Dass es Dörfleins schottische Hochlandrinder, Highland-Cattles, in diesem Winter (relativ) kuschelig und warm haben, liegt daran, dass Dörflein einen leer stehenden Stall pachtete. Der Bulle "Major" und die 39 Kühe und Kälber Dörfleins bräuchten den Stall nicht, der keine Türen hat und nicht sehr viel wärmer ist als die Umgebung, denn sie haben ein dickes Fell, auf dem im Freien sogar der Schnee liegen bleibt, das also sehr gut isoliert.
Wetterfeste Rinder
Die Highland-Cattles sind für ihre Wetterfestigkeit bekannt. "Die halten in Kanada Temperaturen bis zu 45 Grad Minus aus und bekommen dabei noch Junge", sagt Dörflein. Hochlandrinder sind dank ihres dicken Felles nicht nur gegen Kälte unempfindlich, sondern auch genügsam, anspruchslos, anpassungsfähig, langlebig, frohwüchsig und leicht kalbend. Das waren genug Gründe, dass Manfred Dörflein sich 1989 nach einer zusätzlichen Beratung beim Landwirtschaftsamt für Hochlandrinderzucht entschied.
Damals hatte er den Hof von seinen Eltern übernommen. Weil ein Großteil der Fläche (18 Hektar) Berghänge und sumpfige Äcker und Wiesen waren, also nicht gut oder gar nicht maschinell zu bearbeiten, hatte er nach einer neuen Nutzung gesucht. Ein Experiment mit Schafen erwies sich als zu arbeitsaufwändig für den Ein-Mann-Betrieb.
"Ein 24-Stunden-Job"
Dörflein kann von seiner 40-köpfigen Herde leben. "Aber reich wird man davon nicht", fügt er hinzu. Und: "Man muss es gerne machen. Es ist eigentlich ein 24-Stunden-Job".
Das Fleisch seiner Tiere vermarktet der gelernte Speditions-Kaufmann ab Hof. Mittlerweile hat er einen Stammkunden-Kreis, der das schmackhafte, aromatische und leicht marmorierte Fleisch mit leichtem Wildgeschmack sehr schätzt. Gefüttert werden die Tiere nur im Winter, wenn auf den Weiden zu wenig Gras wächst und die Tiere auf der Suche nach Futter die Weiden zertrampeln und ruinieren würden. Von November bis Mai bekommen die Rinder Heu und Stroh, ab und zu mit ein wenig Zuckermelasse.
Im Sommer grasen die Tiere auf Dörfleins bis zu drei Hektar großen, mit Elektrozaun umgebenen Weideflächen. Je nach Witterung und wieviel Gras wächst, werden sie nach einigen Wochen zur nächsten Weide getrieben. Das ist nicht so leicht. Die älteren Tiere kennen den Weg zwischen den Wiesen Dörfleins, die sich auf Michelauer Gemarkung, aber auch auf Dingolshäuser und Hundelshäuser Flur oder auf der "Langen Wiese" zwischen Michelau und Geusfeld befinden. Doch die Jungtiere versuchen gerne auszubüchsen, was immer wieder einmal gelingt.
"Das Umsetzen der Tiere ist manchmal sehr zeitraubend. Da bin ich froh, wenn sich genügend Helfer finden", sagt Manfred Dörflein.
Mit Schrecken erinnert er sich, als er einmal eine Herde nach Dingolshausen trieb und diese "in alle Himmelsrichtungen zerstob", weil sie durch eine Autofahrerin in Panik versetzt worden war. "Es hat einige Tage gedauert, bis wir wieder alle Tiere hatten", sagt Dörflein.
Pech sei damals auch gewesen, dass er gerade erst neue Tiere in der Oberpfalz gekauft hatte, deren Leitkühe sich noch nicht auf den Wegen seines Umtriebs-Weide-Systems auskannten.
Nicht nur auf dem Weg von einer Weide zur anderen brechen jüngeren Rinder gerne aus. Immer wieder gelingt es Tieren, die Elektroeinzäunung zu überwinden. Dörflein hat seine liebe Müh', bis er den oder die Ausreißer wieder auf der Weide hat. Die Umzäunungen zu verbessern beschäftigt ihn schon seit geraumer Zeit. Aber das ist nicht nur eine Frage des Geldes. Eine doppelte Umzäunung macht auch mehr Arbeit beim Umsetzen auf die nächste Weide.
Eltern müssen aushelfen
Und wann macht der Ein-Mann-Betrieb Dörflein Urlaub? "Nie", sagt Manfred Dörflein. "Wenn man das nicht als Idealist macht, kann man so einen Betrieb nicht haben". Nur wenn er mit den Musikern der Heimatkapelle, bei der er Posaune spielt, oder mit der Band "Die Zabelsteiner", bei denen er E-Bassist ist, unterwegs ist, lässt er seine Herde im Stich. Dann müssen die Eltern einspringen, die 70 bzw. 68 Jahre alt sind. Sie sehen auch nach dem Rechten, wenn Dörflein Auswärtstermine hat, um Tiere zu kaufen oder zu verkaufen, Fach-Versammlungen zu besuchen oder nach Thüringen zu fahren, wo er bei Oberhof weitere 80 Hochlandrinder bei einem befreundeten Züchter auf der Weide stehen hat.