Eine Minute und 20 Sekunden dauert der Film. Lang genug, um einen Einblick in die Arbeit der Bullenmästerin Franziska Klenkert zu geben. Und kurz genug, um die Aufmerksamkeit auf Facebook zu halten. Das Porträt der jungen Landwirtin aus Ettleben gehört zur Imagekampagne des Vereins „Unsere Bayerischen Bauern“. Ihr Ziel: Den Verbrauchern ein Gesicht der Erzeuger zu geben, damit sie deren regionale Lebensmittel mehr wertschätzen.
Über 230 000-mal wurde der Film auf der Homepage ( www.unsere-bauern.de ), bei Facebook und Instagram bereits angesehen. Eine beachtliche Zahl und Bestätigung dafür, dass über Soziale Medien viele Menschen erreicht werden können. Auch solche, die mit Landwirtschaft nichts am Hut haben.
Genau das will der im vergangenen Jahr gegründete Verein, initiiert vom Bayerischen Bauernverband und getragen von vielen Organisationen rund um die Landwirtschaft: Waldbesitzerverband, Fränkischer Weinbauverband, Bayerischer Milchförderungsfonds, Fleischerzeugerring, Verband der Bayerischen Wirtschaft, Fachverband Biogas und viele mehr.
Verbraucher sollen Lebensmittel wertschätzen
„Erst wenn klar wird, wie viel Know-how, Engagement und Arbeit in jedem Produkt stecken und welche Menschen dafür tagtäglich ihr Herzblut einbringen, können Verbraucher Lebensmittel aus Bayern so wertschätzen, wie sie es verdienen“, erklärt Eva-Maria Haas, Geschäftsführerin des Vereins „Unsere Bayerischen Bauern“, die Zielrichtung.
Sie warb Anfang des Jahres bei der Jahreshauptversammlung des unterfränkischen Fleischerzeugerrings dafür, dass Landwirte den Konsumenten ihre Höfe öffnen, dass sie Plakate der Imagekampagne aufhängen. Franziska Klenkert, Landwirtin aus einem Ettlebener Bullenmastbetrieb und Bezirksvorsitzende der Bayerischen Jungbauernschaft, war zunächst skeptisch, ob sich auch außerlandwirtschaftliche Facebook-Nutzer solche Bauern-Porträts ansehen, ließ sich aber mit Zahlen vom Gegenteil überzeugen.
Sie sah, dass in der Reihe der bereits vorgestellten, sehr unterschiedlichen Betriebe eine Bullenmast fehlte. Deshalb schlug sie den elterlichen Hof für die Kampagne vor. „Ich finde es wichtig, zu zeigen, wie wir arbeiten“, erklärt die selbstbewusste 25-jährige Meisterin, die sich eigenverantwortlich um die etwa 600 Kälber und Bullen am Hof kümmert. Ihre Eltern Hubert und Rita Klenkert bewirtschaften 90 Hektar Ackerfläche. Aber natürlich helfen sich Jung und Alt auch gegenseitig.
Die Menschen hinter dem Produkt
„Wir Landwirte müssen unsere Arbeit dem Verbraucher erklären. Er soll die Menschen kennen, die hinter den Produkten stehen“, sagt Franziska Klenkert Denn die gesellschaftliche Akzeptanz der Branche sieht die engagierte Junglandwirtin, die als stellvertretende Kreisbäuerin der agrarpolitischen Diskussion unter den Landfrauen mehr Gewicht verleihen will, als größte Herausforderung an.
Weil eine Frau in diesem Beruf noch immer selten ist, weil gerade der Umgang mit den großen Bullen Franziskas Metier ist und weil die hübsche blonde Frau natürlich ein guter Werbeträger ist, rückte im August das Filmteam von „Unsere Bayerischen Bauern“ in Ettleben an.
Gedreht wurde unter dem Titel „Für Sie stehen meine Bullen gut im Futter“ ein typischer Arbeitstag, an dem „Franzi“ zunächst im Kälberstall am Hof die Jungtiere versorgt und an die Milchtränke führt. Dann gibt es Aufnahmen im Vormaststall, in den die Tiere im Alter von sechs Monaten und mit einem Gewicht von 200 Kilogramm kommen, dort nach Größe sortiert und in 25er-Gruppen aufgeteilt werden.
„Wenn alle genüsslich schmatzen, dann hat das etwas Beruhigendes“
Aufnahmen vom sauberen und hellen Bullenstall außerhalb des Ortes zeigen, wohin die Tiere mit etwa 350 Kilo Gewicht gebracht werden, um in der Mittel- und Endmast ihr Schlachtgewicht von etwa 750 Kilogramm zu erhalten. 200 Bullen stehen hier, genüsslich kauen sie ihr Futter. Dessen Zusammensetzung und Verteilung gehören weitere Sequenzen des Films.
Besonders authentisch wirkt der Streifen, weil Franziska Klenkert selbst mit ihren eigenen Worten das Wesentliche der Bullenmast beschreibt. Dazu gehört für sie auch die Erkenntnis, dass es ihr Zufriedenheit bereitet, ihre gesunden Tiere zu beobachten. „Wenn alle fressen und genüsslich schmatzen, dann hat das etwas Beruhigendes“, erklärt sie und beschreibt damit ihren Ausdruck im Film, „etwas Meditatives“.
Umgang mit negativen Reaktionen
Wer sich auf das Medium Facebook einlässt, muss neben vielen positiven Reaktionen aber auch mit negativen Kommentaren, Schmähungen und Beleidigungen zurechtkommen. Das hat die 25-Jährige mit ihrem Werbefilm für die Landwirtschaft erfahren, der seit Oktober online ist. Franziska Klenkert gibt zu, dass es sie ärgert, wenn fachlich unqualifizierte Behauptungen dort aufgestellt werden. Und sie versucht, ihre Argumente dagegenzusetzen. „Aber da gibt es fertige Meinungen“, hat sie festgestellt, die kaum einen Zugang zulassen.
Die Erfahrung mit Facebook hat ihr noch einmal deutlich gemacht, dass Landwirtschaft nicht nur auf dem Acker stattfinden darf, sondern dass die Landwirte aus ihrer Anonymität heraus und auf die Verbraucher zugehen müssen. „Wenn sie sehen, welche Familien dahinter stehen, ist die Wertschätzung der Lebensmittel vielleicht höher“, hofft die junge Ettlebenerin.