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Frauenhaus: Das Geld bleibt leidiges Thema

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Frauenhaus: Das Geld bleibt leidiges Thema

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    Jahrelang haben die Sorgen um eine gesicherte Finanzierung der Anlaufstelle sexuelle Gewalt die Arbeit des Vereins „Frauen helfen Frauen“ belastet. Erst nach langem Hin und Her kam eine Vereinbarung mit der Stadt Schweinfurt und den Landkreisen Schweinfurt, Hassberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen zustande. Trotzdem sind die Finanzen ein Hauptthema im jetzt vorgelegten Sachbericht des Frauenhauses 2008, dessen Leiterin Gertrud Schätzlein ist.

    Frage: Im Juli 2008 wollte der Verein trotz großer Zweifel, wie es hieß, die Vereinbarung unterschreiben. Haben sich die Zweifel bewahrheitet, reicht das Geld nicht oder hat sich die Situation doch entspannt?

    Gertrud Schätzlein: Unterschrieben wurde übrigens erst im Januar 2009, solange wurde noch um Formulierungen gerungen, mussten wir Zugeständnisse machen. Allerdings haben wir 2008 das Geld schon bekommen. Um es klar zu sagen, der Verein, dessen Haupteinrichtung ja das Frauenhaus ist, hat sich letztendlich entschieden, die Anlaufstelle unter diesen Bedingungen am Leben zu erhalten. Aber wir können nur die Minimalversion bieten. Die Stelle macht nur das Notwendigste, Prävention in Schulen beispielsweise ist nicht möglich und das, obwohl wir die einzige Einrichtung dieser Art in diesem großen Einzugsgebiet sind. Das wird ausführlich im Sachbericht der Anlaufstelle beschrieben.

    Heißt das, dass die Anlaufstelle trotz Vereinbarung ihre Arbeit nicht so leisten kann, wie es notwendig wäre?

    Schätzlein: So ist es. Wir sind aber nicht die einzige soziale Organisation, die unter finanziellen Problemen leidet. Es gibt für diese Arbeit leider keine gesetzliche Verpflichtung zur Finanzierung, sondern nur freiwillige Vereinbarungen. Deswegen müssen wir uns auch auf die Bedingungen der Zuschussgeber einlassen.

    Wie sieht es mit der ambulanten Beratung bei häuslicher Gewalt aus?

    Schätzlein: Besser als vorher. Diese Beratung ist dem Frauenhaus angegliedert. Zwei Mitarbeiterinnen konnten um insgesamt eine halbe Stelle aufstocken. Dadurch können wir der Nachfrage nach ambulanter Beratung besser gerecht werden, ohne dass die Arbeit mit den Bewohnerinnen des Frauenhauses darunter leidet. Der Eigenanteil des Vereins liegt aber bei über 5000 Euro im Jahr, zusätzlich zu den 75 000 Euro Eigenanteil für das Frauenhaus 2008. Die Arbeit ist gesichert, wir können jetzt auch pro-aktive Beratung bei häuslicher Gewalt machen. Das heißt, seit August 2008 haben wir eine Vereinbarung mit dem Polizeipräsidium, dass wir auf Frauen zugehen, die Kontakt mit der Polizei hatten und damit einverstanden sind. Wir rufen sie an und beraten sie. Das könnten wir ohne die halbe Stelle nicht machen. Pro-aktive Beratung wird wahrscheinlich vom Innen-und Sozialministerium bayernweit eingeführt. Ich frage mich allerdings, wer das bezahlen und leisten soll. Das können eigentlich nur Einrichtungen, die damit Erfahrung haben.

    Im Sachbericht steht, dass sich nach 14 Jahren die Renovierungs-und Instandhaltungskosten häufen und dafür aber eigentlich kein Geld vorhanden ist.

    Schätzlein: Unsere Sachkosten haben wir immer relativ niedrig gehalten, haben den Kauf jeder Bettwäsche gut bedacht. Jetzt ist auf einmal vieles kaputt und verschlissen, die Herde, alle Matratzen, Bettwäsche, Handtücher. Da kommen Beträge zusammen, die wir aus dem normalen Haushalt nicht bezahlen können. Wir haben einen Antrag bei den kommunalen Zuschussgebern gestellt und werden wohl die Hälfte des Beantragten bekommen. Wobei unterschiedliche Ansichten bestehen, welche Qualität notwendig ist. Man kann einfach kein Handtuch für 2 Euro kaufen. Bei 50 Ein- und 50 Auszügen im Jahr werden die Sache sehr strapaziert. Wir sind froh, wenn wir einen Zuschuss bekommen, sind aber mehr denn je auf Spenden angewiesen.

    Über welche Summe sprechen wir?

    Schätzlein: Den notwendigen Umzug der Beratungsstelle von der Luitpold- in die Cramerstraße miteingerechnet, rechnen wir mit rund 55 000 Euro Kosten zusätzlich zum laufenden Unterhalt. Die Hälfte werden wir wohl bekommen. Der Eigenanteil fürs Frauenhaus war 2008 besonders hoch, weil wir für die Kinder eine Erzieherin im Anerkennungsjahr anstellen mussten. Die können wir uns jetzt nicht mehr leisten. Grundsätzlich hatten wir in den letzten Jahren zwar weniger Kinder, manchmal leben nur zwei im Frauenhaus, manchmal aber 15. Darauf müssen wir reagieren. Die Kinder, die neu zu uns kommen, brauchen besonders viel Zuwendung. Selbst wenn sie einen Platz bekommen, können sie nicht gleich in den nächsten Kindergarten gesteckt werden. Der Umzug von Zuhause, aus einer Gewaltbeziehung hierher, ist nicht einfach. Das kann eine Mitarbeiterin alleine nicht leisten.

    Der Anteil der Frauen mit Migrationshintergrund war 2008 sehr hoch, fast 60 Prozent. Ist das eine gute Nachricht, weil die Zahl zeigt, dass diese Frauen Kenntnis haben von den Hilfsangeboten, oder eine schlechte, weil viele dieser Familien betroffen sind?

    Schätzlein: Es ist eine gute Nachricht, dass sie den Weg zu uns finden. Es gibt Untersuchungen, dass Frauen mit Migrationshintergrund noch weniger informiert sind als andere, gerade solche, die isoliert leben oder einen niedrigen Bildungsstand haben. Die andere Seite ist natürlich, dass Frauen mit Migrationshintergrund oft noch mehr zeitaufwändige Unterstützung von uns brauchen, denken wir nur an die sprachlichen Hürden bei 19 Nationalitäten. Wir haben viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen, stoßen trotzdem manchmal an unsere Grenzen. Dolmetscherinnen aus einem Übersetzungsbüro können wir uns nicht leisten, bei anderen Leuten wissen wir nicht, ob Kontakte zur Familie des Mannes bestehen. Da haben wir schon schlechte Erfahrung gemacht.

    In Kürze: was steht sonst noch Wichtiges im Jahresbericht?

    Schätzlein: Wir sagen, wo das Geld der Spender hinkommt, machen die Probleme der Frauen transparent und sprechen unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen an, ohne die das Frauenhaus nicht existieren könnte. Und wir informieren über den steigenden Bedarf an nachgehender Beratung, wenn die Frauen wieder ausgezogen sind. Denn damit sind ihre Probleme in der Regel noch lange nicht bewältigt. Wir vermitteln sie zwar auch an andere Einrichtungen, aber viele kommen zu uns, weil sie uns kennen, beispielsweise wenn es um Umgang mit den Kindern geht.

    Der Sachbericht 2008 steht demnächst auf der Homepage www. frauenhaus-schweinfurt.de

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