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SCHWEINFURT (VO): Hörbare Texte aus den Nischen der Literatur

SCHWEINFURT (VO)

Hörbare Texte aus den Nischen der Literatur

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    Die zweite Schweinfurter „Dichterschlachtschüssel“ hat auch in der Kugellagerstadt ein festes Forum etabliert. Eines, das die Sprachkunst ganz groß schreibt.

    Kein Hauch von Provinz in der Cinema-Bar. Drei der zwölf Kandidaten stammten aus Kiel, die Bundeshauptstadt Berlin war zweimal vertreten, Kandidaten aus Hannover und Düsseldorf gaben sich die Ehre. Die Lokalmatadoren aus Bamberg und Schweinfurt standen trotz der Konkurrenz ihren Widerstreitern in nichts nach. Noch schmerzlich vermisst bei der Premiere im letzten Jahr, beehrte dieses Mal auch eine Frau den Dichterwettstreit in Schweinfurt.

    Das Spektrum der Texte reichte von politischem Kabarett über kuriose Geschichten des Alltags bis hin zum schwarzen Humor einer Pubertierenden. Christian Ritter aus Bamberg beschrieb den Schulanfang aus der Sicht eines Erstklässlers, während Heiner Lange aus Landshut von seinem Ferienjob erzählte, der irgendwie mit einem 400 Gramm schweren Butterstück zusammenhing.

    Verstorbene Haustiere wurden besungen und Statistiken in ihrer Absurdität entlarvt, während aus Schweinfurt das Publikum überwiegend Politisches vernahm. So unterschiedlich die Themen auch waren, begegneten sich die Textkünstler doch auf Augenhöhe. Als schließlich die vier Finalisten noch einmal um die Gunst des Publikums buhlten, trennte sich jedoch die Spreu vom Weizen. Die vier Wortakrobaten, unter ihnen auch Liv Andresen, die einzige Frau, die zum Wettstreit angetreten war, ließen ein Sprachfeuerwerk abbrennen.

    Sie versprühten Satire, zündelten mit Abstrusen und Gemeinem und fackelten eine Pointe nach der nächsten ab. Frank Klötgen gab mit seinem Text „Kacheln“ ein poetisches Bekenntnis gegen die Tapete, während Mark Uwe Kling die sächsische Variante des Namen Ulf -- Ülf -- zum Kultwort des Abends machte. Liv Andresen begeisterte noch einmal mit einem Tagebucheintrag voller pubertierender Naivität, gepaart mit dem schwarzen Humor der Kielerin, die mit ihrer ganz eigenen Art den Wettbewerb bereicherte.

    Dem erst 23-jährigen Christian Ritter aus Bamberg, Geburtshelfer des Würzburger Poetry-Slams, gelang eine besondere Mischung gesellschaftlicher Satire. Er persiflierte er das Verhalten einer Rentnerin, die ihn tyrannisierend bemutterte und für einen anderen verließ.

    Knapp fiel am Schluss die Entscheidung des Publikums aus. Doch am Ende ließ sich der amtierende deutschen Poetry-Slam-Meister nicht den Sieg nehmen. Mark Uwe Kling gewann allerdings mit nur einer Stimme vor Christian Ritter und Frank Klötgen. Den Siegern überreichte Manfred Manger im Sinne der Dichter-Schlachtschüssel einen goldenen, silbernen und bronzenen Eimer.

    Manger, Moderator und selbst begeisterter „Poetry-Slammer“, zeigte sich höchst zufrieden: „Es ist zwar nicht alles Literatur, aber der Poetry-Slam hat seinen Platz in der Literatur.“ Das Unverkrampfte sei es, was den Leuten Freude an Gedichten und Texten mache. Wer hier schon Goethe und Schiller in Gefahr sieht, für den hatte Manger eine gute Nachricht: „Es sind zwar nicht alle Texte lesbar, aber dafür hörbar.“

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