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WIPFELD: Feine Moderne in historischen Mauern

WIPFELD

Feine Moderne in historischen Mauern

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    Markant-bunt: die künftigen Schauwände (hier als Modell) im Literaturhaus Wipfeld.
    Markant-bunt: die künftigen Schauwände (hier als Modell) im Literaturhaus Wipfeld. Foto: FOTOS (3) Wolfgang Hüssner

    Aus geheimnisvollen Tiefen heraufhieven mussten die Wipfelder diesen großen Schatz nicht. Er war und ist in dem kleinen Weinort am Main präsent, lag und liegt eigentlich da wie ein offenes Buch, in dem auch bereits geblättert wurde und wird. Das allein dokumentieren schon Namen von mit dem historischen Marktplatz verknüpften Straßen. Doch mit dem Kapitel, das nun am 2. Oktober 2009 aufgeschlagen wird, mit der Eröffnung des neuen Literaturhauses, wird der Glanz dieses Schatzes in eine besondere Form gegossen. Das literarische Maingold, bestehend aus den Wipfelder Literaten Conrad Celtis (1459 bis 1508), Eulogius Schneider (1756 bis 1794), Engelbert Klüpfel (1733 bis 1811) und Nikolaus Müller (1758 bis 1833) wird von da an audiovisuell präsentiert im Obergeschoss des historischen Walmdachhauses in der Bachgasse 1. Den Unterbau zur musealen Dauerausstellung der vier großen Wipfelder Söhne bildet im Erdgeschoss und im Außenbereich ein aktuelles Forum, das fränkische Literatur und Werke fränkischer Autoren lebendig ins Licht rücken wird.

    Noch ist in dem schmucken Bau aus dem Jahr 1782 kaum etwas zu sehen von der neuen Wipfelder Literatur-Welt. Doch das Rahmenkonzept, nun von Projektleiterin Dagmar Stonus vom Kulturdienstleister FrankKonzept vor Ort vorgestellt, zeigt schon deutlich die Handschrift des ehrgeizigen Vorhabens. „Das Literaturhaus will sich eben nicht nur um die vier Wipfelder Literaten kümmern, sondern auch um aktuelle fränkische Literatur, deshalb ist es zweigeteilt“, erläutert Stonus.

    Mit Leben erfüllen

    Lesungen, Seminare rund um Literatur und Buchkunst und auch kleinere Ausstellungen sollen das Literaturmforum im Erdgeschoss dauerhaft mit Leben erfüllen. Da dort allerdings maximal nur Raum für 25 Personen ist, bietet der Außenbereich – vor allem in der Sommersaison – eine genauso willkommene wie große Ergänzung. Kernstück der Freiluftveranstaltungen ist eine mobile, überdachte Bühne für Lesungen, kleinere Darstellungen, Musikdarbietungen und Kleinkunst. Auch ein Sound- und Lichtsystem soll für stimmungsvolle Aufführungen sorgen, die von 75 bis maximal 100 Personen besucht werden können auf dem dann umgestalteten Umgriff. Um Tribünen- und Sitzbereiche für das Publikum zu schaffen, wird das vor dem Haus abfallende Gelände mit Natursteinen abgestuft. Und sollte das Wetter nicht mitspielen, „dann können wir auf überdachte Flächen im unmittelbaren Umfeld ausweichen“, informiert Stonus.

    Für Leben in der Bude sorgt im Erdgeschoss neben dem Veranstaltungsforum auch ein Museums-Shop und insbesondere eine Lese-Ecke. „In der können Gäste oder Besucher sich mit fränkischer Literatur auseinandersetzen, in einer gemütlichen Atmosphäre in Büchern schmökern und sich informieren“, sagt Stonus. Wie überhaupt der Spaß an der Literatur breiten Raum einnehmen soll.

    Das Obergeschoss ist in seiner Raumaufteilung für Stonus „ein Glücksfall“. Denn für vier Literaten stehen vier Räume zur Verfügung. Der größte ist dem Latein-Humanisten Conrad Celtis gewidmet. Mit Auge und Ohr wird der Besucher aber nicht nur die Werke von Celtis, Schneider, Klüpfel und Müller aktiv miterleben können. Auch die Wurzeln und das Leben der sehr unterschiedlichen Vier sind fester Bestand der Ausstellung. Das bewegte Dasein des Weltbürgers Conrad Celtis wird beispielsweise gleich mit fünf Lebensstationen gewürdigt. Und jeder Raum ist mit einer Hörstation ausgestattet.

    „Wir wollen die historischen Räume, ihre Ausstrahlung auch weiterhin zeigen. Deshalb gehen wir mit unserer modernen Ausstellungsarchitektur auch sehr vorsichtig rein“, betont Stonus. Zusätzlich habe man sich bemüht, die Architektur aus dem Thema heraus zu entwickeln. Literatur habe mit Büchern zu tun, und Bücher hätten mit Blättern zu tun und hätten eine „gewisse leichte Assoziationskette“.

    So nehmen die markant-bunten Schauwände der Lebensstationen bewusst „den historisch-mittelalterlichen Einband eines Buches auf“, so Stonus. „Wir verbinden hier zwei Buchdeckel quasi mit einem Scharnier, das ist Hintergrund der Ausstellungsarchitektur.“

    70 Prozent Zuschuss

    Im Übrigen könnte die Gemeinde Wipfeld das bayernweit bedeutsame Projekt Literaturhaus ohne die 70-prozentige Bezuschussung „nicht umsetzen“, stellt zweite Bürgermeisterin Maria Lindner klar. Die Gesamtkosten belaufen auf 165 000 Euro. Die werden im einzelnen aufgebracht von Leader+ (69 250 Euro), von der Kulturstiftung des Bezirkes Unterfranken (33 000), vom Kulturfonds Bayern (11 600) und von der Kommune Wipfeld (51 150).

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