Sein Büro ist rechteckig, praktisch, klein. Nur wenige Meter hat der Kanzler zu den Büros von Präsident Heribert Weber und Vizepräsident Johannes Brändlein. Die gesamte Verwaltung ist bescheiden untergebracht. Das passt zur Einstellung des Kanzlers: schlanke Verwaltung, möglichst viel Geld für die Lehre.
Der Kanzler der FH ist der Leiter der Verwaltung und damit auch Personalchef, der Beauftragte für den Haushalt (samt Veto-Recht und somit oberster Kostenrechner) sowie Mitglied der fünfköpfigen Hochschulverwaltung – Präsident, drei Vizepräsidenten, Kanzler.
1942 in Leipzig geboren, kam Jürgen Herzog 1943 nach Unterfranken, in die Heimat seiner Mutter. Er studierte Jura in Würzburg und Saarbrücken, promovierte. Am 2. Juli 1973 wurde er als Kanzler an die FH Würzburg-Schweinfurt berufen. Damals stand diese Aufgabe ausschließlich für Juristen offen, heute ist dies kein Muss mehr.
Die 1971 in Schweinfurt gegründete Fachhochschule ging aus dem Polytechnikum (Maschinenbau und Elektrotechnik) hervor. Für dieses entstand 1964 der Altbau, der derzeit für 35 Millionen Euro saniert wird. Die Historie der Fachhochschule in Würzburg und Schweinfurt reicht allerdings weit länger zurück. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Würzburg eine Bauschule.
1973 hatte die FH knapp 2000 Studenten, davon 800 in Schweinfurt. In den 80er Jahren waren es dann allein in Schweinfurt bis zu 2500 Studenten. Die Hörsäle waren voll. Präsident und Kanzler mussten Professoren und das gesamte Personal für Überstunden gewinnen. Heute gibt es an der FH für 6500 Studenten (knapp über 2000 in Schweinfurt) weit mehr Personal. Doch für den Kanzler sei ein Elf-Stunden-Tag noch immer die Regel. Für Jürgen Herzog ist die Entwicklung der FH eine „Erfolgsstory“. Von Anfang an hätte die Wirtschaft die FH gefördert. In den 80er Jahren habe dann auch die Politik Geld für die Fachhochschulen in die Hand genommen.
Damals wollten sich die Universitäten von den Fachhochschulen abgrenzen, reservierten für sich die Forschung. Für die Fachhochschulen blieb die „angewandte Forschung“, also die an der Praxis orientierte Entwicklung neuer Techniken.
Rückblickend meint Herzog, dass genau diese Positionierung die Fachhochschulen zum Renner gemacht hätten. Davon profitiere nach wie vor der Standort Schweinfurt, wegen der Nähe zur Industrie sei er ideal. Und Ingenieure seien fast immer gesucht, besonders heute. Doch auch die Absolventen aus dem Sozialwesen seien immer noch untergekommen. Die Fakultät in Würzburg zählt derzeit 802 Studenten.
35 Jahre schaute Herzog zu, wie die FH wuchs. In den ersten Jahren, als die Erweiterung der Maschinenbaulabors anstand, war noch der Kanzler der Baubeauftragte der FH (heute der Vizepräsident). Es folgte das Hochspannungslabor, das Gebäude für Rechenzentrum, Mensa, Bibliothek, zentrale Einrichtungen und zuletzt das neue Hörsaalgebäude (Einweihung Herbst 2004). Jetzt läuft die Sanierung der Altbauten.
Mitgestaltet hat Herzog die Anfänge der Fachhochschule Aschaffenburg, die vor ihrer Selbstständigkeit in den Jahren 1995 bis 2000 als dritte Abteilung geführt wurde. Viele Kontakte bestehen zu Hochschulen in Thüringen und Sachsen, wo nach der Wende Aufbauhilfe gerade auch in der Hochschulverwaltung geleistet wurde. Stolz ist der Kanzler auch darauf, dass die FH etliche Auslandskontakte hält, insbesondere zu Hochschulen in Europas Osten, aber etwa auch nach Taiwan (gemeinsamer Masterstudiengang).
Schlank ist unter ihm die Verwaltung geblieben. „Die müssen ganz schön hinlangen“, sagt Herzog über seine engsten Mitarbeiter und: „Hier haben wir gespart, möglichst viel Geld in die Lehre gesteckt.“ Da kam ihm die Hochschulreform von 1998 entgegen. Der Haushalt wurde entbürokratisiert, die Fachrichtungen entscheiden weitgehend über den Einsatz des Geldes, was kontrolliert wird. Nachfolgerin von Herzog wird seine Stellvertreterin Andra Wunder.