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SCHWEINFURT: Heeresstraße: Frei für Panzer – nicht für Bürger

SCHWEINFURT

Heeresstraße: Frei für Panzer – nicht für Bürger

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    Für manche ist die Sache nur schwer verständlich: Jahrzehntelang durften die US-Amerikaner mit schwerstem Gerät wie ihren Panzern die Heeresstraße befahren. Auch für den landwirtschaftlichen Verkehr war sie geöffnet, wie sonst kämen die Bauern zu ihren Äckern? Jetzt aber, wo die US-Panzer weg und sich die Straße als Westumgehung für Schweinfurt und Dittelbrunn anböte, bestehen die Stadtwerke auf einer Sperrung für den öffentlichen Verkehr im Bereich westlich von Dittelbrunn/nördlich der B 286. Grund: Sie führt durch ein Wasserschutzgebiet. Gleich neben der Straße liegt der Brunnen 2 der Trinkwasserversorgungsanlage Seelenvater.

    • Interaktiv: Die Heeresstraße

    „Eine öffentliche Nutzung der Heeresstraße stellt einen Verstoß gegen den Auflagenkatalog Paragraf 3 der Schutzgebietsverordnung und damit ein nicht vertretbares Gefährdungspotenzial für die öffentliche Trinkwasserversorgungsanlage Seelenvater dar“, schreibt Stadtwerke-Sprecherin auf die Anfrage dieser Zeitung. Das gehe bereits aus einer im Jahr 1981 veröffentlichten Amtlichen Anzeige im Schweinfurter Amtsblatt hervor.

    Und weiter: „Bislang kümmerten sich die Amerikaner, die die Heeresstraße nutzen durften (militärischer und landwirtschaftlicher Verkehr ist frei), um die Sperrung der Straße für den öffentlichen Verkehr. Nach Abzug der Amerikaner muss nun der Eigentümer dafür Sorge tragen.“ Das sei derzeit die BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben). „Sollte sie das Grundstück an die Stadtwerke Schweinfurt GmbH veräußern, übernehmen wir diese Pflicht natürlich eigenverantwortlich.“

    Nun weiß auch die BImA, dass die Heeresstraße westlich von Dittelbrunn in der engeren Schutzzone 2 des Brunnens Seelenvater 2 liegt und deshalb „nicht für den öffentlichen Verkehr genutzt werden“ darf. Zudem grenze „eine städtische Hamsterausgleichsfläche an, die aus naturschutzrechtlichen Gründen ebenfalls eine Beschränkung der Durchfahrt erfordert“, so BImA-Sprecher Thorsten Grützner auf Anfrage dieser Zeitung. Aus diesen Gründen und zur Verkehrssicherung sei eine zeitnahe Sperrung der Straße nötig. Die BImA lasse derzeit geeignete Maßnahmen zur Sperrung ermitteln.

    Eigentlich könnte die Stadt Schweinfurt beziehungsweise ihre Tochter Stadtwerke GmbH längst selbst die Hoheit über die Heeresstraße auf ihrem Territorium ausüben. Schon vor einem Jahr hatte die BImA der Stadt und den jeweiligen Gemeinden, durch deren Gemarkungen die Straße führt, angeboten, die Heeresstraße zu schenken. Seitens der Stadt schwärmte man schon von baldmöglichster Öffnung für den öffentlichen Verkehr, zunächst mit provisorischer Herrichtung und Geschwindigkeitsbeschränkung.

    Doch im November letzten Jahres ruderte der städtische Baureferent Ralf Brettin plötzlich zurück: Erstens, um festzustellen, ob das „Geschenk“ altlastenfrei ist; zweitens, weil in einer angrenzenden naturschutzrechtlichen Ausgleichsfläche Feldhamster hausen; drittens als größtes Problem, weil die Heeresstraße die Schutzbereiche der beiden Brunnen durchquert. Die BImA jedenfalls, so deren Sprecher, strebe „eine zeitnahe Eigentumsübertragung an die Belegenheitsgemeinden an“.

    Dittelbrunns Bürgermeister Willi Warmuth macht sich indes Hoffnungen auf eine Nutzung genau des zu sperrenden Teils der Heeresstraße als Ortsumgehung. Auf der Gemeinde-Homepage wie auch im neuesten Amtsblatt vom 5. Februar heißt es unter der Überschrift „Der Bürgermeister informiert“: „Die Untersuchung der Heeresstraße wurde nun beauftragt, so dass ich hoffe, in Kürze ein Ergebnis über die Schadstoffbelastung zu bekommen. Dann kann der nächste Schritt, die Übernahme der Heeresstraße als Ortsumgehung, angegangen werden.“

    Das kann – wenn überhaupt – noch dauern. Erst Mitte Dezember hatte der Lenkungskreis Konversion Schweinfurt bei seiner zweiten Sitzung festgestellt, dass nach der Wasserschutzverordnung eine öffentliche Straße nicht durch ein Wasserschutzgebiet laufen darf. Wenn doch, wäre das Fassen und Ausleiten des Oberflächenwassers aus der Schutzzone des Wasserschutzgebietes erforderlich. Ob dies dort möglich ist und welche Kosten dabei entstehen, werde als Nächstes geprüft.

    Immer mehr Verkehr

    Dieweil wird die eigentlich als Privatstraße gesperrte Heeresstraße immer stärker befahren. Die BImA als gegenwärtige Eigentümerin müsste sie mit Schranken sperren, wohl auch für Landwirte, sonst würde die Wasserschutzverordnung nicht eingehalten. Der südliche Teil der in der Ansicht gelb markierten Heeresstraße, der gesperrt werden soll, liegt noch auf städtischer Gemarkung, der nördliche auf Dittelbrunner.

    Für Dittelbrunns Bürgermeister Willi Warmuth bleibt als mittel- und längerfristiges Ziel, die Heeresstraße zur Umgehungsstraße zu machen: „Das hat absolute Priorität.“ Mit Drainageleitungen sei der Schutz des Trinkwassergebiets technisch möglich. Von den 9000 Fahrzeugen, die täglich durch den Ort fahren, könnten mindestens 3000 entlastend die Heeresstraße nutzen. Rechtlich sei diese auch jetzt für den öffentlichen Verkehr gesperrt, tatsächlich werde sie von nicht wenigen befahren.

    Offen ist, wie lange die BImA noch braucht, um die Heeresstraße dicht zu machen. Die „prüft derzeit zusammen mit dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt die baulichen Alternativen für eine Sperrung (z. B. durch Schranken)“, teilt sie mit. Sobald hierzu eine Abstimmung erfolgt sei, werde „die Durchfahrt der Heeresstraße zeitnah gesperrt. Ein konkreter Zeitpunkt lässt sich vor dem Hintergrund der laufenden Prüfung derzeit nicht benennen.“

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