Manuela Feldhäuser wird in der Regel nicht aus freien Stücken geholt, kommt aber immer wie gerufen. Die Dorfhelferin aus Krautheim springt seit 25 Jahren ein, wenn es auf dem Hof oder Betrieb „brennt“, weil sich aufgrund des Ausfalls von Familienmitgliedern niemand um den Haushalt kümmern kann, die Kinder versorgt werden müssen, die Ernte oder überhaupt durch ein unvorhergesehenes Ereignis die ganze Existenz auf dem Spiel steht.
Aktuell ist Manuela Feldhäuser bei Familie Küberich in Schönaich, einem Ortsteil von Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt) im Einsatz. Seit Mitte März hilft sie nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Tanja Küberich der Familie über die Runden, indem sie den Haushalt schmeißt. Tanja und Tobias Küberich haben einjährige Zwillinge, Manuel und Yuna, und den sechsjährigen Sohn Leon, der derzeit noch in den Kindergarten geht. Die im neuen Eigenheim in Schönaich wohnenden Küberichs betreiben im Wiesentheider Ortsteil Geesdorf (Lkr. Kitzingen) eine große Wachtelzucht mit mehreren Tausend Tieren.
Zunächst war Manuela Feldhäuser in Vollzeit, also acht Stunden am Tag in Schönaich, als die Mutter nichts heben durfte und damit auch nicht die kleinen Kinder.
Seitdem es Tanja Küberich wieder besser geht, kommt Manuela Feldhäuser unter der Woche jeden Morgen noch für fünf Stunden. Die jungen Eheleute und ihre Dorfhelferin sind längst ein eingespieltes Team. Man kann es sehen und spüren, wenn sie sich mit Tanja und Tobias Küberich abspricht, die Zwillinge füttert und wickelt oder der sechsjährige Leon vom Kindergarten heimkommt.
Seit einem Vierteljahrhundert ist Manuela Feldhäuser in ihrem Beruf auf Achse. Nach der Ausbildung in Ländlicher Hauswirtschaft und der Meisterprüfung als Hauswirtschaftsmeisterin hatte sie sich zusätzlich zur staatlich geprüften Dorfhelferin fortgebildet. Sie betont: „Mein Beruf macht mir unheimlich Spaß.“
An ihm schätzt sie vor allem, dass keine Langeweile und Routine aufkommt, da immer von neuem für Abwechslung gesorgt ist. Jeder neue Einsatz stellt für sie eine neue Herausforderung dar. Je nach Dauer des Einsatzes lernt Manuela Feldhäuser pro Jahr im Schnitt zwischen fünf und zehn Familien kennen.
Dorfhelferinnen wie Manuela Feld- häuser müssen für alle Situationen im landwirtschaftlichen Bereich gewappnet sein. Egal ob drinnen im Haus und im Stall oder draußen auf dem Acker, Gemüsefeld, im Weinberg oder im Gartenbaubetrieb, egal ob es um die Betreuung von Kindern oder den Umgang mit Tieren, ums Füttern oder Melken geht.
Manuela Feldhäuser ist als hauptberufliche Dorfhelferin offiziell beim Evangelischen Dorfhelferinnendienst Hesselberg angestellt, mit finanzieller Unterstützung durch die Dorfhelferin-Station des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Castell. Für die Einsatzleitung und Vermittlung in den landwirtschaftlichen Betrieben trägt der Maschinenring Gerolzhofen Sorge.
Der Maschinenring Gerolzhofen vermittelt auch Betriebshelferinnen in Privathaushalte. Acht Helferinnen leisteten hier 2015 in knapp 40 Fällen rund 5440 Stunden. Für diese sozialen Einsätze werden vom Maschinenring laufend qualifizierte Hauswirtschafterinnen, Erzieherinnen sowie Kinder- und Familienpflegerinnen gesucht.
Hinzu kommt als dritter Schwerpunkt die soziale Betriebs- und Haushaltshilfe, für die der Maschinenring Gerolzhofen neben der Einsatzleitung auch die Abrechnung übernimmt. Rund 20 Betriebshelfer und Haushaltshelferinnen sind hier nebenberuflich unterwegs.
Für Maschinenring-Geschäftsführer Michael Mikus ist dies eine ganz wichtige Einrichtung, „weil diese Betriebe durch den Ausfall von Familienmitgliedern bei der derzeitigen Marktsituation noch größere Schwie- rigkeiten bekommen würden, als sie ohnehin schon haben“.
Was Dorfhelferinnen sind und wie man sie findet Familien haben einen Anspruch auf eine Haushaltshilfe, wenn die den Haushalt führende Person krankheitsbedingt ausfällt. Liegt eine ärztliche Bescheinigung vor, übernimmt die Krankenkasse nach bestimmten Sätzen die Kosten. Man unterscheidet zwischen der staatlich geprüften Dorfhelferin/Familienpflegerin, den Haushaltshilfen (ähnlich einsetzbar wie Familienpflegerinnen), den Betriebshelferinnen (die sich auf Hilfe in der Landwirtschaft spezialisiert haben) und den selbst beschafften Ersatzkräften (Freunde, Nachbarn). Spricht man von einer Dorfhelferin, so handelt es sich um eine ausgebildete Fachkraft, die im Haushalt einspringen, die Kinder betreuen oder im landwirtschaftlichen Betrieb mithelfen kann. Deren Ausbildung läuft in Bayern zentral an zwei Schulen. Zum einen gibt es die Vollzeitausbildung in zwei Teilen in Pfaffenhofen/Ilm und Neuburg; zum anderen die berufsbegleitende Ausbildung zur staatlich geprüften Dorfhelferin in der Fachschule in Hesselberg. Kandidatinnen müssen mindestens 25 Jahre alt sein und eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin absolviert haben. Wer in Unterfranken eine Dorfhelferin sucht, kann sich an den Evangelischen Dorfhelferinnendienst Hesselberg wenden. Ansprechpartner sind Rosa Blümlein in Markt Einersheim (Tel. 09326-681; f.bluemlein@t-online.de), Jutta Michel in Ochsenfurt (Tel. 09331-984790; jutta.michel@mr-maindreieck.de) und Michael Mikus in Gerolzhofen (Tel. 09382-974910; michael.mikus@maschinenringe.de). Zweite Möglichkeit ist die Katholische Dorfhelferinnen & Betriebshelfer in Bayern GmbH (KDBH). Sie helfen ebenfalls, wenn in landwirtschaftlichen Betrieben und Familien im ländlichen Raum eine Notsituation eingetreten ist. Ausführliche Informationen gibt deren Internetseite www.kdbh.de. Eine Excel-Liste mit allen Ansprechpartnern für Mainfranken finden Sie hier: