„Sind die schon tot?“ fragte eine Besucherin besorgt, zu den Delikatessen am Stand mit den Insekten-Snacks, bei der dritten „Streetfood Meile“ in der Bauerngasse. Widerstand beim Reinbeißen gab es jedenfalls nicht mehr: Die chitinhaltigen Köstlichkeiten waren sogar schon frittiert. Der Stand mit zartknusprigen Heuschrecken-Kreationen, Wurm-Tequilas und Buffalowurm-Burgern war auch 2018 ein „Hingucker“, unter dem Motto „Don?t cry, eat it“, „Heul nicht rum, iss es einfach“. Vor Gammelfleisch brauchte sich jedenfalls niemand zu ekeln. Einige Grillen krabbelten noch frisch und munter im Terrarium. Allergiker waren allerdings gewarnt: Speiseinsekten können Gluten enthalten. Nur damit sich niemand wundert, wenn es einem doch mal im Hals würgt.
Insekten statt Kartoffelspiralen
„Den Insektenstand habe ich übernommen“, sagt Organisator und Planer Roland Smith stolz, bislang Anbieter von klassischen Kartoffelspiralen. Der Werbetechniker aus Gerolzhofen hat ansonsten 26 Essens- und Getränkestände in die City gelockt, in Zusammenarbeit mit „Schweinfurt erleben“, darunter auch einige neue Anbieter. Plus 14 Stände der Infomeile, wo sich die Schweinfurter Geschäftswelt präsentieren durfte: Vorführungen von „Tanz an“ und der Kampfsportschule Müller sowie ein Stand der „Schweinfurt Gladiators“ inklusive. Die American Football-Truppe hatte beste Gelegenheit, ihr Kampfgewicht zu halten, gleich nebenan stand ein US-Straßenkreuzer, mit einem beleuchteten Kofferraum voller Süßigkeiten.
Schlemmen und Kinderprogramm
Es sollte ein Familienfest sein, bei dem sich die Besucher gemütlich durch die Bauerngasse schlemmen dürfen: erstmals an zwei Tagen, mit Kinderprogramm am Sonntag. Der besorgte Blick galt, außer den Insekten, auch noch dem bewölkten Himmel. Vom leichten Regen ließen sich allerdings nur wenige abschrecken. Wer sich zum nasskalten Herbstbeginn Körper und Seele aufwärmen wollte, für den stand „Highland Punsch“ ebenso bereit wie das mal milde, mal rauchige Sortiment von „Whiskey Bros“, mit Basis in Poppenhausen.
Zwischen Hot Dog und Himalaya-Salz
Ansonsten gab es wieder alles zu futtern, was die hierzulande stark angewachsene Streetfood-Szene begehrt: Waffeln, Burger, Bagels, Riesenspieße, frittiertes Eis, Pizza, Hot Dogs oder ökologische „Jillbaags“ im Dinkel-Teig, nach Wahl mit Himalaya-Salz, Chili oder buntem Pfeffer. Für Oldies und Goldies sorgte am Abend die Schweinfurter Band Mr. Price und Mr. Payne, auf der Bühne.
Kulinarische Gäste aus der Steiermark
Was immer Restaurant-Gourmets von den Freiluft-Mampfern halten mögen, die sich von den USA her in die Alte Welt durchgebissen haben: Als „Fastfood“ verstehen die Straßenkünstler ihre durchweg hochwertigen Kreationen nicht. Die Trucks kamen aus allen Richtungen angerollt und sind deutschlandweit unterwegs. „Roland Mel?s Rolling Kitchen“ war erstmals aus der Steiermark dabei und bietet Cupcakes oder süße Miniburger an: „Die Österreicher sind a bisserl schinant mit Streetfood“, verrieten die beiden Verkäufer, mit dem Absatz in Schweinfurt waren sie ganz zufrieden. Auch wenn das Foodtruck-Treffen in der Bauerngasse noch nicht ganz mit dem Wiener Naschmarkt mithalten kann, war das Feedback positiv: „Es wird auf jeden Fall eine Nr. 4 geben“, versprach Roland Smith.