Gerolzhofen (novo) Zur Ablehnung der Aktion "Stolpersteine" im Stadtrat äußert sich jetzt der geo-net Vorstand.
In der Stellungnahme der Stadtratsliste heißt es zu diesem Thema:
"Das Engagement für die 'Stolpersteine' in Gerolzhofen ist nun leider nach eineinhalb Jahren traurig beendet. Die Initiative muss sich der Mehrheit des Stadtrats beugen. Kleinere Gemeinden wie etwa Marktbreit erscheinen in diesem Fall couragierter."
Sollte die Initiative "Stolpersteine" eine Diskussion bezüglich der Geschichtsaufarbeitung angeregt haben und nun das jüdische Denkmal von Seiten der Stadt aufgewertet werden, so sei dies sicher ein minimaler Erfolg, erklärt der geo-net-Vorstand.
Doch sei es den Mitgliedern um eine andere Form des Gedenkens gegangen. Dies sei bei den Parteien im Stadtrat nicht angekommen.
Toni Niedermeier und Birgid Röder sehen die Chance für eine Geschichtsaufarbeitung im Alltag für vertan. Weitere Hinweistafeln würden wiederum nur den ohnehin schon aufgeklärten Bürger interessieren. Es sei um andere Zielgruppen, wie zum Beispiel um Jugendliche, gegangen, die so im Alltag über Geschichte "gestolpert" wären.
Mit den ansässigen Schule wäre eine Erarbeitung der Opferbiografien möglich gewesen und somit eine wichtige Einbindung von jungen Menschen in die Stadtgeschichte.
Der geo-net-Vorstand weiter: "Gerade bei jungen Leuten gewinnen die Neonazis viele Anhänger, rechte Übergriffe auf Andersdenkende und Andersaussehende nehmen deutlich zu. Um so wichtiger ist es Zeichen zu setzen und Aufklärung zu betreiben, Geschichte begreifbar zu machen. Auch eine Versöhnung unserer Stadt mit den noch lebenden Nachkommen der Opfer des NS-Regimes hätte durch die Aktion 'Stolpersteine' geschehen können. Viele Hinterbliebene wünschen sich einen persönlichen Ort des Gedenkens an ihre Vorfahren, sowie ein Finden der eigenen Wurzeln".
Geo-net bedankt sich in diesem Zusammenhang bei den vielen Unterstützern der Initiative und allen, die sich in die Diskussion einmischten und öffentlich Stellung bezogen.
Auch die Unterstützung etwa von Dr. Josef Schuster (Vorsitzender der israelitischen Gemeinde Würzburg und Unterfranken), Bischof Friedhelm Hofmann, Albrecht Fürst zu Castell-Castell für den Initiativkreis "Shalom Europa", der Initiative "gegen das Vergessen" Schweinfurt, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Würzburg, den Verein "Für Demokratie-Gegen das Vergessen Würzburg, die Initiative "Stolpersteine" in Würzburg, die Evangelische Kirchengemeinde Gerolzhofen und die von Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, sei für das Anliegen sehr wichtig gewesen.
Nicht zu vergessen seien auch jene Hausbesitzer, die mit einem Stein vor ihrer Tür ein Zeichen gegen das Vergessen setzen wollten. Die Zustimmung aller Hausbesitzer sei von der Initiative nie angestrebt worden. In den anderen Städten würden die Stolpersteine nur Stück für Stück verlegt als eine dynamische Aktion, in der sich das Bewusstsein entwickeln könne.
Der Dank der Liste gilt auch jenen Gerolzhöfern und anderen Personen, die bereit gewesen wären, Patenschaften für die Steine zu übernehmen und die im Initiativkreis mitgearbeitet haben.
Abschließend wird betont: "Der Vorstand von geo-net möchte darauf hinweisen, das der einstimme Beschluss des Stadtrates für die Informationstafeln, mit der Stimme von geo-net Stadtrat Thomas Vizl, nicht unsere Zustimmung gefunden hat".
Geo-net will sich weiter mit den Opfern des Nationalsozialismus beschäftigen und lädt hierzu in nächster Zeit zu weiteren Veranstaltungen ein. So gestaltet das Duo Café Sehnsucht mit Silvia Kirchhof und Achim Hofmann am Reichspogromtag, 9. November, im Alten Rathaus eine Hommage an vergessene, jüdische Künstler. Titel: "Verehrt, verfolgt, vergessen . . ."