„Am schwersten sind die Szenen im Zauberschloss“, sagt Viertklässler Hannes Müller. Er ist der „Kasperl“ im Musical „Der Räuber Hotzenplotz“, das die Kinder der AG Musik an der Grundschule Üchtelhausen seit Ostern üben. Am Dienstag, 19 Uhr, ist Vorstellung – die Eltern kommen „und sicher auch ein paar Üchtelhäuser“, hofft Schulleiterin Kerstin Weber. Für Kasperl und seine Mitstreiter ein schwerer Abend: Sie haben alle Lampenfieber.
Im Zauberschloss muss Kasperl – vom Räuber Hotzenplotz als dummer Seppel an den bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann verkauft – die Sätze und Worte übel „verbuxeln“; das klingt lustig. Aber es war schwer zu lernen für Hannes Müller, der seit zwei Monaten nachmittags zu Hause übt – die Mama liest aus dem Buch die Sprechtexte aller anderen Figuren, er macht den Kasperl. Nach dieser Methode hat auch Benno Vollert seinen Text gepaukt. Er ist der Zwackelmann. Nur Lukas Behr hat ganz alleine in seinem Zimmer geübt – Nachmittag für Nachmittag. Sein Part – der Räuber Hotzenplotz – hat den mit Abstand meisten Text. „Das hab' ich nicht gewusst, als ich die Rolle angenommen habe“, sagt der Elfjährige heute. Und bekommt einen aufmunternden Klaps auf die Schulter von Klassenlehrer Steffen Schreiner: „Wir sind froh, dass Du das machst...“
Schreiner studiert seit sechs Jahren jeweils für eine Jahresabschluss-Vorstellung Musicals mit den Üchtelhäuser Schülern ein. Im vergangenen Jahr gab man Till Eulenspiegel, heuer den Hotzenplotz, wobei man gerade für das Zauberschloss auf eine stattliche Requisite zurückgreifen konnte: In den Chemie- und Biosälen der geschlossenen Hauptschule fanden sich Skelette, Reagenzgläser, Steh- und Erlenmeyerkolben: ideale Utensilien für das Zauberlabor von Petrosilius Zwackelmann.
Die Kulissen bauten und malten die Viertklässer im Kunst- und Musikunterricht, der Chor (gesungen werden Lieder auf den Polizeiwachtmeister Dimpfelmoser, ein Kasperl- und Seppellied und andere thematisch passende Stücke) besteht aus über 70 Schülern. 43 kommen aus der Altersstufen übergreifenden AG Musik, 30 weitere aus den beiden dritten Klassen der Schule. Die AG Musik selbst ist eine freiwillige Veranstaltung, immer mittwochs für zwei Stunden unmittelbar nach Schulschluss. „Das wird vor allem in den unteren Klassen sehr gut angenommen“, sagt Schulleiterin Weber.
„Ein bisschen Angst habe ich schon, dass ich den Text vergesse und mich alle auslachen“, sagt Benno Vollert, der Zwackelmann. Aber wie die anderen auch fiebert er natürlich der Vorstellung am Dienstag entgegen. Und außerdem gibt es ja noch einen Suffleur – für den Notfall. Bei den Proben in dieser Woche brauchte den aber keiner. Für die Besucher des Zweistunden-Stücks (inklusive einer halben Stunde Pause für den Bühnenumbau) ist der Eintritt frei. Aber ein Spendenhut geht um – vielleicht der große schwarze des Räuberhauptmanns. Die Erlöse kommen dem aktuellen Patenschaftsprojekt der Grundschule Üchtelhausen zu Gute: „Dentists für Africa“.