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SCHWEINFURT: Ganz intim

SCHWEINFURT

Ganz intim

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    Die eigene Frau porträtiert: Albert Birkles Liegende Elsa Starosta“ von 1924.
    Die eigene Frau porträtiert: Albert Birkles Liegende Elsa Starosta“ von 1924. Foto: Foto: Joseph Hierling

    Mit dem Akt wurde Kunstgeschichte geschrieben und die Maler des Expressiven Realismus haben ihren Anteil daran. Mit dieser deutlichen Aussage endet der Text der Kunsthistorikerin Susanne Holst-Steppat im Katalog zur Themenausstellung „Menschenbilder“, die aus dem Schatz der Sammlung Joseph Hierling schöpft und noch bis 25. Juli im Untergeschoss der Kunsthalle zu sehen ist.

    Diese Publikation ist mehr als eine Begleitschrift. Die fünf Autoren, darunter die Kuratoren Erich Schneider und Andrea Brandl, mischen sich ein in die Diskussion über die Bewertung des Expressiven Realismus. Außerdem sind hier weit mehr Gemälde abgebildet als in der Ausstellung zu sehen.

    Susanne Holst-Steppat schreibt, dass es der jungen avantgardistischen Malergeneration im ausgehenden 19. Jahrhundert gelungen sei, den Akt aus der Enge akademischer Doktrin und traditioneller Sujets zu befreien. Von Skandalen begleitet – sie nannte als Beispiele Manets „Olympia“ oder „Das Frühstück im Freien“ – habe der Akt in der zeitgenössischen Realität verankert und an das persönliche Leben geknüpft werden können. Er bewegte sich jetzt in neuen Räumen: Bad, Bett und Boudoir.

    Ein wunderbares Beispiel ist Albert Birkles „Liegende Elsa Starosta“ von 1924. Trotz der kühl-distanzierten Malweise sieht Holst-Steppat in diesem Halbakt eine erotische Komponente. Kein Wunder: Als der 24-jährige Maler Elisabeth Starosta auf diese intime Weise porträtiert hatte, waren die beiden noch nicht lange verheiratet, wie ein Blick in die Biografie des 1900 in Berlin geborenen Malers zeigt.

    Nicht die Schönheit des nackten Körpers, sondern die Erfassung seiner Statur, seines Volumens und die Farbe des Fleisches habe Curt Querner und Hans Olde beschäftigt, so Holst-Steppat. Bei Albert Birkle und Paula Wimmer werde der Betrachter zum Voyeur.

    Interessant ist die Gegenüberstellung von zwei Frauen in ähnlicher Position, die mit einem Abstand von 20 Jahren entstanden sind: Hanns Hubertus Graf von Merveldts Weiblicher Akt von 1932 zeigt eine moderne Amazone, so Holst-Steppat. Carl Otto Müllers Dame „Bei der Toilette“, 19 Jahre später entstanden, scheint mehr in der Tradition zu stehen.

    Die Ausstellung „Menschenbilder“ ist bis 25 Juli in der Kunsthalle zu sehen.

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