„Immer wieder hörte ich in den letzten Jahren, Lehrjahre seien keine Herrenjahre. Nun endlich dürfen wir über solche Sätze lachen.“ Mit dieser Einleitung dankte der Maler und Lackierer Jakob Schindler am Samstag Eltern und Ausbildern, sprach damit wohl auch vielen seiner jungen Kollegen aus der Seele. Er tat es bei der Herbst-Freisprechung der Kreishandwerkerschaft, stellvertretend für 191 ehemalige Azubis, die im Theater ihre Ernennung zu Gesellen feierten.
„Ich wünsche Ihnen, dass Sie fortan nicht nur in Fußstapfen anderer Menschen treten, sondern selbst solche hinterlassen“, so stellvertretende Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt zu den Absolventen aus 14 Berufen. Wie dies zu erreichen sei, verdeutlichte Kreishandwerksmeister Udo Wachter. Man müsse saubere Arbeit abliefern und dabei immer aufgeschlossen für Neues und Modernes bleiben. Weiterbildung sei daher unerlässlich, denn: „Der Feind des Guten ist das Bessere.“ Nicht zuletzt dank staatlicher Unterstützung seien die Auftragsbücher im Handwerk voll. Allerdings würden die Rohstoffe teurer und viele Menschen suchten ihr Berufsglück in einem Hochschulabschluss. Diese stünden für die „zupackende Arbeit“ nicht zur Verfügung. Scharf kritisierte der Handwerksmeister die „Hypo Real Estate“: „Total verschuldet hängen sie am Tropf fremder Gelder, und dann werden noch Millionen an Boni gezahlt.“ Er frage sich, so Wachter, wie lange die Gesellschaft da noch zusehe, denn „beim kleinen Handwerksbetrieb oder bei Privatleuten wird sehr schnell gepfändet“.
Von der Musikschule Schweinfurt starteten diesmal die Jugendlichen der „Starter-Big-Band“ unter Leitung von Klaus Hammer in die musikalische Umrahmung, erhielten viel Applaus für ihre gekonnte Darbietung, ebenso wie die Showformation der Tanzschule Fiedler, geleitet durch Julia Langenberger.
Uralte Tradition
Erfreut, erstmals als Stadtoberhaupt auf einer Handwerker-Freisprechung zu reden, zeigte sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Die schöne, auf das Spätmittelalter zurückgehende Tradition dieser Feier und der Gesellenbrief stünden für den erfolgreichen Abschluss einer soliden, hochwertigen Ausbildung, die auch im Ausland sehr geschätzt werde. Er bitte die Absolventen aber, sich auch gesellschaftlich einzubringen, unterstrich Remelé, indem sie beispielsweise mit einem Ehrenamt im Sport oder in anderer Gemeinschaft eine Vorbildfunktion einnähmen.
Beinahe 11 000 Arbeitnehmer habe das Handwerk in Stadt und Landkreis, und das bei dem großartigen Umsatz von fast 1,1 Milliarden Euro jährlich, lobte Landrat Harald Leitherer. Seine Sorge galt dem drohenden massiven Rückgang neuer Azubis durch die demografische Entwicklung. „Bleiben Sie in Ihrem Beruf, seien Sie aufgeschlossen und neugierig, aber hinterfragen Sie auch kritisch“, sagte der Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken, Walter Heußlein. Gefahren für das Handwerk sah er im „langsamen Ausbluten der Hauptschule“ und im Fachkräftemangel.
Folgende Absolventen wurden als Innungsbeste ausgezeichnet.
Aus der Bäcker-Innung Schweinfurt-Haßberge die Bäckerin Janina Neubauer (Ausbildungsbetrieb Bäckerei Udo Dietmann, Schwanfeld); die Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei, Sabrina Geb (Wehner Landbäck GmbH, Waigolshausen).
Unter den Bürokaufleuten der Bürokaufmann Sven Seufert (Hopfauer Kameraservice, Schweinfurt).
Aus der Fleischer-Innung der Fleischer Aleh Pohl (Metzgerei Rudolf Geeb GmbH, Schweinfurt); die Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Fleischerei, Jane Körner (Metzgerei Firsching, Inhaber Warmuth, Werneck).
Aus der Friseur-Innung die Friseurin Ramona Kröning (Groha Frisuren GmbH, Schweinfurt).
Aus der Innung für Elektro- und Informationstechnik der Elektroniker Manuel Koch (Stadtwerke Schweinfurt); der Informationselektroniker Thomas Englert (Firma Peter Streit e.K., Bad Neustadt).
Aus der Maler-Innung der Maler und Lackierer, Fachrichtung Gestaltung und Instandhaltung, Jakob Schindler (Farben Galle GmbH, Schweinfurt).
Aus der Schreiner-Innung die Tischlerin Sabine Fedetto (Schreinerei Matthias Niklaus, Niederwerrn).