Über kaum eine andere Schulart wird in Bayern so heftig und widerstreitend diskutiert wie über die Hauptschule. Fakt ist heute: Mit einem guten Hauptschulabschluss in der Tasche hat man gute Chancen auf dem Lehrstellenmarkt.
Stolz ist der Rektor der Poppenhausener Hauptschule, Peter Volz: Alle 26 Schüler der Klasse M 10 erreichten den mittleren Schulabschluss und mit drei Ausnahmen den angestrebten Ausbildungsplatz oder einen Platz an der Fachschule und Fachoberschule. Von 22 Schülern der neunten Klasse schafften 17 den Qualifizierenden Hauptschulabschluss. Auch von ihnen haben nur vier Jugendliche noch keinen direkten Anschluss gefunden, während die anderen 18 teilweise sehr hochwertige Ausbildungsplätze erlangen konnten.
Für Doris Engelhardt von der Handwerkskammer Würzburg spiegeln diese Zahlen auch ihre Erfahrung wider: Gute Hauptschüler haben in Bayern gute Chancen in der Berufswelt. In Unterfranken, so ihre Statistik, werden die 10 000 Lehrstellen zu zwei Dritteln mit Hauptschulabsolventen besetzt. Wer gar den„Quali“ im Zeugnis stehen hat, brauche sich kaum Sorgen zu machen. Drei Schüler aus Poppenhausen können da als Beispiel dienen: Julian Nöth (15) bewarb sich dreimal und nahm an den Einstellungstests dieser Unternehmen teil. Schließlich entschied er sich für den begehrten Ausbildungsberuf des Industriemechanikers bei SKF in Schweinfurt, wobei er sicherlich von seinen sehr guten Noten im Abschlusszeugnis profitieren kann. Fabian Handel (15) wird Elektroniker für Automatisierungstechnik bei der Schaeffler KG in Schweinfurt. Besonders wichtig waren für ihn Mathematik und Physik-Chemie-Biologie bei einem ein Gesamtergebnis von 1,61. Anita Fischer (15) hatte nach sechs Bewerbungen drei Zusagen vorliegen und hat sich für die Ausbildung zur Biologielaborantin entschieden.
Der Pressesprecher der Schweinfurter Agentur für Arbeit, Peter Schönfelder, macht deutlich, dass es sich bei den Zahlen aus Poppenhausen um eine überdurchschnittliche Quote handelt. Nach den bisher vorliegenden Angaben der Hauptschulen haben derzeit im Landkreis 40 Prozent der Hauptschulabgänger eine Lehrstelle gefunden, in der Stadt Schweinfurt sind es demnach 25 Prozent.
Doris Engelhardt von der Handwerkskammer verhehlt nicht, dass die Anforderungen in allen Ausbildungsberufen ansteigen. Etwa bei Elektronikern und Kfz-Mechatronikern hat sich das Berufsbild verändert: „Da wird immer stärker das theoretische Abstraktionsvermögen gefordert.“ Folge: In diesem Bereich suchen die Arbeitgeber verstärkt Schüler mit mittleren Abschlüssen.
Daniel Wolz hat einen solchen in der M 10 in Poppenhausen gemacht. Er bewarb sich bei 35 Firmen, durfte sich neunmal vorstellen und hatte schließlich die Wahl zwischen vier Lehrstellen. Er glänzte besonders im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich und beginnt als Mechatroniker bei MIWE in Arnstein.
Der wirtschaftliche Einbruch werde auch Einfluss auf die Ausbildungssituation haben, ist sich Doris Engelhardt sicher. Auch wenn die positiven und negativen Ausschläge in Boom- oder Krisenzeiten im Handwerk nie so stark ausfielen wie in anderen Bereichen. Gerade für Schweinfurt erwartet sie einen Angebotsrückgang in der Metall- und Elektrobranche. Nach ihren aktuellen Daten vom Freitag hat in Schweinfurt die Zahl der Lehrverträge um 10,2 Prozent abgenommen. „Das ist verkraftbar“, so Engelhardt, denn zum einen gehe man von einem hohen Vorjahresniveau aus, und zum anderen sei erst die Hälfte der Verträge „im Kasten“.
Die Guten, wie die aus Poppenhausen, haben sie längst in der Tasche.