Der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Schweinfurt-Würzburg, verdi Schweinfurt, die IG Bau Bezirk Franken und das DGB-Jugendsekretariat Nordbayern haben nach langer Suche ein neues, gemeinsames Domizil gefunden. Die vier Gewerkschaftsgruppen ziehen mit ihren Geschäftsstellen und 15 Beschäftigten in das Souterrain des „Grasberger“-Hauses gegenüber dem Zeughaus.
Ihre im Volksmund DGB-Haus genannte bisherige Adresse müssen die Gewerkschafter – wie berichtet – wegen des Verkaufs der Immobilie an den islamischen Integrations- und Bildungsverein (IBV) verlassen.
Als die Verkaufspläne der Vermögens- und Treuhandgesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (VTG) Berlin bekannt wurden, hagelte es Proteste nicht nur seitens der Gewerkschaft (wir berichteten). Auch die Stadt stellte klar, dass ihr der Besitzerwechsel in diesem angestammten Gewerkschaftsviertel nicht passt. Es nutzte nichts. Die VTG verkaufte Gebäude samt Grundstück für 650 000 Euro an den islamischen Verein, der am Bergl seinen Sitz hat, die zu kleinen Räume aber aufgeben wird. Das Untergeschoss im Grasberger-Haus war von der Logistik und Grafik-Abteilung dieser Zeitung genutzt worden, die im April mit allen Bereichen in die Schultesstraße umzog. Die 580 Quadratmeter mieten nun die Gewerkschaften an, bestätigte DGB-Regionsvorsitzender Frank Firsching auf Anfrage. Angemietet wird auch ein bisher als Video-Shop genutzter Raum am Eingang, der künftig von der DGB-Jugend als offener Beratungstreff genutzt werden soll.
Nach einem Umbau erfolgt der Umzug im März 2010. Zur Verfügung stehen dann neben Büros für die vier Gewerkschaftsgruppen auch ein größerer Saal als Veranstaltungsraum. Firsching sprach wegen der Nähe zur IG Metall – sie residiert in der Manggasse um die Ecke – von einem neuen „gewerkschaftlichen Zentrum“ in diesem Innenstadt-Quartier.
Der DGB-Chef machte erneut keinen Hehl daraus, dass ihn der Verkauf durch die VTG-Immobilien nie begeistert hat. Er hätte es lieber gesehen, wenn ins jetzt ja Ex-DGB–Haus investiert worden wäre, und man zusätzlich andere Mieter ins Haus geholt hätte. Nie ernst gemeint habe der Islamverein auch sein Bleibe-Angebot, „das war mir von Anfang an klar“. Ein Miteinander, das zeige sich aufgrund der Teilnutzung durch den neuen Besitzer, sei nicht möglich.
Außer Erinnerungen nehme man die Soldmann-Büste „selbstverständlich“ mit in die Stadtmitte. Ändern werde sich gleichwohl die Adresse. Die jetzige Straße ist wegen des Standortes des DGB-Hauses nach dem 1944 von den Nazis ermordeten Sozialdemokraten in der Weimarer Republik und Gewerkschafter Wilhelm Leuschner benannt. Eine Tafel am Haus erinnert an ihn. Soldmann war Arbeitersekretär und SPD-Reichstagsabgeordneter.