Die erste Stadtratssitzung der neuen Legislaturperiode begann feierlich-harmonisch mit der Vereidigung von zehn neuen Stadträten und endete in einem Hick-Hack um Posten und Pöstchen. Bei der Besetzung der Ausschüsse herrschte noch Einigkeit, weil sie sich nach den Fraktionsstärken richtete.
Nicht mehr der Fall war das bei der Wahl des Dritten Bürgermeisters und der Vergabe der Referentenposten. Erich Servatius (SPD) wurde noch fast einmütig (es gab in geheimer Abstimmung eine Stimme für Thomas Vizl) zum Zweiten Bürgermeister gewählt. Bürgermeister Thorsten Wozniak hatte ihn vorgeschlagen, mit dem Hinweis auf die höchste Stimmenzahl bei der Stadtratswahl im März und auf Servatius' eigenverantwortliche, entscheidungsfreudige und trotzdem loyale Mitarbeit an der Stadtspitze.
Kampfabstimmung
Uneinigkeit gab es dann hinsichtlich der Person des dritten Bürgermeisters, was in eine Kampfabstimmung mündete, bei der Markus Reuß (CSU) 13 Stimmen auf sich vereinigen konnte, Hubert Zink (Freie Wähler) und Thomas Vizl (geo-net) jeweils vier.
Das Amt war im Mai 2008 auf Antrag von Norbert Vollmann (Gerolzhöfer Offene Liste, GE-O-L) abgeschafft worden, nachdem es der damalige Dritte Bürgermeister Elmar Zink gesundheitsbedingt niedergelegt hatte. Für die Mehrheit sorgten damals CSU und GE-O-L.
Eine Lanze für die Wiedereinführung des Dritten Bürgermeisters brach am Montag Bürgermeister Thorsten Wozniak. Alle Monate gebe es alleine 15 bis 20 Gratulationsbesuche bei älteren Mitbürgern. Der neue CSU-Fraktionssprecher Arnulf Koch und Erich Servatius stimmten überein, es stehe einer bürgernahen Stadt gut zu Gesicht, die vielen Termine, etwa bei Vereinen, mit einem Bürgermeister anstatt mit einem Referenten zu besuchen.
Jedem Vertreter steht Salär zu
Die Position der Freien Wähler vertrat Günter Iff: Wenn es schon einen Dritten geben soll, dann ehrenamtlich, das heißt ohne Salär. Das geht aber laut Gemeindeordnung nicht, erklärte Verwaltungsleiter Johannes Lang. Jedem Bürgermeister-Stellvertreter stehe eine Entschädigung zu.
Wie oft denn Werner Ach, der bisher sogenannter weiterer Stellvertreter des Bürgermeisters war, überhaupt zum Einsatz kam, wollte Thomas Vizl wissen. Nicht nur Ach, sondern auch Referenten wie Hannelore Hippeli (Senioren) hätten drei bis vier Vertretertermine in der Woche für den Bürgermeister wahrgenommen, erklärte Wozniak.
Bei der Abschaffung des Dritten Bürgermeisters 1996 sah die CSU die Notwendigkeit nicht mehr, bestätigte Alfred Hügelschäfer. Jetzt sieht sie den Bedarf wieder, wie das Abstimmungsergebnis zeigte. CSU und SPD waren geschlossen für die Wiedereinführung, unterstützt von den Einzelkämpfern Christoph Rosentritt (Die Jungen) sowie Heinz Lorz (Bürger für Geo), komplett dagegen waren die Freien und geo-net.
Das gleiche Prozedere bei der Entschädigung der stellvertretenden Bürgermeister: Erich Servatius bekommt 675 Euro im Monat, war man sich am Ende einig. Zuvor hatte Hubert Zink erfolglos vorgeschlagen, die 250 Euro, die für den Dritten vorgesehen waren, von den Bezügen des Zweiten abzuknapsen, so dass der Stadt keine Mehrkosten entstehen.
Kandidaten durchgebracht
Noch drastischer ging es bei der Vergabe der Referate (Namen in eigenem Artikel) zu. CSU und SPD schlugen ihre Kandidaten wechselseitig vor und brachten sie mit ihrer Mehrheit immer durch. So kam es dass am Ende geo-net sogar ohne Referat dastand, weil Thomas Vizl – wohl aus Frust und Resignation – auch noch auf die Übernahme des Umweltreferats verzichtete, obwohl ihm von allen Seiten hohe Qualifikation zugesprochen wurde. Vizl lehnte ab zum einen, weil das Referat um die Bereiche Radwege und Leader plus gekappt worden war und wohl auch, weil geo-net zuvor keinen einzigen Referatsvorschlag gegen die schwarz-rote Mehrheit durchbringen konnte.
13:8 oder 14:7 waren denn auch die häufigsten Ergebnisse bei der Abstimmung über die Referate.
Immerhin waren sich Arnulf Koch und Thomas Vizl einig, dass der Posten des Referenten vielleicht zu wichtig genommen werde, zumal ein Referent zum einen keine Geldmittel für sein Ressort zur Verfügung hat und keine eigenständigen Entscheidungen treffen kann. Thomas Vizl stellte auch klar, dass sein Widerstand sich nicht auf eine mangelnde Qualifikation der vorgeschlagenen Referenten gründe, sondern sich gegen die Vorgehensweise von CSU und SPD richte.
Dittmeier gelobt nur
Zu Beginn der Sitzung hatte Bürgermeister Thorsten Wozniak die zehn neuen Stadträte Christian Ach, Christine Dittmeier, Ingrid Feil (alle CSU), Günter Iff, Johannes Roth (beide Freie Wähler), Anton Niedermeier und Birgid Röder (beide geo-net), Burkhard Tebbe und Susanne Wilfling (beide SPD) sowie Christoph Rosentritt vereidigt. Alle sprachen dabei den religiösen Zusatz „So wahr mir Gott helfe.“ Christine Dittmeier legte allerdings nur ein Gelöbnis anstelle eines Schwurs ab.
Die Ausschüsse im Stadtrat
Die meisten Ausschüsse wurden um einen Sitz erweitert, um Losverfahren zu vermeiden. BfG und Junge bilden eine Ausschussgemeinschaft.
Haupt- und Finanzausschuss (neun Sitze): Markus Reuß, Christine Dittmeier, Arnulf Koch (Vertreter: Ingrid Feil, Christian Ach, Burkhard Wächter; alle CSU); Toni Niedermeier (Thomas Vizl; Geo-net); Heinz Lorz, BfG (Christoph Rosentritt; Junge); Günter Iff, Rainer Krapf (Hubert Zink, Johannes Roth; alle Freie Wähler); Erich Servatius, Lukas Bräuer (Burkhard Tebbe, Susanne Wilfling; alle SPD).
Bau- und Umweltausschuss (neun Sitze): Markus Reuß, Burkhard Wächter, Christian Ach (Alfred Hügelschäfer, Ingrid Feil, Christine Dittmeier; alle CSU); Erich Servatius, Susanne Wilfling (Burkhard Tebbe, Lukas Bräuer; alle SPD); Johannes Roth, Rainer Krapf (Hubert Zink, Günter Iff; alle Freie Wähler); Thomas Vizl (Toni Niedermeier; beide Geo-net); Christoph Rosentritt (Junge) (Heinz Lorz; BfG);
Bauausschuss Geomaris (sieben Sitze): Markus Reuß, Burkhard Wächter, Christian Ach (Ingrid Feil, Christine Dittmeier, Alfred Hügelschäfer; alle CSU); Thomas Vizl (Birgid Röder; beide Geo-net); Erich Servatius (Lukas Bräuer; alle SPD); Rainer Krapf (Johannes Roth; beide Freie Wähler); Heinz Lorz (BfG) (Christoph Rosentritt; Junge);
Ferien (neun Sitze, für die ganze Amtsperiode): Burkhard Wächter, Arnulf Koch, Ingrid Feil (Christine Dittmeier, Alfred Hügelschäfer, Markus Reuß; alle CSU); Lukas Bräuer, Burkhard Tebbe (Erich Servatius, Susanne Wilfling; alle SPD); Hubert Zink, Günter Iff (Rainer Krapf, Johannes Roth; alle Freie Wähler), Toni Niedermeier (Birgid Röder; beide Geo-net); Heinz Lorz (BfG) (Christoph Rosentritt; Junge);
Rechnungsprüfung (fünf Sitze, keine Stellvertreter): Christine Dittmeier, Arnulf Koch (beide CSU), Lukas Bräuer (SPD), Toni Niedermeier (Geo-net), Johannes Roth (Freie Wähler). Vorsitz: Arnulf Koch. Fi