„Die Metaphern der Heiligenlegenden bekommen dann einen Sinn, wenn der Mensch Trost erfährt“, so Evamaria Bräuer bei der Sonderführung zum Thema „Gerolzhofen und seine Heiligen Figuren“. Bräuer leitete die Gruppe durch das Museum in der Johanniskapelle und ging hierbei unter anderem auf die mit den Exponaten verbundenen Legenden und deren Bezüge ein.
Gerade das Buch „legenda aurea“, das der im 13. Jahrhundert lebende Dominikanermönch Jakobus de Voragine verfasste, beinhalte vieles von den auf die Heiligen bezogenen Legenden. So auch das Christophorusmotiv des Christusträgers, welches Bräuer an zwei Bildern erläuterte. Dieser Christophorus, der Reisende über das Wasser trägt, sei hierbei wie auch viele andere Heilige eine Adaption der Antike. So kenne man das Motiv des Fährmanns, der die Toten über den Fluss Styx ins Totenreich Hades fahre, aus der griechischen Mythologie.
Weiterhin zeigte Bräuer mehrere Darstellungen des heiligen Sebastian. Dabei erklärte sie anhand einer Abbildung auf einer Replik eines Riemenschneideraltars, was Sebastian mit der Pest zu tun habe. Eines seiner Attribute, der Pfeil, sei hierbei ein Symbol für Infektionskrankheiten. Dem liege der Vergleich des schnellen Heranschwirrens eines Pfeiles mit der schnellen Verbreitung einer Epidemie zugrunde.
Die Legende von Laurentius erzähle, wie Bischof Sixtus, den Kaiser Valerian enthaupten ließ, vorher seinen Diakon Laurentius beauftragte, den Kirchenschatz an die Leidenden und Armen zu verteilen. Jedoch erhob auch Valerian Anspruch auf die Schätze und ließ Laurentius geißeln, um ihn zur Herausgabe der Schätze zu zwingen. Dieser erbat sich drei Tage Bedenkzeit, während derer er den Kirchenschatz unter die Bedürftigen verteilte. Nach Ablauf der Frist präsentierte er dem Kaiser die beschenkten Menschen als die Schätze der Kirche, wofür Valerian ihn martern ließ.
Laurentius gelte als Heiliger unter anderem bei allem, was mit Hitze zu tun hat. Dies hänge auch mit seinem Humor zusammen, denn der Legende zufolge ließ ihn Valerian auf einem mit Feuer unterlegten Rost zu Tode quälen. Hierbei soll er zum Henker gesagt haben, man möge ihn auf dem Rost wenden, da der Braten von der einen Seite schon gar sei. Deshalb finde sich auch auf Laurentius-Darstellungen eines seiner Heiligenattribute, der Rost.
Neben der Heiligen Elisabeth von Thüringen ist auf einem Bild in der Johanniskapelle ein Bettler ohne Füße gemalt. Eine Erklärung für diese Darstellung bietet die Hungersnot in der kleinen Eiszeit Mitte des 16. Jahrhunderts, in der Menschen auch das Mutterkorn der Felder verzehrten. Aufgrund der gefäßverengenden Inhaltsstoffe konnten in der Folge die Gliedmaßen absterben. Dieses so bezeichnete Antoniusfeuer ist nach dem Mönchsorden der Antoniter benannt, die jene an den Alkaloiden des Mutterkorns erkrankten Menschen pflegten und behandelten.
Bei der Führung ging Evamaria Bräuer noch auf weitere Heilige wie Gertrud von Nivelles oder Stephanus ein und schließlich auch auf Maria, als „Heilige der Heiligen“. Über die ganze Veranstaltung hinweg gab sie Hinweise zur Bedeutung der Heiligen wie beispielsweise deren Bezug als Patron für bestimmte Berufsgruppen oder auch für Städte, wie an deren Namen ersichtlich sein kann, so zum Beispiel bei San Sebastian im Norden Spaniens.
Das Museum in der Johanniskapelle gibt es seit Oktober 2006. Unter dem Thema „Kunst und Geist der Gotik“ sind dort Stücke aus der katholischen Pfarrei Gerolzhofen sowie Leihgaben aus verschiedenen Museen und der Kunstsammlung der Diözese Würzburg ausgestellt.