Und auch kein leichter. Die zunehmende Bürokratie, der ganze Papierkram macht der kleinen Firma zu schaffen, schildert Weber. Jeder Schritt muss festgehalten, genau notiert werden, wie lange wer in welchem Gefäß gerührt hat. „Jeder Handgriff ist dokumentiert.“ Manfred Weber ist mit den großen Kesseln, den Kräutersäcken, den geheimnisvoll riechenden Gebräuen aufgewachsen.
Die Firmentradition stammt ursprünglich aus dem Altvatergebirge im Sudetenland. Über 125 Jahre machte die Familie Gebauer aus Kräutern Tinkturen und Säfte. Nach der Vertreibung kamen die Gebauers nach Münnerstadt, brauten im Deutschherrenkeller unter anderem den Mürschter Tropfen, wie Manfred Weber erzählt. Sein Vater Bruno kaufte 1966 die Rezepturen, Gebauers Gebräue kamen jetzt aus Marktsteinach. Und kamen auch den Herstellern zu Gute. Seniorchefin Madga Weber erinnert sich noch gut daran, wie ein Gebauer-Saft ihrem Mann bei schlimmen Gallenproblemen geholfen hat.
Einen kleinen Familienbetrieb in der heutigen Zeit zu führen, ist nicht so einfach, erzählt Manfred Weber bei einem Rundgang. Die vielen Auflagen, die neuen Bestimmungen, kosten auch Geld. So dürften die Webers ihren Klassiker, den Spitzwegerichsaft, nicht mehr einfach nur als Flasche verkaufen. Eine Pappschachtel muss rum, ein Beipackzettel rein. An die Türen im Betrieb mussten Schilder hin, auf denen steht, dass kein Unbefugter rein kann. Und an jede Ecke eine Mausefalle. „Obwohl wir hier noch nie Mäuse hatten“, sagt Manfred Weber.
Den Mut hat Weber trotzdem nicht verloren. Auch wenn er manchmal wohl kurz davor war. Fünf Jahre hat er dafür gekämpft, das auf dem Spitzwegerichsaft, einem Hustenmittel, wieder stehen darf „Für Kinder ab einem Jahr“. An der Rezeptur wurde nichts geändert, der Saft enthielt keinen Alkohol – trotzdem bestanden die Behörden darauf, dass der Saft nur für Kinder ab zwölf Jahren freigegeben war. Ein herber Schlag für die Webers. „Der Absatz ging zurück“, sagt Weber, der seine Erkältungen als Kind auch mit dem Spitzwegerichsaft überstanden hat. Weber freute es da um so mehr, dass Öko-Test seinen Spitzwegerich Hustensirup mit dreimal „sehr gut“ ausgezeichnet hat – unter 300 Hustenmitteln, wie er sagt.
Reine Handarbeit – was für den Hustensaft gilt, trifft auch auf die Liköre zu. Nach alten Rezepturen, so Manfred Weber, entstehen zum Beispiel Mürschter Tropfen, ein Magenlikör, oder Petersteiner Kräuterlikör. Auch aus Wacholder brauen die Webers Gesundes: Saft zum Entwässern und Öl zum Einreiben oder als Badezusatz.
Ein kleiner Laden gehört zur Firma, dort verkaufen die Webers auch Kosmetika. Ab und an kommt eine Gruppe zu einer Likörprobe vorbei, schauen sich Leute die Kräuterküche an. „Wir machen alles im Familienbetrieb“, sagt Manfred Weber. „Angestellte kann sich heute keiner mehr leisten.“ Deswegen halten alle zusammen, sitzt die Schwester mit im Boot auch die Eltern Magda und Bruno Weber packen mit an. Und alle schwören auf den Spitzwegerichsaft. Auch Manfred Webers kleine Tochter Laura. „Papa, du riechst nach Hustensaft“, sagt sie begeistert. Und manchmal hüstelt sie ein bisschen, damit sie einen Löffel kriegt, sagt ihre Mutter Elena.