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SCHWEINFURT: Früherkennung kann Darmkrebs verhindern

SCHWEINFURT

Früherkennung kann Darmkrebs verhindern

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    Bei der Telefonaktion zum Thema „Darmkrebs-Früherkennung“ beantworteten sechs Experten die Fragen unserer Leser. Die Mediziner (von links): Dr. Christof Bretscher, Dr. Sabine Syamken, Dr. Klaus Kosch, Prof. Dr. Wilhelm Koch (sitzend), Dr. Joachim Müller und Dr. Steffi Appelt.
    Bei der Telefonaktion zum Thema „Darmkrebs-Früherkennung“ beantworteten sechs Experten die Fragen unserer Leser. Die Mediziner (von links): Dr. Christof Bretscher, Dr. Sabine Syamken, Dr. Klaus Kosch, Prof. Dr. Wilhelm Koch (sitzend), Dr. Joachim Müller und Dr. Steffi Appelt. Foto: FOTO ruppert

    Dr. Joachim Müller hat die Aktion initiiert und dafür fünf Kollegen gewonnen: Die beiden Chefärzte Prof. Dr. Wilhelm Koch (Leopoldina-Krankenhaus) und Dr. Christof Bretscher (St.-Josef-Krankenhaus), die Internistinnen Dr. Sabine Syamken (Belegärztin im Krankenhaus Hofheim) und Dr. Steffi Appelt (Ambulanz-Zentrum Schweinfurt) sowie Dr. Klaus Kosch (Belegarzt im Krankenhaus Werneck).

    frage: Meine Mutter hatte Dickdarmkrebs. Wann sollte ich zur Vorsorge-Darmspiegelung gehen? Wird das von der Kasse bezahlt?

    antwort: In diesen Fällen einer erblichen Vorbelastung (15 bis 20 Prozent) sollte man zehn Jahre vor Erkrankungsbeginn des Angehörigen eine Darmspiegelung machen lassen. Die wird altersunabhängig von den Kassen bezahlt.

    Gibt es Darmkrebs-Risikogruppen?

    antwort: Risikofaktoren können sein: Chronische Entzündung der Darmschleimhaut (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), Darmkrebs in der Familie, besonders wenn die Betroffenen bei Krankheitsbeginn jünger als 50 Jahre alt waren. Auftreten anderer Krebsarten, zum Beispiel Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs. Zu fettreiche und faserarme Kost, Übergewicht, Bewegungsmangel – also Faktoren, die den Stuhl (zu)lange im Darm verbleiben lassen.

    Welche Beschwerden stehen am Anfang?

    antwort: Im Frühstadium verursacht Darmkrebs keinerlei Beschwerden und wächst oft jahrelang unbemerkt im Darm. Das ist ja das Tückische an dieser Krankheit, aber auch (durch das langsame Wachstum) die große Chance der Früherkennung. Dennoch gibt es Warnsignale, die man vom Arzt abklären lassen sollte: Blut im oder am Stuhl, veränderte Stuhlgewohnheiten (bleistiftdünner Stuhl, Wechsel von Verstopfung zu Durchfall und umgekehrt). Bei Blähungen, Abgang von Blut, Schleim oder Stuhl; Blässe, Müdigkeit, Gewichtsabnahme. Länger anhaltende Bauchschmerzen, laute Darmgeräusche, Rumoren, häufiger Stuhldrang, auffallend übelriechender Stuhl.

    Darmkrebs soll ja überwiegend nach dem 50. Lebensjahr auftreten. Die Kasse bezahlt die Spiegelung (Koloskopie) aber erst ab 55 Jahren. Ich bin 48, habe keinerlei Beschwerden, möchte aber mal eine sichere Aussage.

    antwort: In diesem Fall bleibt Ihnen nur die Möglichkeit – wie bei vielen anderen Vorsorge-Untersuchungen – dass Sie die Kosten selbst tragen. Die belaufen sich mit Vorgespräch, Blutentnahme, Abführmittel, Untersuchung auf etwa 300 Euro (ohne die eventuell notwendige mikroskopische Untersuchung einer Gewebeprobe).

    Ist eine virtuelle Koloskopie nicht unkomplizierter als eine Darmspiegelung?

    antwort: Die von Ihnen angesprochene Untersuchung mittels einer Computertomografie (CT) liefert keine reellen, sondern rekonstruierte Bilder. Sie stellt zwar keinen Eingriff dar (dafür Strahlenbelastung), erlaubt aber auch keine Biopsien und therapeutische Optionen. Schleimhautdefekte sind erst ab einem Zentimeter erkennbar, die Koloskopie dagegen ermöglicht die Beurteilung kleinster Defekte. Vor allem: Polypen (Vorstufen) können gleich zur mikroskopischen Beurteilung entfernt werden.

    Vor einem Jahr hat eine Koloskopie bei mir Hämorrhoiden ergeben. Da sie immer wieder bluten, habe ich Angst, dass sie bösartig werden können.

    antwort: Nein, entarten können Hämorrhoiden nicht. Sie sollten sie aber behandeln lassen.

    Ich habe bisher eine Koloskopie vermieden, weil ich einen positiven Befund befürchte.

    antwort: Eine vorsorgliche Spiegelung kann Ihnen schnell diese Angst nehmen. Und was heißt hier positiver Befund? Wird wirklich ein meist winziger pilzartiger Polyp gefunden, wird er gleich entfernt und damit die Gefahr einer Entartung innerhalb von acht bis zwölf Jahren. Diese einmalige „Chance“ des langsamen Wachstums des Darmkrebses sollte man wirklich nutzen: Frühzeitig erkannt, ist der Darmkrebs in 90 Prozent der Fälle heilbar. Die 30 000 Todesfälle in Deutschland müssten nicht sein.

    Bei mir wurden Divertikel festgestellt, ab und zu habe ich Blut im Stuhl. Was soll ich tun?

    antwort: Ihnen wurde sicher gesagt, dass Divertikel (Darmausstülpungen) nicht entarten können. Trotzdem empfehle ich eine erneute Koloskopie. Bei ausgeprägten Divertikeln und bei Engstellungen sind die betroffenen Darmabschnitte nämlich oft schwierig einsehbar, sodass sich dahinter schon mal ein Polyp verbergen könnte.

    Ich schaffe es nicht, meinen Mann zur Darmkrebs-Vorsorge zu bewegen. Was raten Sie mir?

    antwort: Männer sind generell schwerer zur Gesundheitsvorsorge zu motivieren, sie verdrängen Krankheiten oft. Vielleicht hilft ja ein Gespräch mit dem Hausarzt, oder Ihr liebevoller Appell an Ihren Mann, Verantwortung für sein eigenes Leben und seine Familie zu übernehmen. Die Chance der Früherkennung ist ja wirklich überzeugend.

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