden hier keine Diskothek mehr betreiben, wir versuchen jetzt aber dieses Objekt zu vermarkten“, blickt Geschäftsmann Genßler schon wieder nach vorne.
Wer jedoch auch weiterhin nicht auf Rockfabrik-Atmosphäre verzichten will, der begebe sich nach Nürnberg. Die dortige Rockfabrik wird seit 15 Jahren mit dem gleichen Konzept betrieben. Dort ist allerdings nur deutsches Publikum zu Gast.