Schon in der Schule zeichnete er mit Vorliebe seine Lehrer und Mitschüler und verschönerte Schularbeiten in der Hoffnung, die eine oder andere Wissenslücke kaschieren zu können. „Keiner war vor mir sicher“, sagt der Cartoon-Zeichner Chrismart und grinst.
Am vergangenen Wochenende fertigte er zur Eröffnung der Sonderausstellung „Die Drahtseilkünstlerin Germania. 100 deutsche Karikaturen“ im Museum Georg Schäfer Karikaturen von Besuchern an.
„Karikatur muss bunt, plakativ und visuell schnell erfassbar sein“, heißt es in der Einführung, die vom Museum in das Stichwort gegeben wird. Und: „Schönheit und Harmonie sind bekanntlich nicht ihre Geschwister.“
So sind es beim einen die Pausbäckchen, die überspitzt dargestellt werden, beim anderen die etwas zu großen Ohren, beim nächsten die spitze Nase. Ganz individuell eben. „Bei Männern fällt es mir generell leichter, zu karikieren. Sie sind weniger empfindlich“, gesteht der 36-Jährige. Frauen seien äußerst kritisch und nur schwer mit einer Karikatur zufriedenzustellen. Da fielen schon mal enttäuschte Sätze wie „Oh, da haben Sie mich ja ein paar Jahre älter gemacht“.
Da wird man irgendwann vorsichtiger, sagt Chrismart, der eigentlich Christian Bögle heißt und aus Coburg stammt. „Zum Glück gibt es etwas, das bei fast jedem funktioniert, nämlich die Darstellung als großes Kind.“ Das Wichtigste am Zeichnen sei allerdings der Spaß daran, die Leidenschaft, sagt er.
Schon in den Anfängen des Internets veröffentlichte und gestaltete Bögle Cartoons im Netz, außerdem arbeitete er für die Regionalpresse. 2004 veröffentlichte der Toonster Verlag sein Buch „Streichelzoo“. Seit 2005 ist er Mitglied bei „Toonlight Comics“, deren erstes Gemeinschaftsprojekt „Ganz großes Kino“ Mitte 2006 erschien. „Das liebe Buch“ folgte 2008. In den vergangenen Jahren zeichnete er hauptsächlich für Bands und Labels – unter anderem für The Gaslight Anthem, Lit, Bring Me The Horizon und Flogging Molly. „Durch meine frühere Band war ich schon vorher zeichentechnisch eng mit der Musikszene verwurzelt und hatte Poster, Alben und T-Shirts für viele Bands gestaltet.
“ Das ist auch heute ein großes Betätigungsfeld neben seiner hauptberuflichen Arbeit als Webdesigner in einem Unternehmen. „Ich bin für verrückte Ideen immer zu haben.“
Gesellschaftskritische Karikaturen, wie sie in der Ausstellung im Museum Georg Schäfer gezeigt werden, beeindrucken ihn zwar, spielen aber momentan keine große Rolle. „Das wäre natürlich anders, wenn ich bei der Titanic arbeiten würde.“ Generell sei es toll, dass man mit Karikaturen etwas bewegen kann. Der Terror-Anschlag auf die Redaktion des französischen Satire-Magazins Charlie Hebdo Anfang des Jahres habe ihn sehr schockiert. „Satire sollte alles dürfen. Es geht hier auch um Presse- und Meinungsfreiheit.“