Während deutschlandweit von etwa 2000 Schlachtbetrieben die Hälfte aufgrund der neuen EU-Zulassung bis 2010 schließen werden, haben die Brüder Andreas, Christian und Georg Schäfer den finanziellen Aufwand für den Umbau des Obbacher Schlachthauses nicht gescheut. Die Söhne des ehemaligen Schweinfurter Industriellen Georg Schäfer leben zwar nicht in der Region, ihre Bindung an das Schloss und landwirtschaftliche Gut in Obbach ist dennoch eng, wie Andreas Schäfer versichert.
„Wir wollten die alten Gebäude mitten im Ort erhalten“, sagt er. Sein Bruder Christian pflichtete bei der Eröffnung des neuen Schlacht- und Zerlegehauses bei: „Das Gesamtkonzept ist zukunftsfähig“. Und das heißt: die ökologische Landwirtschaft und Schweinehaltung des großen Gutsbetriebes unter dem Verwalterpaar Bernhard Schreyer und Petra Sandjohann verknüpfen mit einer Metzgerei aus der Region. Thomas Hemmerich aus der „Werntalmetzgerei“ in Geldersheim hat daher seit Januar den Schlachtbetrieb in Obbach samt Verkaufsladen in Euerbach gepachtet, investierte seinerseits aufgrund der EU-Hygieneauflagen in das Schlachthaus.
Einrichtung und Geräte von der Stiefel- und Schürzenwaschanlage bis zum tragbaren Desinfektionsbecken mussten erneuert werden, Arbeitsabläufe und Personalwege werden künftig anders sein. Vor allem: die von der EU vorgeschriebene Trennung von Schlachtung und Produktion wurde verwirklicht: in Obbach werden Schweine und Rinder künftig nur noch geschlachtet und zerlegt, gewurstelt wird jedoch in Geldersheim.
Den EU-Katalog zu den Hygienevorschriften akzeptiert Metzger Hemmerich, auch wenn er nach eigenem Bekunden die Vorgaben „längst lebt“. Schon aus Eigeninteresse: „Ich will mir doch mein eigenes Produkt nicht kaputt machen“. Aber der Zeitaufwand für die umfangreiche Dokumentation jedes Arbeitsschrittes, vom Messen der Wursttemperatur bis zum Abliefern der Abfallknochen, wurmt ihn schon. „Verbürokratisierung“ nennt er das.
„Die EU-Vorschriften treffen die Kleinbetriebe im Mark“, weiß auch Jürgen Straub, Vorsitzender der Metzgergenossenschaft, des Fleischerrings Schweinfurt. „Die Vorgaben sind für Großbetriebe gemacht“. Knapp zehn Schlachtbetriebe gibt es noch im Landkreis, laut Straub dürften allerdings wohl alle die EU-Zulassung bis 2010 erhalten.
Klagen über die EU-Zulassung kennt Gerhard Eck, CSU-Abgeordneter im Bayerischen Landtag und Vorsitzender des dortigen Agrarausschusses. „Probleme im Vollzug“ gibt er zu, auch eine unterschiedliche Gewichtung der verschiedenen Veterinärämter. Und auch, dass europaweit ein einheitlicher Vollzug dieser Verordnung längst nicht erreicht ist. Deshalb könne ein länderübergreifender Austausch der Kontrolleure helfen, notfalls müsse auch über die Kürzung von EU-Zahlungen nachgedacht werden, sagt er.
In Obbach heißt ein wichtiges Wort des Betriebskonzeptes: Vernetzung. Nicht nur Thomas Hemmerich wird dort schlachten, die auf etwa 200 Schweine pro Woche ausgelegten Schlachtkapazitäten ermöglichen, dass auch andere Metzger aus der Region das Haus nutzen können, dass Biobetriebe ihre Tiere hier zerlegen lassen und weite Wege vermeiden können. Was nicht nur dem Slow-Food-Vertreter Hans Werner Bunz freut, sondern auch Steffen Reese, den Geschäftsführer von Naturland Deutschland. „Metzger und Bauern müssen sich kennen“, plädiert er für die Regionalität bei der Erzeugung. Denn in 2008 sei der Anteil von Ökoware am Markt zwar um zehn Prozent gestiegen, doch habe man sich in Deutschland mit internationaler Ware eindecken müssen.
Nicht zuletzt bedeutet ein Metzger im Ort ein Stück Versorgung für die Bevölkerung, freut sich auch Euerbachs Bürgermeister Arthur Arnold, dem die Innenentwicklung in den Orten ein Anliegen ist.