Kein Gerüst wurde aufgebaut, kein Kran bestellt. Wie ein Bergsteiger im Klettergarten hing Steffen Willing unter dem Dach der römisch-katholischen Kirche St. Kilian in Maibach in den Seilen, um das alte und völlig verschlissene Zifferblatt der Turmuhr abzubauen, ehe er die neue und wesentlich leichtere Scheibe (30 Kilogramm schwer) aus beständigem Aluminium montierte.
Seit fast drei Jahrzehnten restauriert, saniert und installiert die Spezialfirma Willing aus Gräfenhain in Thüringen allein in Nordbayern 400 Kirchtürme. Weitere Aufträge kommen aus ganz Mitteldeutschland. Das "normal große" Ziffernblatt für Maibach (Durchmesser 150 Zentimeter) war in der Werkstatt der Firma nach den Vorgaben des Auftraggebers gefertigt worden.

Der Austausch dauerte nur einen Tag und verlangte vor allem von Mitarbeiter Uwe Nothnagel Kondition. Beim Sichern von Steffen Willing und beim Materialtransport musste Nothnagel ständig treppauf und treppab unterwegs sein. Durch die Enge auf der Treppe wurde das alte Ziffernblatt per Flaschenzug an der Außenwand herabgelassen. Auf umgekehrtem Weg kam das neue Ziffernblatt auf seinen Platz unter dem Kirchturmdach.

"Die Alpintechnik spart Zeit und Geld", sagt Steffen Willing. Kosten für Gerüst oder Kran fallen nicht an. Auch hinterlasse die gerüstfreie Montage keine Spuren an dem Baudenkmal in Maibach. St. Kilian entstand auf der Stelle einer Vorgängerkirche aus dem Mittelalter in den Jahren 1613 bis 1617 im nachgotischen Stil. Die Seitenaltäre (um das Jahr 1750) sind dem Rokoko, der Hochalter (um 1780) dem klassizistischen Stil zuzurechnen.