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DITTELBRUNN: „Ich bin glücklich, wenn ich arbeiten kann“

DITTELBRUNN

„Ich bin glücklich, wenn ich arbeiten kann“

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    In der Schreinerei fühlt sich Tanja König-Deeg wohl. Sie packt gerne mit an, wie hier beim Schleifen.
    In der Schreinerei fühlt sich Tanja König-Deeg wohl. Sie packt gerne mit an, wie hier beim Schleifen. Foto: Ursula Lux

    Sie wurde beim Bundeskongress der Unternehmerfrauen im Handwerk zur „mitarbeitenden Unternehmerfrau“ des Jahres gekürt. Und tatsächlich hat Tanja König-Deeg in ihrem Leben schon so einiges unternommen, was ihr hilft, „jetzt sehr bodenständig“ zu sein.

    Sie managt den Familienbetrieb mit drei schulpflichtigen Kindern und gemeinsam mit ihrem Mann Philipp den Handwerksbetrieb „Küchen und Möbel Deeg“. Dort ist sie „Psychologin“, Schreinermeisterin, Finanzwirtin, Kommunikationsexpertin, zuständig fürs Marketing sowie Online-Aktivitäten, und sie organisiert Kochevents. Sie sagt: „Ich habe meine Berufung gefunden.“

    Der Weg dorthin war spannend: Nach dem Abitur wusste König-Deeg eigentlich nicht so recht, wo es hingehen sollte. Also „habe ich aus Verzweiflung Lehramt studiert“. Sie merkte schnell, dass das nichts für sie war, und wollte zur Architektur wechseln. Weil sie dort nicht gleich einen Studienplatz bekam, machte sie „übergangsweise“ eine Schreinerlehre. „Mir war schnell klar, dass das meins ist“, erinnert sich die Unternehmerfrau.

    Mit 5 D-Mark ging Tanja König-Dees auf die Walz

    Zwei Jahre hat sie in einem „tollen Ausbildungsbetrieb“ in Regensburg gelernt. Es war „körperlich sehr anstrengend“, aber sie durfte vieles selbst machen. Ein Jahr hat sie als Gesellin noch dort gearbeitet, dann ging sie auf die Walz.

    20 Jahre ist das inzwischen her, eine Erfahrung, die König-Deeg nicht missen will. Und aus heutiger Sicht betrachtet „ein großer Luxus“. Mit dem Stoffbündel unter Arm zog sie mit 5 D-Mark in der Tasche los, mit 5 D-Mark ist sie nach zwei Jahren auch nach Hause gekommen. „Es ist eine Freiheit, die man so nie wieder hat“, sagt König-Deeg. „Zeit und Geld sind völlig unwichtig, man hat keine Verantwortung, keine Verpflichtungen und keine Versicherungen.“

    Was auf der Walz schon damals ohne Handy wunderbar funktioniert hat, war das Netzwerken. „Alles lief über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Manchmal ging man zu zweit, mal allein, aber jeder gab jedem Tipps, wo es Arbeit oder Unterkunft gibt.

    Bis nach Kanada hat König-Deeg ihre Wanderschaft geführt. Mit dem dort verdienten Geld wurde der Flug bezahlt, sonst ging es per pedes oder auch als Anhalter durch die Lande. „Zu 99,9 Prozent habe ich nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt die Schreinerin. Angst hatte sie nie, und gefährliche Situationen gab es auch nicht.

    „Die Zeiten, wo man sich hinter seiner Hobelbank verkriechen konnte, sind vorbei.“

    Tanja König-Deeg, Schreinermeisterin

    Nach zwei Jahren auf der Walz besuchte die junge Frau die Meisterschule. Dort lernte sie ihren jetzigen Mann Philipp kennen, der ihr ausbildungsmäßig schon ein Jahr voraus war. Nach der Meisterprüfung habe sie damit geliebäugelt, in den Fachjournalismus einzusteigen. Damals hätten die Handwerker schwer gekämpft, um über die Runden zu kommen. Aber es kam anders. „Jetzt bin ich froh darüber“, meint sie.

    Heute habe das Handwerk wieder goldenen Boden, aber das gelte vor allem für das Bauhauptgewerbe. Auf einen Fliesenleger kann man beim Bauen nicht verzichten, auf maßgeschneiderte Möbel aber schon.

    Und genau mit diesem Angebot hatte ihr Mann in einer alten Schreinerei in Brebersdorf begonnen, seinen eigenen Betrieb aufzubauen. „Es ging zäh, aber stetig bergauf“, erinnert sie sich. Sie selbst arbeitete anfangs noch in einem anderen Betrieb, das Geld wurde gebraucht.

    Ständig auf der Suche nach neuen guten Schreinern

    Erst als 2004 der gemeinsame Sohn auf die Welt kam, stieg König-Deeg in die eigene Firma ein. Nach der Geburt der Zwillinge 2008 kam der Umzug nach Dittelbrunn, die Vergrößerung und Modernisierung des Handwerksbetriebs, der heute drei Mitarbeiter und Aushilfen beschäftigt und ständig auf der Suche nach neuen guten Schreinern ist.

    Die drei Kinder kamen bereits mit einem Jahr in die Krippe, später in den Kindergarten und den Hort. „Sie waren alle super betreut“, weiß die Mutter, die nie ein schlechtes Gewissen deshalb hatte. „Glückliche Mama, glückliche Kinder, und ich bin glücklich, wenn ich arbeiten kann.“

    Der Tag von Tanja König-Deeg ist klar strukturiert: Von 6.30 bis 7 Uhr sitzt die Familie am Frühstückstisch, „der einzigen gemeinsamen Mahlzeit unter der Woche“. Dann geht Ehemann Philipp in den Betrieb. Sie geht mit den Zwillingen aus dem Haus. In der Firma ist sie Mädchen für alles. Montag und Dienstag ist sie meist im Büro. Wenn nichts Außergewöhnliches anfällt, verbringt sie ihre Zeit aber immer noch am liebsten in der Werkstatt. Ab 15 Uhr ist sie zuhause, es ist Familienzeit.

    Für ihren Handwerksbetrieb lässt sich die Unternehmerin auch immer wieder etwas Neues einfallen, Koch- und Grillkurse in der Aktionsküche im Ausstellungsraum oder Kurse mit dem Dampfgarer. „Es ist wichtig mit den Leuten in Verbindung zu bleiben und zu hören, was die eigentlich wollen und brauchen“, weiß König-Deeg. „Die Zeiten, wo man sich als Handwerker hinter seiner Hobelbank verkriechen konnte, sind vorbei.“

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