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SCHWEINFURT: Explosive Klangexperimente

SCHWEINFURT

Explosive Klangexperimente

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    Am Schlagzeug bei Organ Explosion: Manfred Mildenberger.
    Am Schlagzeug bei Organ Explosion: Manfred Mildenberger. Foto: Foto: Martina Müller

    Letztes Foyer-Konzert dieser Saison vor dem beeindruckenden K.F. Dahmen-Wandrelief. Zu Gast aus München ist die Formation „Organ Explosion“, deren Instrumentarium schon vor Beginn das Interesse des Publikums weckt. In einer voluminösen Box rotieren Schallabstrahler vor zwei Lautsprechern. Leslie-Lautsprecher, folgern die Fans, da kann die Hammond-Orgel nicht weit sein.

    Doch der junge Musiker Hansi Enzensperger spielt nicht nur eine Hammond 100 aus den 1960ern, sondern auch einen Mikroprozess gesteuerten Synthesizer und ein elektromechanisches Fender-Rhodes-Piano aus den Achtzigern. Schlagzeuger Manfred Mildenbergers Liebe gehört einem 50 Jahre alten Rodgers-Schlagzeug und Ludwig Klöckner bedient einen E-Bass. Er wird mit seinem Spiel, mit Energie geladenen Rock-, Soul-, Funk- und Fusions-Figuren den Puls der Zuhörer in die Höhe treiben.

    Wer also eine sanfte Hammond-Brise a la Jimmy Smith, Lou Bennett oder Ray Charles erwartet hat, muss dies schon nach dem Opener „Undicided Decision“ korrigieren: „Das Konzept der Band besteht darin, dass junge Musiker uralte Instrumente spielen und daraus den frischesten und fettesten Sound zaubern, der nur möglich ist“, sagt Manfred Mildenberger in der Pause. Und es ist wirklich ein „fetter Sound“: Die drei Musiker verschmelzen heiße Hip-Hop-Beats, harten Elektrosound, lässige Funkrhythmen mit der Kreativität des Jazz. Ihr vorwärts drängendes Spiel steuert immer neue Höhepunkte an, die sich in Explosionen entladen.

    Explosionen sind laut. Nur scheint der Lautstärkeregler des Trios allzu oft auf Fortissimo zu stehen. Wenn bei den Bass-Linien die Höhe der einzelnen Töne nicht mehr zu orten ist, wenn statt eines interessanten Klanggemisches (etwa zwischen Hammond und Rhodes plus Schlagzeug und Bass) ein Klangbrei entsteht, dann ist das einfach zu laut. Die Glasscheiben des Foyers verstärken das zusätzlich.

    Die drei Musiker lernten sich während ihres Studiums an der Münchner Musikhochschule kennen, nach einer stundenlangen Jamsession gründeten sie vor vier Jahren „Organ Explosion“. Und noch heute brennen sie vor nicht zu bändigender Spielfreude und Lust am Experiment, an der Improvisation. So ist schon „Undicided Decision“ eine kontrastreiche Begegnung verschiedener Rhythmen und Sounds. Über schwebenden Orgel-Akkorden improvisiert Enzensperger auf dem Rhodes-Piano, Schlagzeug und Bass liefern dazu zunächst ein spartanisches Fundament. Dann wieder Klangballungen, schreiende Orgelklänge zu harten Rock-Rhythmen, eine federnde Swing-Sequenz zum Schluss.

    „My Babe“ ist eine im Funk-Stil arrangierte Komposition des Bluesmusikers Willie Dixon mit einer kochenden Orgelimprovisation. „Groovin'“ von Aretha Franklin klingt in der Intro wie eine Gospel-Orgel und überrascht dann mit wohltuenden Lautstärke-Kontrasten.

    „Jump and Run“ ist eine pfiffige Imitation der typischen Computerspiel-Geräusche und im eigenwilligen Arrangement von Duke Ellingtons „Creole Love Call“ spielt Enzensperger die Hammondorgel ganz auf traditionelle Weise: Behutsam gestaltet er das Thema mit dem oszillierenden Orgel-Sound, zeigt sein pianistisches Können in den brillanten Improvisationen.

    Zu Beginn des Konzerts hatte sich Theaterleiter Christian Kreppel bedankt: Einmal für die kontinuierliche Unterstützung - wie an diesem Abend - durch die Städtische Sparkasse, vertreten durch Vorstandsmitglied Roberto Nernosi. Zum anderen dankte er dem Foyer-Konzert-Publikum für dessen Treue, in dieser Saison kamen über 1100 Besucher zu dieser kleinen Konzertreihe mit innovativem Anspruch.

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