(novo/ho) Fronleichnam galt Martin Luther als „allerschädlichstes Jahresfest“, weil die biblischen Grundlagen für die Feierlichkeiten fehlten. Zu viel kostspieliger Prunk und äußere Schau stünden im Mittelpunkt. Dadurch mache „man dann Christum zu einem Spielman“. Von dieser Einschätzung ist man heute weit entfernt. Fronleichnam, das Fest des Leibes und Blutes Christi, ist ein farbenfrohes, ausdrucksstarkes Hochfest katholischer Frömmigkeit. Es geht längst nicht mehr um konfessionelle Abgrenzung, sondern um Jahrhunderte altes kirchliches Brauchtum und gelebte Traditionen. Wie kaum sonst, werden sie bei den Fronleichnamsprozessionen sichtbar, wie auch diesmal wieder in Gerolzhofen. Die Predigt von Pfarrer Stefan Mai beim wegen der unsicheren Wetterlage vom Marktplatz in die Stadtpfarrkirche verlegten Festgottesdienst stand unter dem Thema: „Eigenbrötler oder Kumpan?“ und drehte sich um Jesus und den Leib und das Brot Christi. Nach dem Gottesdienst machten sich bei einem Mix aus Wolken und Sonnenschein viele hundert Gläubige betend und singend mit der Monstranz unter dem „Himmel“ auf den Weg durch die Altstadt mit einer Station am Altar in der Steingrabenstraße und der Kirche als Schlussstation, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle (Leitung: Valentin Endres). So präsentierte man sich einmal mehr als wanderndes Gottesvolk auf dem Weg durch die Zeiten. Mit dabei waren wieder zahlreiche Fahnenabordnungen christlicher und weltlicher Vereine aus der Stadt.
GEROLZHOFEN