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"Es grünt so grün" auf berlinerisch

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"Es grünt so grün" auf berlinerisch

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    schweinfurt "My Fair Lady" ist Kult. Vor genau 50 Jahren gelang dem Schlager- und Musical-Komponisten und Wahlamerikaner Frederick Loewe, 1904 als Fritz Löwe in Wien geboren, mit diesem Musical der Durchbruch in New York. "My Fair Lady", das zum Welterfolg wurde, bahnte dem Musical-Genre mit seinem locker-leichten Tonfall auch in Deutschland den Weg, als es 1961 am Theater des Westens in Berlin uraufgeführt wurde.

    Schon damals tobte das Publikum nach Ohrwürmern wie "Mit 'nem kleenen Stückchen Glück" oder "Ich hab' getanzt heut' Nacht". Dass sich das bis heute nicht geändert hat, bewies gerade die hochkarätig besetzte Aufführung im Theater (Ilja Richter als Professor Higgins, Gunther Emmerlich als Alfred Doolittle), die - präsentiert von der Städtischen Sparkasse - das Theater zum Platzen gefüllt hatte.

    Schon die Introduction verleitete den ein oder anderen Hörer zum beschwingten Mitsummen, machte die Routine des bulgarischen Orchesters hörbar, das unter der Leitung von Christoph Wohlleben den fröhlich-flockigen Ton des Musicals genau traf und bei größter Präzision stets unaufdringlich blieb und Sängern und Schauspielern den Vortritt ließ. Als sich endlich der Vorhang hob, turnte eine Horde einfacher Blumenmädchen in üppigen, mit rasselnden Accessoires besetzten Röcken über die Bühne und bereiteten vor der ansprechend gestalteten Kulisse einen wahren Augenschmaus.

    Kostüme und Bühnenbild bildeten eine stimmige Einheit, und das blieb das ganze Musical hindurch so. Man hatte hier die goldene Mitte gefunden zwischen "zu puristisch" und "zu überladen", war mit Geschmack zu Werke gegangen. Die originelle, schwungvolle Choreographie bot ebenfalls Anlass zur Freude, genauso ihre perfekte Einstudierung.

    Berlinerndes Blumenmädchen

    Die Sopranistin Barbara Ferun füllte die Hauptrolle des (im Original den Londoner Dialekt "Cockney" sprechenden, in der deutschen Version berlinernden) Blumenmädchens Eliza Doolittle aufs Beste aus: Als ungeschliffene Rotzgöre mit "Herz und Schnauze" polterte sie quäkend und berlinernd über die Bühne. Als schillernde Lady in teurer Garderobe, zu der sie sich nach einem halbjährigen Experiment wandelt, in dem sie der Phonetiker Prof. Higgins in die hochdeutsche Sprache einführt, gab sie sich elegant und anmutig. Dass Higgins Eliza durch diesen Standeswechsel gleichzeitig heimatlos gemacht hat, ist die Kehrseite der Medaille.

    Ilja Richter verkörperte den Erzieher, Lehrer, eingefleischten Junggesellen und Quälgeist auf amüsante Weise und verlieh der Rolle durch seine kabarettistischen Fähigkeiten, Wendigkeit und kleine, trockene Gesten Profil. Für diese überwiegend gesprochene Rolle war seine angenehme Stimme ein großer Gewinn.

    Gunther Emmerlich war die passende Besetzung für Papa Doolittle, der nicht unbedingt zu den Oberen Zehntausend gehört und dem Alkohol allzu gerne zuspricht. Er spielte (und sang) ihn mit drolliger Bodenständigkeit. Die Rolle der rührend gewissenhaften Mrs. Pearse, Higgins Haushälterin, übernahm Gizela Veclová - und überzeugte vollkommen. Sie verkörperte die feine, englische, alte Dame, wie sie im Buche steht. Auch Heidemarie Wenzel brillierte als Mrs. Higgins, die Mutter des Professors.

    Den ersten Höhepunkt erreichte das Musical, als Eliza nach quälend langer Zeit es zum ersten Mal fertigbringt, "Es grünt, so grün, wenn Spaniens Blüten blühen" in astreinem Hochdeutsch aufzusagen. Dies gelingt ihr, nachdem Higgins kurz ihre Hand gedrückt hat, obwohl beide aufgrund der vorgerückten Stunde (die Uhr zeigt halb drei) und der Unerbittlichkeit Higgins schon Brummschädel haben. Ein erster Hinweis auf das Happy End.

    Ich hab' getanzt heut' Nacht

    Nach diesem ersten Erfolg sind die Kopfschmerzen wie weggeblasen und ein ausgelassener Tanz in Higgins Arbeitsstube beginnt. Higgins und Bernhard Dübe als hervorragender Oberst Pickering, der das Experiment von Anfang an verfolgt hat, liefern sich einen Stierkampf und Barbara Ferun als Eliza singt, als alle anderen zu Bett gegangen sind, herzerweichend das schmachtende "Ich hab getanzt heut' Nacht", das ihre Gefühle für den unbarmherzigen Lehrer deutlich werden lässt.

    Besonders gelungen Kulisse und Kostüme beim Ascot-Derby, wo sich Eliza zum ersten Mal als Lady beweisen soll - und kläglich scheitert. Denn ihre Begeisterung entlockt ihr den denkbar unpassenden Ausruf "Pfeffer im Arsch!". Die Dämchen sind hier in edlen Roben mit weißen, spitzen Schirmchen und ausladenden Hüten erschienen, die Herren im grauen Frack, das ganze Bühnenbild ist in elegantem weiß-grau-schwarz gehalten. Ein Ball bietet Eliza eine zweite Chance, sich zu profilieren - diesmal hat sie Erfolg.

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