Klaus Biedermann (Werneck) beschäftigt sich schon geraume Zeit mit den Themen Elektrosmog, Erdstrahlen und Mobilfunk. Beispielsweise bei der Suche nach einem strahlenfreien Arbeits- und/oder Schlafplatz bietet er seine Beratung an. Seit kurzem ist er geprüfter Heiler und lokaler Kontaktmann der Schule, die ihren Hauptsitz in Dreieich bei Frankfurt hat.
Er stellt den Referenten des Abends vor: Thomas Gruber. Der 45-jährige Österreicher hat früher als Bautechniker bei der österreichischen Bahn gearbeitet, dann als Bürgermeister seiner Gemeinde bei Wien. 2002 besucht er ein Geistheiler-Seminar. „Es hat meine Welt verändert“, sagt er. Seit 2004 ist er Heiler und Dozent der Schule. Gruber erklärt zwei Stunden lang die Lehre des Horst Krohne und die Geheimnisse der geistigen Heilweisen. Das große Interesse – schon bei Vorträgen 2006 und 2008 kamen insgesamt fast 300 Zuhörer – erstaunt ihn nicht. Bei einer Umfrage hätten zwei Drittel der Befragten geäußert, sich „alternativen Methoden öffnen“ zu wollen.
Krankheit nennt Gruber einen „disharmonischen Zustand“. Wer Schmerzen hat, dessen Körper ist „krank gesteuert“. Mit Hilfe der Geistheilung könne jeder seine Probleme selbst beseitigen, sagt er. „Jeder Mensch hat die Fähigkeiten, sich selbst zu regenerieren.“
Gruber präsentiert die energetisch-spirituellen Möglichkeiten, erklärt das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist als Voraussetzung für Korrekturen und das Aufdecken von Krankheitsursachen. Immer garniert er das Gesagte mit erfolgreichen Heil-Beispielen. Möglich sei auch die Raucherentwöhnung. Erfolgsquote: 50 Prozent.
Heilende Hände
Danach beginnt die angekündigte Heil-Demonstration. Gruber hat keine Mühe, vier Damen und einen jungen Mann fürs Podium zu finden. Sie alle reden freimütig vor dem Publikum über ihre Krankheitsbilder. Mit einer Einhandrute versucht Gruber, Störungen oder Blockaden in der Aura, dem Meridiansystem, den Organen und den Chakren der Mutigen auf die Spur zu kommen. Mit Unterstützung weiterer ausgebildeter Heiler, unter ihnen Biedermann, kommen auch die heilenden Hände zum Einsatz. Drei der Podiums-Gäste verspüren Linderung, sagen sie.
Die junge Dame mit der schweren Neurodermitis juckt es plötzlich nicht mehr, sie fühlt sich „wie im Urlaub“. Ein junger Mann, dem Gruber – wie der Hauterkrankten – eine Schwermetall-Allergie attestiert, glaubt, dass das Taubheitsgefühl in Händen und Füßen minimiert ist. Erleichterung auch bei einer unter Wirbelsäulen-Schmerzen leidenden Frau mittleren Alters.
Zwei weitere Frauen, 58 und 62 Jahre alt, vermasseln den 100-Prozent-Erfolg. Sie nehmen ihre Kopf-, Nacken- und Wirbelsäulenschmerzen trotz intensivierter Heil-Versuche mit nach Hause.
Dann noch eine Übung fürs Publikum. Jeder soll sich einen Schwachpunkt vorstellen und mit verschlossenen Augen Farben an die Stelle schicken. Grün für Heilung, Blau für Entspannung, Gelb für Vitalisierung und schließlich ein Lichtbündel und ein Spruchband mit der Aufschrift „Heilkraft der Liebe“ senden. Einige melden auch hier Linderung. Von einigen erfährt der Reporter am Ende, dass sie gar nichts empfunden haben.
Finale: Es sind mittlerweile drei Stunden vergangen. Gruber informiert über die Ausbildung zum Heiler. Zwei Basisseminare (Titel: „Die Heilkraft liegt in Dir“) beschäftigen sich mit den inneren Heilkräften und jedermanns medialem Potential. In Seminar I etwa werden erste Schritte zur Aktivierung heilmagnetischer Fähigkeiten durch Farb-, Chakren- und Heilmeditationen getan. Im Seminar II wird alles vertieft. Möglich sind weitere sechs Intensiv-Seminare. Kosten: jeweils 320 Euro. Voraussetzung: Die Teilnahme am Seminar I und II. Jedes kostet 520 Euro.
Von großem Interesse bis Skepsis
Der ausgebildete Geistheiler – anerkannt seit 2004 – verlangt pro Behandlung einen Stundensatz. Gruber verrät seinen Tarif: 45 bis 75 Euro. „Wenn einer gut ist, kann er das verlangen“, sagt er über einen Kollegen, der 80 Euro pro Stunde in Rechnung stellt. 2008, so Gruber, gab es in 150 Seminaren der Schule 2820 Teilnehmer.
Einige Besucher studieren die ausgelegten Bücher Krohnes. Das aktuellste heißt „Geistheilung ist ansteckende Gesundheit“. Andere verlassen das DGB-Haus skeptisch. Drei Frauen sagen, sie hätten ohnehin nur mal schauen wollen. Gruber habe sie nicht überzeugt.