Die Jagd nach den sechs cremefarbenen Charolais-Kühen, die am Freitag vor einer Woche gewaltsam aus dem Stall des Landwirts Robert Braun oberhalb der Klesenmühle ausgerissen sind, ist zu Ende. Für drei Tiere des entlaufenen Sextetts endete der Ausflug in die Freiheit tödlich. Sie mussten erschossen werden.
Eine schwangere Kuh zog es offenbar vor, ihr Kind zuhause zur Welt zu bringen, oder sie war dem Schreien des zurückgebliebenen Bullen gefolgt. Jedenfalls war sie freiwillig zum Hof zurückgetrabt. Zwei weitere Kühe konnten betäubt und mit dem Transporter in den Stall zurückgebracht werden.
Den sechs jeweils rund 600 Kilogramm schweren Kühen war es gelungen, mit brachialer Gewalt die Sicherungsstange an der Stalltür zu verbiegen und sich so nach einem Sprung über einen 60 Zentimeter hohen Fresstrog den Weg in die Freiheit zu bahnen. Der dazugehörige Bulle hatte bei dem Ausbruch nicht mitgemacht und war lieber im Warmen geblieben.
Menschen und Autos attackiert
Zwei Tiere des ausgebüxten Sextetts bezahlten die Flucht bereits am Samstag mit ihrem Leben. Sie waren im Bereich der Auffahrt-Nord zur B 286 bei Rügshofen immer wieder auf die Fahrbahn gelaufen. Die gestressten und aggressiven Kühe waren dabei derart „voller Adrenalin“ gepumpt, dass sie sowohl Menschen als auch Fahrzeuge angriffen. Besitzer Robert Braun musste dabei selbst einen heftigen Schlag einstecken, den eine Kuh mit dem Kopf ausführte. Aufgrund der hohen Gefährdung des Straßenverkehrs als auch für Leib und Leben der Verkehrsteilnehmer und Anwohner, mussten die beiden Tiere am Samstagnachmittag durch den herbeigerufenen Jagdpächter erschossen werden.
Vier Schuss aus dem Betäubungsgewehr eines Tierarztes waren nötig, um die dritte der flüchtigen Charolais-Kühe am Montag im Mahlholz in die Knie zu zwingen. Die Jungkuh war in der Nähe des Waldkindergartens ausfindig gemacht worden. Sie hatte die Eisschicht einer Pfütze durchschlagen, um an Wasser zu kommen.
Da sich das Tier nicht auf herkömmliche Weise mit Seilen und Stricken einfangen ließ, war der Tierarzt eingeschaltet worden. Nachdem die trächtige Kuh nach knapp zwei Stunden wieder aus dem Narkoseschlaf erwacht und auf die Beine gekommen war, ließ sie sich an zwei Seilen zum Transporter führen, der sie in den Stall zurückbrachte.
Kuh Nummer 4 stand am Dienstagfrüh von ganz alleine wieder auf dem Hof von Robert Braun. Sie war in der Nacht zugelaufen. Sie war kurzzeitig bereits am Montag im Wald bei Mutzenroth entdeckt worden. Allerdings hatte sich dann ihre Spur wieder verloren. Sie war offenbar dem herzzerreißenden Schreien des Bullen gefolgt und durch den Wald im Bereich von Waldesruh und Mahlholz freiwillig zurückgetrabt.
Kuh Nummer 5 ging Robert Braun und seinen Helfern am Mittwochvormittag gegen 11 Uhr ins Netz. Sie hatte den Schutz des Bischwinder Wäldchens zwischen Rügshofen und Bischwind aufgesucht. Von den Verfolgern aufgeschreckt, war sie auf eine Wiese ins Freie gestürmt, dort aber auf lautes Zurufen eines Helfers, der sich auf die andere Seite des Wäldchens begeben hatte, erst einmal stehen geblieben. Danach besann sie sich jedoch eines anderen und lief wieder in den Wald zurück, wo der hinter einem Baum sich versteckende Jagdpächter bereits auf sie wartete, um sie mit einem im Gegensatz zum Montag höher dosierten Pfeil aus dem Gewehr rasch zu betäuben. Nachdem sie gefesselt worden war, wurde sie schließlich mit dem Viehauto zurück zum Stall gefahren.
Tödliches Ende in Brünnau
Wie schon die zwei Kühe am Samstag musste auch Kuh Nummer 6 am frühen Freitagmorgen ihr Leben lassen. Ein Verkehrsteilnehmer hatte sie gegen 4.15 Uhr auf der Straße von Schallfeld nach Brünnau entdeckt. Das eine Zeitlang vom Jagdpächter beobachtete Tier befand sich bereits auf dem Weg nach Järkendorf, als es am Ortsausgang von Brünnau erschossen wurde.
Neben Robert Braun waren die Tage über vor allem sein Schwiegersohn Matthias Ruß, Rudi Finster und Norbert Bößner sowie zeitweise auch ein Viehhändler aus Prichsenstadt mit seinem Sohn sowie Robert Behringer unterwegs, um die ausgebüxten Kühe ausfindig zu machen und einzufangen, sofern dies möglich war. Ferner war die Polizei Gerolzhofen begleitend im Einsatz.
Die drei erschossenen Kühe mussten der Tierkörperverwertung zugeführt werden. Dies ist in solchen Fällen, in denen die Tiere einer derartigen Stresssituation ausgesetzt waren, vorgeschrieben. Angesichts eines Wertes von etwa 2000 Euro pro Tier stellt ihre Tötung für den Besitzer auch einen nicht unerheblichen finanziellen Verlust dar.