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Hühner ertrinken in ihrem Stall

Gerolzhofen

Hühner ertrinken in ihrem Stall

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    Die dunklen Wolkenmassen, die sich am Donnerstagnachmittag auf den südlichen Landkreis Schweinfurt zubewegten, wirkten nicht nur bedrohlich, sondern entluden gegen 1630 Uhr über der Region eines der schwersten Unwetter der vergangenen Jahre. Besonders die Gemeinden Kolitzheim und Sulzheim waren von extremen Starkregen und Hagelschauern betroffen. Am schwersten traf es die Ortschaften Brünnstadt, Zeilitzheim, Herlheim, Unterspiesheim, Oberspiesheim, Alitzheim und Sulzheim.

    Während in den umliegenden Gemeinden teils nur wenige Liter Niederschlag verzeichnet wurden, schlug das Unwetter hier besonders heftig zu. In Brünnstadt fielen innerhalb einer knappen Stunde 80 Liter Regen pro Quadratmeter, die Bewohner des Nachbarorts Zeilitzheim maßen 65 Liter.

    Am schlimmsten traf es wohl Herlheim. Neben 75 Litern Niederschlag gingen hier Hagelschauer mit Eisklumpen nieder, die teilweise die Größe von Taubeneiern hatten: "Einen solchen Hagel hatten wir seit Mitte der 20er Jahre nicht", erinnert sich eine Bewohnerin. Innerhalb von Minuten bildeten sich auf den Straßen, Gärten und Feldern zentimeterdicke Eisschichten - teilweise türmte sich der Hagel mehr als 20 Zentimeter hoch. Autofahrer mussten mitten auf der Straße anhalten, weil die Straßen von Eis und Wasser überflutet waren. "Wir fuhren gerade von Brünnstadt in Richtung Herlheim, als mehrere hundert Meter vor Herlheim die Autos vor uns stoppen mussten, weil sich eine Hagel-Schlamm-Flut quer über die Fahrbahn ergoss", berichtet Brigitte Pfister aus Herlheim.

    Was manche Kinder, die sich bis spät in die Nacht hinein Schneeballschlachten lieferten, vielleicht noch freute, ist für viele Hobbygärtner und Landwirte eine Katastrophe: "Unsere Erdbeer- und Himbeer-Ernte ist für dieses Jahr komplett vernichtet. Auch die Kartoffeln und den Spargel hat der Hagel zerfetzt", berichtet Edwin Graf aus Herlheim. Besonders dramatisch gestaltet sich die Situation für die Landwirte mit Sonderkulturen, die normalerweise nicht versichert sind. Nicht besser sieht es auf den Zuckerrüben-, Mais- und Getreidefeldern aus. Auch hier haben die Hagelkörner die Pflanzen durchlöchert, so dass manchmal nur noch die Halme stehen blieben. Auf dem Friedhof Herlheim sind zahlreiche Beete so verwüstet, dass sie neu angepflanzt werden müssen, Gräber haben sich abgesenkt. Doch nicht nur der Hagel richtete in der Flur und an Gebäuden große Schäden an, die nach ersten vorsichtigen Schätzungen wohl mehrere Hunderttausend Euro betragen dürften. Aufgrund der extremen Niederschläge war in den meisten der Ortschaften das Kanalnetz innerhalb weniger Minuten überlastet. Das Wasser staute sich in den Kellern zurück und stand dort teilweise über einen Meter hoch. Mancherorts drückten Wassermassen auch durch Fenster und Türen in die Häuser.

    Besonders kritisch war die Situation in Zeilitzheim, wo in der Siedlung am Binsenflecken eine Schlammflut vom angrenzenden Acker innerhalb von Minuten direkt in die Gärten der Anlieger und von dort in die Häuser lief. Auch die Brünnstädter und Krautheimer Straße verwandelten sich in Bäche. In Brünnstadt floss das Wasser durchs ganze Dorf.

    Mit überfluteten Kellern hatten auch Sulzheim und Alitzheim zu kämpfen. Bei Alitzheim war zeitweise die Auffahrt zur B 286 wegen Überflutung unpassierbar. In Herlheim war die Wucht des von unten drückenden Wassers so stark, dass Gartenmauern umstürzten, Bodenplatten von Häusern Risse bekamen und stellenweise unterspült wurden. Massive Metallrohre barsten unter dem Druck. Auch der Keller der Grundschule stand unter Wasser.

    Die Polizeiinspektion Gerolzhofen registrierte allein für die Zeit zwischen 1630 und 18 Uhr 60 Notrufe aus dem Umland, die in erster Linie überflutete Keller meldeten. Wegen des enormen Schadens galt für die Rettungskräfte im südlichen Landkreis Schweinfurt Großalarm.

    "Kartoffeln und Spargel hat der Hagel zerfetzt"

    Edwin Graf Unwettergeschädigter

    Neben 22 Feuerwehren war auch das Technische Hilfswerk Gerolzhofen bis spät in die Nacht im Einsatz, um bei Aufräumarbeiten zu helfen und überflutete Keller leer zu pumpen. In manchen tiefer gelegenen Garagen schwammen Autos bis unter die Decke. In Sulzheim wurde ein Öltank aus der Verankerung gerissen und musste von der Feuerwehr gesichert werden. Auch in Herlheim gelangte Öl in die Kanalisation.

    Das Straßenbauamt Schweinfurt war mit fünf Fahrzeugen im Einsatz. Straßenmeister Frank Rose erklärte, dass seine Leute hauptsächlich Straßen von Ästen, Laub und Schlamm zu reinigen hatten und überflutete Abschnitte sperrten. "An den meisten Stellen verschwand das Wasser ebenso schnell wieder, wie es kam." Der Kreisbauhof Gerolzhofen war mit zwei Fahrzeugen und einem Schlepper bis 23 Uhr auf Achse, um die Straßen wieder befahrbar zu machen. Bei Unter- und Oberspiesheim mussten umgestürzte Bäume beseitigt werden.

    Trotz des Schadens gab es keine Verletzten. Ein Gerücht, wonach in Herlheim zwei Kinder vom Hagel erschlagen worden sein sollen, bewahrheitete sich nicht. Allerdings ertranken in dem Ort knapp 30 Hühner in ihrem überfluteten Stall.

    Glück hatten Erntearbeiter nahe Herlheim, als zu Beginn des Unwetters ein Blitz nur wenige Meter neben ihnen in das Spargelfeld schlug. In Oberspiesheim barst nach einem Blitzeinschlag der Kamin eines Hauses. Die Bewohner kamen mit dem Schrecken davon.

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