Als die Kinopläne bekannt wurden, hielt sich die Begeisterung des Unternehmers in Grenzen. Mit der Sanierung des früheren Gaskesselgeländes hatte er schon „genug Baustellenerfahrung“. Und außerdem habe er nicht mit einem Kino, sondern einem erweiterten Park gerechnet, sagt er. Er weiß, dass das seinem Vater Waldemar Kramer gehörende Grundstück kein Natur-Idyll ist, zumal an der Ringstraße. Aber abends war einigermaßen Ruhe, konnte er im Hof seinem Hobby als Autobastler nachgehen. Das geht derzeit nur schwer.
Wegen der Filmwelt mussten die an sein Anwesen angrenzenden Gebäude der Stadtwerke – Gasstation und Elektro-Schalthaus – weichen. Beim Abriss wurden die Bagger aber so großzügig eingesetzt, formuliert Kramer vorsichtig, dass das Wohn- und Geschäftshaus (Firma und vier Wohnungen) arg litt und die Mauer zum Hof einfiel. An einer Stelle ist die Mauer so dünn, dass man von außen die Steckdosen sieht.
Vielleicht Fenster in die Fassade
Kramer wurde bei Stadtwerken und Stadt als vermeintlich Verantwortlichen vorstellig. Die offensichtlichen Schäden sind in einem ersten Gutachten festgestellt. Die Stadtwerke haben sich bereiterklärt, Außenwand und Mauer (oder eine andere Einfriedung) auf ihre Kosten wieder herzurichten. Das bestätigt Pressesprecher Jörg Sacher auf Anfrage. Man ist sogar bereit, die von Kramer gewünschte Wärmedämmung auf seine Kosten gleich mit zu erledigen. „Sobald ein Feedback Kramers kommt, ist Baubeginn“, sagt Sacher.
Dass das noch auf sich warten lässt, hat zwei Gründe: Zum einen wartet Kramer auf das Ergebnis eines zweiten Gutachtens eines Schweinfurter Statikbüros, das die Stadtwerke wegen Riss-Schäden auch an der Hausmitte in Auftrag gegeben haben.
Außerdem will Kramer noch prüfen, ob er bei der Sanierung neben der Wärmedämmung nicht auch gleich Öffnungen in die bisher fensterlose Front einbauen lässt. „Das wäre dann unser einziger Nutzen“, sagt er. Ihm liegt dafür ein Kostenvoranschlag über eine höhere Summe vor, für die Wirtschaftsförderer Hans Schnabel eine großzügige Förderung signalisiert habe, erinnert sich zumindest Kramer.
Schnabel wiederum kann sich zwar an den Vorgang erinnern, von einer städtischen Unterstützung sei aber nie die Rede gewesen. „Ich kenne gar keine solchen Fördertöpfe“ sagt er auf Anfrage.
Ein Streitpunkt ist beigelegt
Gefunden haben sich Kramer und Schnabel in einem zweiten Streitpunkt. Aus optischen Gründen musste das Grundstück zur Filmwelt nämlich begradigt werden. Schnabel habe versprochen, dass die Stadt seine Vermessungskosten zahlt, sagt Dieter Kramer. Schnabel hatte die Kostenübernahme aber trotz mehrerer Erinnerungen abgelehnt. Kramer habe mit den Stadtwerken eine Kostenteilung vereinbart, erklärte Schnabel bis zuletzt. Als er allerdings von der von ihm schriftlich gegebenen Kostenzusage erfuhr, entschuldigte sich Schnabel sofort. Die 1688 Euro werden an Kramer jetzt doch überwiesen.
Happy End? Kramer hofft, dass der Spuk im Frühjahr 2010 vorbei ist. Er will das Ergebnis des zweiten Gutachtens abwarten, hofft auch da auf Kulanz bei den Stadtwerken, denen er in nächster Zeit mitteilen will, ob er an der maroden Hausfassade noch Fenster einbauen lassen will oder nicht.