Es ist ein Wetter, bei dem sich keine Katz' vor die Tür traut: Ein kühler Schauer prasselt auf die „MS Catwalk“ herab, Nebel wallt von Schonungen heran, Treibgut eilt im braunen Fluss vorbei wie auf dem Mississippi.
Das Boot macht da lieber seine Luken dicht: Als an der Mainlände der Regen überhand nimmt, ziehen sich die Gäste des Bayern-3-Partyschiffs unter Deck zurück. Auf dem „Sonnendeck“ halten die Barkeeper Sebastian, Vivian sowie ein Mann von der Security die Stellung, unter Regenschirmen.
Was macht ein Event-Schiff, das wegen anschwellender Fluten nicht zur nächtlichen Tour auslaufend dar? Der Main ist schließlich für die Schifffahrt gesperrt. „Wir feiern eine Hochwasser-Hafenparty“, heißt es via Bordlautsprecher. Als kleine Entschädigung für die rund 400 Gäste gibt es einen Getränkegutschein.
Platz genug gibt es: Die „MS Catwalk“ ist ein 45-Meter-Prachtkahn, früher war sie mal als „Regina II“ auf der Donau unterwegs. Später wurde sie zur sportlichen Disco-Yacht umgebaut, Design von Porsche. Am Freitagmittag kam die „Catwalk“ von Haßfurt in Schweinfurt an, wo sie nun ihrem Namen, „Laufsteg“, gerecht wird, und erstmal liegen bleibt. DJ Matuschke (der beliebte B3-Moderator Matthias Matuschik) und sein Mitstreiter DJ Tonic (alias Frank Eickenbusch) kapitulieren bald ebenfalls vor dem Nass und flüchten mitsamt Equipment die Treppe nach unten. Die blinkende Partybeleuchtung am Bug erinnert bald mehr an Nebellichter.
Die Barkeeper schenken unverdrossen weiter aus. Bald dringt der Ohrwurm von „Triggerfinger“ aus dem Schiffsinneren: „I follow rivers“ „Ich folge den Flüssen“. Wenn das mal nicht auf den ungestümen Vater Main passt: „Sei der Ozean, in dem ich mich auflöse. Sei mein ein und alles. Sei das Wasser, in dem ich wate. Du bist der Fluss, der über die Ufer tritt, der tief und wild fließt“, tönt es auf Englisch aus den Lautsprechern.
Die junge Bayern 3-Crew bemüht sich redlich, die Stimmung oben zu halten, auf dem Oberdeck: „Das reißt wieder auf“ sagt Außen-Barmann Sebastian Wild mit gemütlichem Regensburger Temperament, der Nebenjobber studiert eigentlich Gymnasiallehramt. Und stimmt gleich mal „I'm singing in the rain“ an, zusammen mit ein paar jungen Niederwerrnern und Schweinfurtern. „Wir sind halt erfahrene Binnenschiffer“, sagt er über das 25köpfige Team.
Seit sechs, sieben Jahren tourt die „Catwalk“ durch Bayern, 2012 war sie beim King Kamehama-Club in Frankfurt, dessen Logo überall prangt: benannt nach einem hawaiianischen König und fiktiven Club in der Serie „Magnum“.
„Wir wären ohnehin meist unter Deck gewesen“, tröstet sich eine Besucherin, die schon 2012 mitgefahren ist und in zwei Wochen noch mal zusteigen will. „Es ist schon in Ordnung“, sagt eine Partygängerin, unter der Werbekappe einer Zahnarztpraxis. „Alles halb so schlimm“ meinen auch andere – gleich nebenan liegt das Meedämpferle, auf dem eine Hochzeitsfeier steigt, die will auch niemand ausfallen lassen.
Dem einen oder anderen Besucher macht unter Deck nur die Körpergröße zu schaffen. Auf 19 Stationen führt „Bayerns längste Fluß-Fete“ von Deggendorf nach Wertheim. In Schweinfurt ist Freitagabend ob der Flut erstmal Endstation: Plan B für den Samstag lautet, die Partygänger aus Kitzingen mit dem Bus nach Schweinfurt zu bringen.