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SCHWEINFURT: Frühes Obertor entdeckt

SCHWEINFURT

Frühes Obertor entdeckt

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    Grabungsleiter Martin Wortmann zeigt einen Stein, bei dem es sich um eine spätromanische Wandvorlage mit Kapitell handelt. Ihn begutachten auch Baureferent Jochen Müller und Hans Hatos (Sanierungsstelle, von links). Das Bild unten zeigt Teile des entdeckten Kanalschachtes.Fotos: Helferich, Firma  Heyse
    Grabungsleiter Martin Wortmann zeigt einen Stein, bei dem es sich um eine spätromanische Wandvorlage mit Kapitell handelt. Ihn begutachten auch Baureferent Jochen Müller und Hans Hatos (Sanierungsstelle, von links). Das Bild unten zeigt Teile des entdeckten Kanalschachtes.Fotos: Helferich, Firma Heyse

    1964 ist man bei Kanalarbeiten in der Oberen Straße auf Teile des frühen, im 13. Jahrhundert entstandenen Obertores gestoßen. Anlässlich der aktuellen Bauarbeiten waren also weitere archäologische Funde zu erwarten. Die Stadt beauftragte deshalb die bewährte Grabungsfirma Heyse aus Schwarzach am Main, die Bauarbeiten zu begleiten. Betreut wird das Projekt von der städtischen Sanierungsstelle und dem Landesamt für Denkmalpflege.

    Und: Die Heyse-Mitarbeiter Ines Büttel und Grabungsleiter Martin Wortmann legten tatsächlich erfreulich viel „Alt Schweinfurt“ frei. Unter anderem einen alten Kanal sowie Bögen einer Brücke, die die beiden frühen Obertore verband. Ein Tor stand oberhalb der Gaststätte Dalmatien, das zweite auf Höhe der Firma Waffen Storch. Seine Fundamente wurden ebenso entdeckt und freigelegt. Übrigens: Das den Schweinfurtern eher bekannte neue Obertor entstand nach der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert und hatte in etwa am heutigen Standort der AWO am Kornmarkt seinen Platz.

    Der alte Kanal konnte im gesamten östlichen Straßenverlauf bis zur Hausnummer 26/Ecke Zufahrt zur Brauerei Roth nachgewiesen werden. Es handelt sich um einen 50 Zentimeter breiten und 70 Zentimeter tiefen, sauber ausgemauerten Schacht aus kleineren Muschelkalkquadern. Die Kanalsohle bilden rechteckige Sandsteinplatten, deren enge Fugen mit Lehm abgedichtet sind. In Teilabschnitten war auch die Abdeckung aus großen Sandsteinplatten erhalten.

    Die Mauertechnik und der verwendete Mörtel machen es laut Grabungsleiter Wortmann „sehr wahrscheinlich, dass der Kanal aus dem Hochmittelalter stammt“. Er dürfte somit zu den frühen Infrastrukturmaßnahmen gehören, die mit der Neugründung der Stadt am westlichen Ufer des Marienbaches in der Mitte des 13. Jahrhundert offensichtlich von Beginn an planmäßig ausgeführt wurden, sagte er.

    Anhaltspunkt für die Datierung ist auch die Ähnlichkeit der Mörtel am Kanal mit dem des massiven Fundamentmauerwerks, das zwischen den Hausnummern Obere Straße 28 und 15 aufgedeckt wurde. Das Fundament stammt vom inneren Obertorturm dieser ältesten Stadtbefestigung. Sie bestand aus einer Mauer mit vorgelagertem Graben und dürfte ebenso in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein.

    Bei den laufenden Baumaßnahmen kam auch eine Torangel in Form einer runden Ausarbeitung im Sandstein zum Vorschein.

    Über den einstigen Graben führte wahrscheinlich eine Holzkonstruktion, die auf massiven Zwischenfundamenten auflag. Später wurden im Norden zwei gewölbte Brückenbögen eingefügt. Hier wurde zwischen normalen Mauersteinen ein Stein entdeckt, bei dem es sich um eine spätromanische Wandvorlage mit Kapitell handelt. Wahrscheinlich stammt dieser Stein aus einem repräsentativen Haus, das seinerzeit abgebrochen wurde und beim Brückenbau verwendet wurde.

    Alle noch im Boden erhaltenen Teile der Konstruktion, die jetzt ans Tageslicht gekommen sind, werden – wie schon an anderen Stellen im Alt-Schweinfurt, etwa Unteren Wall – vermessen, beschrieben und fotografiert. „So wird am Ende eine gedankliche Rekonstruktion des Aussehens der Toranlage möglich, die nach Aussage schriftlicher Quellen schon mit dem Stadtbrand von 1554 vernichtet wurde“, erklärte Wortmann.

    Schürfen finden aktuell im Fichtelsgarten und in der Hadergasse statt. Alles, was man auch dort entdeckt, wird ebenso dokumentiert. Baureferent Jochen Müller sprach am Freitag vor Ort von einem Puzzle. Jeder dokumentierte Fund helfe, den historischen Grundriss der Stadt besser ablesen zu können, „wir erfahren so, wie in etwa alles ausgesehen hat“.

    Aber: Die Mauerstücke und Funde bleiben im Boden, damit sie auch spätere Generationen zuordnen können. Nur einzelne Stücke wie der Kapitell-Stein werden gelagert und bei einer geplanten Präsentation samt Gesamtdokumentation gezeigt. Neben dieser Schiene, das „Alt Schweinfurt ins Bewusstsein zu rücken“, will Müller beispielsweise den Standort des frühen Obertore durch eine besondere Pflasterung oder Hinweistafeln im Belag „optisch wahrnehmbar“ zu machen. An der Galeria Kaufhof gibt es im Belag schon solche Tafeln, die an den Verlauf der Stadtmauer dort erinnern.

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