Vielfältig wie die Architektur sind die Firmen im Industrie- und Gewerbepark Maintal. Das Bildungsinstitut der Bayerischen Wirtschaft in der Londonstraße 20 produziert keine Güter, verkauft auch nichts, sondern macht fit für den Arbeitsmarkt und den Beruf.
Für Verwirrung sorgen die gleich vier Abkürzungen unter einem Dach, die eigentlich dafür gedacht sind, den Überblick zu erleichtern. Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) will erfolgreiche Mitarbeiter für erfolgreiche Unternehmen schulen und so die Innovationsfähigkeit der Firmen steigern. Dozenten, Trainer und Berater sind Praktiker, unterstützen Auszubildende wie Führungskräfte. Das bfz (Berufliches Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft) steht für die berufliche Orientierung und das lebenslange Lernen. Zur Klientel gehören Beschäftigte von Firmen, Schulabgänger und Arbeitssuchende. Die gfi (Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration) leistet klassische Sozialarbeit, will beispielsweise zwischen Familie und Arbeitswelt abstimmen, bietet hierbei ein integriertes Konzept von Bildung, Erziehungshilfen und Betreuungsangeboten samt sozialpädagogischer und psychologischer Unterstützung. Die Angebotspalette für Kinder und Jugendliche reicht von der Anleitung bei Schularbeiten über die Ganztagesbetreuung an den Schulen bis zur Organisation von Freizeitaktivitäten. Die gps (Gesellschaft für personale und soziale Dienste) ist das vierte Rad am Wagen. Unter den „innovativen, marktgerechten und schnellen Personaldienstleistungen“ ist ein Zeitarbeitsunternehmen zu verstehen, das sich auch um Themen wie Outsourcing und Outplacement kümmert.
Bis zum Jahr 2004 war das bfz in der Landwehrstraße. Mit dem Umzug wuchs das bfz kräftig und die Bayerische Wirtschaft ging einen für sie neuen Weg und mietete sich nicht ein, sondern übernahm ein (Teil-)Gebäude in eigener Regie. „Superpartner“ bei einem „langen Planungsprozess“ hatte man mit dem Architekturbüro Rudloff, Wild & Partner gefunden, so bfz-Leiter Stephan Zeller. Rudloff, Wild & Partner planten und bauten mit der bfz gGmbH und der BWG als weiterem Bauherr das Dienstleistungszentrum samt Bürogebäude und einem Schulungsgebäude, die sich um einen begrünten Innenhof gruppieren. Beide Häuser zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus. Die Decken spannen sich über die gesamte Breite stützenfrei. Die Hälfte der 4000 Quadratmeter Nutzfläche gehören der Bayerischen Wirtschaft. Weitere Nutzer sind das Hauptzollamt und die Firmen Ferchau, iTeam Systemhauscooperation sowie Steinmetz. Das Bildungszentrum verfügt über ein Dutzend Schulungsräume und über Werkstätten (samt Anmietung in der Londonstraße 13), in denen auch außerbetrieblich ausgebildet wird. Angestellt sind im Bildungsbetrieb 65 Mitarbeiter. Hauptfeld aller Tätigkeiten ist nach wie vor die Weiterbildung – in einem „ansprechenden Ambiente“. Das Haus ist in der Regel belegt. Auch durch die vier Abteilungen unter einem Dach sind Schwankungen auf dem Arbeitsmarkt gut auszugleichen. Insbesondere in Zeiten boomender Wirtschaft geht das Interesse der Arbeitgeber, Arbeitnehmer zur Qualifizierung zu schicken, zurück. Ähnlich wechselhaft gestaltet sich die Auftragslage durch den nach wie vor größten Kunden, die Arbeitsagentur.
Als eine wachsende Herausforderung stuft Zeller die Qualifizierung älterer Arbeitnehmer ein. Diese werde in Zeiten eines Fachkräftemangels immer wichtiger. Potenzial an künftigen Mitarbeitern für die Wirtschaft sieht der bfz-Leiter auch bei den Zielgruppen, die der Aufschwung bislang nur streifte: Langzeitarbeitslose, gering Qualifizierte und Jugendliche mit Handicap.
Um Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen, hat nach den Erfahrungen von Zeller die Ausbildung nicht an Wert verloren. Deshalb geht das bfz in die Schulen, engagiert sich in der Berufsorientierung, arbeitet hierbei mit der Arbeitsagentur und den Schulämtern zusammen. Den Jugendlichen will man zeigen, wie vielschichtig heute Ausbildungsberufe sind, wie hoch die Anforderungen liegen, etwa für den Mechatroniker, der weit mehr als nur ein „guter Schrauber“ sein müsse, der fit in der Theorie sein müsse. Überhaupt seien die Zeiten vorbei, in denen das einmal in der Lehre Erlernte bis zum Ruhestand gereicht habe. Das lebenslange Lernen sei mittlerweile allenthalben angekommen, so Zeller. Drastisch trete die Weiterentwicklung im Beruf nach einer größeren Pause zu Tage, weshalb die Wiedereingliederung noch an Bedeutung zunehmen werde.
Die täglich bis zu 150 Teilnehmer an den Maßnahmen von bbw, bfz, und gfi in der Londonstraße kommen nahezu ausschließlich aus Schweinfurt und der Region. Außenstellen unterhält der Bildungsträger in Bad Brückenau, Bad Kissingen, Bad Neustadt und in Haßfurt. Die Schulungsräume im Maintal werden in der Regel mit dem Auto angesteuert. Den Bus nutzen nur wenige, obwohl das Angebot „seit Neubert besser geworden ist“.
15 Jahre Maintal
Seit 15 Jahren wird im Industrie- und Gewerbepark Maintal gebaut. Hier hat der Strukturwandel als Antwort auf die Krise in der Schweinfurter Großindustrie in der ersten Hälfte der 1990er Jahre begonnen. In einer Serie stellen wir Planungen und Entwicklungen vor, die das Maintal zum Vorzeigeprojekt gemacht haben. LA