Die Unterstützung der Stadt nennt zweiter Vorsitzender Dominik Vogt großartig, zumal man das 5000-Quadratmeter-Areal drei Jahre pachtfrei erhielt. Dennoch ist die Euphorie großer Ernüchterung gewichen. Das nicht umzäunte Gelände mit seinen acht Hügeln und drei „Lines“ wird nämlich oft von Nichtmitgliedern genutzt, was dem Verein viel Kopfzerbrechen bereitet.
Zum einen stellt sich die Haftungsfrage. Die Mitglieder sind versichert, illegale Nutzer aber nicht. Denen scheint der Zustand des Geländes relativ egal zu sein. „Fachgerecht radeln viele auf unserem Klubgelände jedenfalls nicht“, sagt Vogt. Folge: schwere Schäden. Drittes Problem ist der Müll, der dort oft achtlos hingeworfen wird.
Einzige Lösung: ein Zaun. Für das Gelände am Stadion wird es den aber definitiv nicht geben. Sportreferent Jürgen Mainka teilte dem Klub kürzlich mit, dass die Bike-Unit-Anlage die einzige Reservefläche zur Herstellung weiterer Stellplätze im Umfeld des Stadions sei. Der gewünschte 1,80 Meter hohe Zaun sei eine weitere Verfestigung der Anlage und deshalb nicht möglich.
Hundertäcker als Alternative?
Bei einem Gespräch mit OB Gudrun Grieser hatte Vogt als Alternative den Sportpark Hundertäcker genannt, zumal das Ex-Tennisgelände von Weiß-Blau ja anders genutzt werden soll, Infrastruktur (Strom, Wasser) gleichwohl schon vorhanden sei. Grieser und auch der für die Liegenschaften zuständige Hans Schnabel seien nicht abgeneigt gewesen. Schnabel bestätigte dem Klub kürzlich sogar schriftlich, dass die Stadt dem Bike-Park auf Hundertäcker-Gelände aufgeschlossen gegenüberstehe. Wegen des noch laufenden Zwangsvollstreckungsverfahrens für die Weiß-Blau-Immobilien müsse man sich aber in Geduld üben.
Die haben die Verantwortlichen aber nicht. Wegen der im Stadion – mangels Zaun – mehr und mehr verloren gehenden Exklusivität, sehen viele der großteils jugendlichen Mitglieder (zur Hälfte aus der Skaterszene) nicht ein, weiterhin Beiträge zu zahlen, während Altersgenossen kostenlos das in vielen hundert Stunden mühsam aufgebaute Gelände kaputtzufahren. Folgen sind erste Austritte und massive Kritik am Vorstand.
Vogt erinnert sich an Signale seitens der Stadt, dass eine Umzäunung gebaut werden könne. Das habe er den Mitgliedern bei Versammlungen auch so berichtet. Mit der Absage der Stadt müsse er leben, aber „ich kann halt auch mein Zaun-Versprechen nicht halten“, übermittelt er sein persönliches Dilemma. Mit der umzäunten Alternative an den Hundertäckern wären er aus dem Schneider und die Cross-Country-, Downhill-, Dirt- und BMX-Fahrer wieder glücklich und zufrieden.
Den Weg zur Presse will er keinesfalls als Druckmittel contra Stadt verstanden wissen. Er fürchtet aber schlichtweg, dass es mit dem jungen Verein den Bach hinunter geht. „Wir machen keinen Profit, wir machen das für die Jugend der Stadt“, sagt er. Vogt führt ins Feld, dass vereinslose Mountainbiker sich künftig wieder in Stadtwald austoben und dort Schäden verursachen. „Wir können nicht alle bedienen, aber die meisten würden bei uns fahren“, weiß Vogt.
Ehrenamtliches Engagement
Bike-Unit-Aktivisten haben zudem beim Fahrradturnier von Stadtjugendring und Verkehrswacht mitgewirkt, sie werden beim Sommerspecial der kommunalen Jugendarbeit im August mithelfen. Der Musik-Event findet am Baggersee statt, die Units veranstalten einen Lake–Jump per Bike, See-Sprung mit dem Rad übersetzt. Ehrenamtliches Engagement also auch andernorts.
Weiter ins zaunlose Stadion-Areal zu investieren mache aus den genannten Gründen keinerlei Sinn, sagt Vogt. Will heißen: Bike Unit braucht dringend eine Alternative, bittet die Stadt um Soforthilfe. Vogt weiß um das Problem mit Weiß-Blau, nennt die Hundertäcker dennoch ideal. Dem Klub laufe aber die Zeit und Mitglied um Mitglied davon.
Hoffnung für die Biker
In der jüngsten Sitzung des städtischen Baugremiums bestätigte nun Sportreferent Jürgen Mainka auf Anfrage von Marc-Dominic Boberg (Grüne), dass eine Umzäunung im Stadion nicht in Frage komme, es aber vorstellbar sei, dass Bike Unit auf dem Ex-Weiß-Blau-Areal an den Hundertäckern unterkomme, zumal dort die im Stadion fehlende Infrastruktur wie Toilette und Gebäude vorhanden sei. Im Gespräch sei eine Kooperation mit dem TV Jahn gewesen, es hänge seines Wissens noch an einer Wiese, die der Wildpark beanspruche.
Online-Tipp:
Vereinsinfos: www.bike-unit.de