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SCHWEINFURT: Friedrich Schillers heitere Seite

SCHWEINFURT

Friedrich Schillers heitere Seite

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    Augenzwinkernd betrachtete Hans Driesel (rechts) Schillers Werke. David Reß (links) übernahm die musikalische Gestaltung des Abends im Schrotturmkeller.
    Augenzwinkernd betrachtete Hans Driesel (rechts) Schillers Werke. David Reß (links) übernahm die musikalische Gestaltung des Abends im Schrotturmkeller. Foto: FOTO Ursula Lux

    Anlässlich des 250. Geburtstags des Klassikers hat er genau hingeschaut, manch unfreiwillige Heiterkeit entdeckt und den Dichterfürsten von einem allzu hohen Podest geholt. Er bewies seinen Zuhörern nicht nur, dass „nicht jedes Gedicht eine Ballade ist, sondern auch, dass nicht jede Ballade ein Gedicht ist – im übertragenen Sinn“.

    Das Ganze wurde wieder garniert mit Einblicken in Leben und Werk des großen Literaten. Musikalisch untermalte und umrahmte den „augenzwinkernden Schillerabend“ im Schrotturmkeller David Reß am Piano. Der intonierte die „Ode an die Freude“, das Gedicht Schillers, das die meisten aus der neunten Symphonie Ludwig van Beethovens kennen. Die ersten Strophen sind allen wohlbekannt, Driesel aber las das Gedicht bis zum Ende, und das ließ dann doch Rückschlüsse auf den weinseligen Zustand seines Verfassers beim Dichten zu. „Freude sprudelt in Pokalen, in der Traube goldenem Blut trinken Sanftmut Kannibalen“, steht dort, und Driesel schließt daraus: „Sollten Ihnen einmal Kannibalen begegnen, dann sollten Sie immer einen Bocksbeutel in der Tasche haben“, wobei er schmunzelt bezweifelte, dass Kannibalen sich Sanftmut antrinken könnten.

    Auch die Laura-Gedichte des 22-Jährigen, die vermutlich der Beziehung zu seiner damaligen Zimmerwirtin Luise Dorothea Vischer entsprangen, weckten die Heiterkeit des Publikums. „Wenn dein Finger durch die Saiten meistert“; beginnt die erste Strophe von „Laura am Kla-vier“. Und sie endet rätselhaft, „Seelen fordert Philadelphia“. Was hat Schiller, wohl mit „Philadelphia gemeint“, fragt Driesel und dem Publikum fällt dazu auch nur „Käse“ ein.

    Schon zu seinen Lebzeiten wurden Schillers Werke gerne persifliert. August Wilhelm Schlegel beispielsweise nahm sich des Gedichts „Die Würde der Frauen“ an. Aus Schillers: „Ehret die Frauen! Sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben“, wurde so „Ehret die Frauen! Sie stricken die Strümpfe, wollig und warm, zu durchwaten die Sümpfe“. Schlegel war auch der erste, der Schiller bewies „was die Glocke geschlagen hat“, nämlich gar nichts. Der Dichter hatte bei seiner minutiösen Beschreibung der Herstellung derselben in der gleichnamigen Ballade doch glatt den Klöppel vergessen.

    Den parodierenden Umgang mit Schillers Texten kannten die meisten Zuhörer noch aus der Schulzeit. Was hatte man Schillers Balladen nicht alles angetan. Worauf musste der arme Polykrates aus Schülermund nicht alles schauen, „das beherrschte Samos“ war jedenfalls selten dabei. Bei den Persiflagen kam jetzt auch der Humorist Heinz Erhard zu Ehren. Denn auch er fand in Schiller ein perfektes Opfer. Wer kennt ihn nicht den „Ritter Fips“, der „auf seines Schlosses Brüstung“ da steht in „voller Rüstung.“

    Die Balladen boten eine schier unerschöpfliche Quelle humorvoller Interventionen und Hans Driesel verstand es, sein Publikum zum Lachen zu bringen. Dennoch, am Ende hob er den Dichterfürsten zurück auf seinen ihm angestammten Sockel. Auch allerlei Nonsens konnte den Wert dieses bedeutenden Klassikers letztlich nicht schmälern.

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