Sei doch nicht gleich so aggressiv! "Ich bin nicht aggressiv." "Dann schrei mich nicht so an." Wer diese oder ähnliche Dialoge kennt, hat vielleicht auch schon Loriots wunderbaren Sketch zu diesem Thema gehört, in dem die Kommunikation unter Ehepaaren auf die Schippe genommen wird. Das hat in der Bundesrepublik der 70er Jahre kaum einer so witzig gekonnt wie der große Humorkünstler.

Annähernd witzig gestalteten auch Christoph Maria Herbst und Moritz Netenjakob ihren Theaterabend zum Thema "Das ernsthafte Bemühen um Albernheit". Im gut gefüllten Gemeindehaus blieb bald kein Auge trocken. Herbst kennen alle und Moritz Netenjakob eigentlich auch, denn er ist ein erfolgreicher Comedy-Autor und Buchschreiber, viele seiner Texte haben zur Größe der deutschen Comedylandschaft beigetragen.

Als gut eingespieltes Team veranstalteten beide auf der Bühne einen Parcours-Ritt durch die Fernseh-Unterhaltungsbranche von den Anfängen der Privatsender bis hin zu heutigen Comedy-Ereignissen. Die zwei Männer nahmen ihr Publikum mit in eine heitere und alberne Stimmung hinein, die entstehen kann, wenn zwei Männer sich sehr gekonnt zum Affen machen. Beide sind begnadete Stimmenimitatoren, so tauchte nicht nur Udo Lindenberg, sondern auch Jürgen Busse, Michael Mittermeier, Rüdiger Hofmann auf, aber auch Willi Brand, Helmut Kohl, Didi Hallervorden und Klaus Kinski.
In die unterschiedlichsten Rollen geschlüpft
Dass man(n) sich beim Fußball nicht von seinen Emotionen leiten lassen darf, wissen Ehefrauen wahrscheinlich inzwischen. Dass man das Märchen von Hänsel und Gretel auch aus unterschiedlicher Perspektive erzählen kann, war dem Publikum eher unbekannt. Es amüsierte sich köstlich über den Marktschreier, den Piloten, den Sportberichterstatter und den rheinländischen Biertrinker, die ihrer kleinen Tochter die bekannte Geschichte erzählten. Glaubhaft vermittelten die beiden auf der Bühne ihren Spaß dabei, in die unterschiedlichsten Rollen zu schlüpfen.

Sie erzählten aber auch aus ihrer persönlichen Geschichte, Herbst erinnerte sich an seinen Religionslehrer, den er 1983 mit einer selbst geschriebenen Entschuldigung überzeugte, dass Schwänzen auch praktizierter Religionsunterricht sein kann: händchenhaltend mit einem hübschen Mädchen … Netenjakob berichtete über seinen Erfolg beim anderen Geschlecht mit seinen Imitationen von Otto Waalkes.
Auch zu ernsten Themen wurden viel gelacht: Herbst hat nämlich das Hörbuch von Timur Vermes "Er ist wieder da" eingelesen und er erzählte, wie anstrengend es gewesen sei, täglich für mehrere Stunden die Stimme des Diktators zu imitieren. "In dieser Zeit hatte ich öfters das Bedürfnis, mich zu duschen". Seine Lesereisen mit diesem Buch seien in Ost- und Westdeutschland unterschiedlich aufgenommen worden, berichtete Herbst. Überhaupt sei Herbst einer der begabtesten Hörbuchsprecher Deutschlands, so Netenjakob, sogar das Bürgerliche Gesetzbuch und die Straßenverkehrsordnung habe er eingelesen, im Ernst! Sehr witzig auch war Herbsts Vortrag aus dem "total gefälschten Tagebuch von dem Mann von Frau Merkel", in dem Angela auf einer Party von Anton Hofreiter auftauchte.
Am Ende gab es noch einmal Loriot mit seinem berühmten Sketsch über das weichgekochte Ei, das zu hart war. Bei solchen Reklamationen eierliebender Ehemänner bleibt deren Frauen manchmal nur eine Antwort: Ich weiß es nicht, ich bin kein Huhn! Und das Publikum bedankte sich mit großem Applaus für die unbeschwerten Stunden.